IT-Sicherheit: Jedes zehnte Unternehmen in Deutschland wird ausspioniert

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Deutsche Unternehmen werden immer häufiger Opfer von Spionage. Eine neue IAB-Studie zeigt das ganze Ausmaß. Forscher appellieren, mehr in IT-Sicherheit zu investieren.
Spionage ist für deutsche Unternehmen keine Seltenheit mehr. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wurde in den vergangenen fünf Jahren jeder zehnte Betrieb in Deutschland ausspioniert. Rund zwölf Prozent aller Betriebe berichten über mindestens einen Verdachtsfall oder einen Angriff. Die Forscher sehen dringenden Handlungsbedarf und appellieren an die Unternehmen, mehr in ihre IT-Sicherheit zu investieren.
Hacker haben es auf IT-Systeme abgesehen
Die Studie zeigt deutlich, dass Industrie- und Wirtschaftsspionage hauptsächlich digital stattfindet. Mehr als die Hälfte aller berichteten Verdachtsfälle sind Hackerangriffe auf IT-Systeme. Bei den tatsächlichen Angriffen liegt dieser Anteil sogar bei 61,5 Prozent. Das bedeutet: In 5,5 Prozent aller deutschen Betriebe wurden Hackerangriffe verübt. Weitere 3,7 Prozent haben den Verdacht, dass solche Attacken auf sie verübt wurden.
"Industrie- und Wirtschaftsspionage findet vor allem digital statt, beispielweise durch Cyberattacken oder digitales Ausspähen", berichtet IAB-Forscherin Iris Möller. Über ein Fünftel der Betriebe, die tatsächlichen Angriffen ausgesetzt waren, wurde Opfer eines digitalen Datendiebstahls. Das entspricht 1,9 Prozent aller Betriebe.
IT- und Kommunikationsbranche besonders gefährdet
Kein Wirtschaftsbereich ist vor Spionage sicher, doch einige Branchen sind stärker betroffen als andere. Am häufigsten werden laut Studie [1] Betriebe der Informations- und Kommunikationsbranche ausspioniert. 15,5 Prozent von ihnen berichten über Angriffe. Auch im Bereich Verkehr und Lagerei (14 Prozent), im Großhandel (13,1 Prozent) sowie in der öffentlichen Verwaltung (12,1 Prozent) kommt es überdurchschnittlich oft zu Spionageangriffen.
"Grundsätzlich gibt es keine Bereiche, die von der Industrie- und Wirtschaftsspionage völlig verschont bleiben", stellt IAB-Forscherin Susanne Kohaut fest. Interessanterweise sei es nicht nur das verarbeitende Gewerbe, das ausgespäht werde. Viele Branchen im Dienstleistungs- und Servicebereich seien ebenfalls betroffen.
Innovative und international aktive Firmen im Visier
Besonders häufig trifft es Betriebe, die technologisch führend und im internationalen Wettbewerb aktiv sind. Unternehmen mit Produkt- oder Verfahrensinnovationen berichten deutlich öfter von Spionageangriffen als nicht-innovative Firmen.
Auch Betriebe, die sich mit Forschung und Entwicklung befassen oder exportieren, werden häufiger ausspioniert. "Industrie- und Wirtschaftsspionage sind zielgerichtet und betreffen insbesondere solche Betriebe, die technologisch weit entwickelt sind und im internationalen Wettbewerb stehen", ordnet Albrecht Glitz von der Universität Pompeu Fabra die Ergebnisse ein.
Innerhalb der Unternehmen zielen die Angriffe vor allem auf IT-Abteilungen ab. In 41,8 Prozent der Fälle war der IT-Bereich das Ziel. An zweiter Stelle folgt mit 32,7 Prozent die Geschäftsführung.
Appell an Unternehmen: Investiert mehr in IT-Sicherheit!
Angesichts der Studienergebnisse sehen die Forscher dringenden Handlungsbedarf. "Für den Wirtschaftsstandort Deutschland wird es künftig noch wichtiger sein, die Entwicklungen in diesem Bereich genau zu verfolgen und effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen, um den gesamtwirtschaftlichen Schaden zu minimieren", betont Albrecht Glitz.
Die Experten appellieren an die Unternehmen, die IT-Sicherheit zur Priorität zu machen. Gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung und geopolitischer Spannungen dürften die Anreize für Spionage weiter steigen. Deshalb müssten die Firmen jetzt in Schutzmaßnahmen investieren – von sicherer Hard- und Software über Mitarbeiterschulungen bis zu Notfallplänen für den Ernstfall. Nur so könnten sie ihr geistiges Eigentum, ihre Wettbewerbsfähigkeit und letztlich auch Arbeitsplätze in Deutschland langfristig schützen.
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