IG Metall an VW-Spitze: Spart euch eure Sparpläne!

4. Mai 2019: Bahnsteig Wolfsburg Hauptbahnhof mit dem VW-Werk im Hintergrund

(Bild: hydebrink / Shutterstock.com )

Volkswagen und IG Metall starten Verhandlungen über Sparmaßnahmen. Während VW auf Kostensenkungen pocht, will die Gewerkschaft Kündigungen verhindern.

Der Volkswagen-Konzern und die IG Metall treffen sich am heutigen Mittwoch erstmals zu Verhandlungen über die neuen Sparpläne des Autobauers. Die Positionen beider Seiten liegen weit auseinander, die Spannungen sind so hoch wie seit Jahren nicht mehr.

Gewerkschaft zieht rote Linien

Die IG Metall stellt im Vorfeld klar, dass Werksschließungen und Massenentlassungen für sie nicht infrage kommen. "Das ist mit uns nicht zu machen", betonte der niedersächsische IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) vor den Verhandlungen. Er drohte, dass im Falle eines Festhaltens von VW an den Sparplänen "Zehntausende von Kollegen das Unternehmen wieder auf den richtigen Weg zwingen" würden.

Auch Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die für die IG Metall mit am Verhandlungstisch sitzt, hatte zuvor Werksschließungen und Entlassungen als klare rote Linien bezeichnet und Widerstand angekündigt.

VW pocht auf Zugeständnisse

VW-Konzernchef Oliver Blume drängt dagegen auf Zugeständnisse der IG Metall. "Ich erwarte dort schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen", sagte er laut dpa am Montag. Zugleich betonte er, man werde um jeden Arbeitsplatz in Deutschland kämpfen. Dafür sei aber die Grundlage, "dass wir auf der Kostenseite über alle Bereiche deutlich nach unten kommen".

VW hatte Anfang des Monats seinen Sparkurs bei der Kernmarke verschärft und die seit 30 Jahren geltende Beschäftigungsgarantie gekündigt. Laut Manager Magazin könnten mittelfristig bis zu 30.000 Stellen wegfallen. Auch die Schließung ganzer Werke werde nicht mehr ausgeschlossen.

Streit um Entgelt und Beschäftigungssicherung

Die ursprünglich für Ende Oktober geplante Tarifrunde wurde vorgezogen, nachdem VW seinen Sparkurs verschärft hatte. Statt nur über die Entgelte soll nun auch über die gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden. Die IG Metall fordert in der Tarifrunde für die Branche und auch bei VW sieben Prozent mehr Geld, ohne Abstriche für VW.

Die Gewerkschaft forderte VW auf, zunächst konkrete Sparpläne auf den Tisch zu legen. Bislang gebe es außer der Kündigung mehrerer Tarifverträge keine Details zu möglichen Entlassungen und Werksschließungen. Nötig sei vielmehr "ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte", das ohne betriebsbedingte Kündigungen und Standortschließungen auskomme.

Zeitdruck auf beiden Seiten

Kommt es zu keiner Einigung, würden mit der Beschäftigungssicherung auch die vor 30 Jahren vereinbarten Zugeständnisse der Belegschaft wie der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld wegfallen. Statt zu sparen, würde es für VW dann sogar teurer, kritisiert die IG Metall.

VW hat bereits angedroht, dass in diesem Fall "betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen" seien. Möglich wäre das nach einer sechsmonatigen Übergangsfrist ab Juli 2025. Auch Streiks wären ab Dezember möglich, wenn die Friedenspflicht endet.

Für Konzernchef Blume ist der Konflikt eine große Herausforderung. Er hat gewarnt, dass die Kosten in Deutschland zu hoch sind, weil der Absatz sinkt und chinesische Hersteller nach Europa drängen. Auch in Asien, wo einheimische Marken bei Elektroautos dominieren, hat VW an Schwung verloren.