Ifo-Index: Deutsche Unternehmen starten pessimistisch ins Wahljahr

Bernd Müller
Viele Firmen stehen vor großen Herausforderungen und sie drohen, unterzugehen.

Trotz leichter Verbesserung bleibt die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gedrückt. Der Ifo-Index zeigt: Vor allem der Blick in die Zukunft bereitet Sorgen.

Der Beginn des Wahljahres 2025 ist für die deutsche Wirtschaft alles andere als rosig. Zwar hat sich die Stimmung laut aktuellem ifo-Geschäftsklimaindex im Januar leicht verbessert. Mit 85,1 Punkten liegt der Index aber immer noch deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt. Vor allem der Blick in die Zukunft bleibt von Skepsis geprägt.

"Da Trump die Unsicherheit erhöht und es in Deutschland aufgrund der bevorstehenden Wahlen politische Unsicherheit gibt, warten die Unternehmen mit Investitionen", erklärte Ifo-Präsident Clemens Fuest gegenüber Bloomberg Television. "Es wird also ein weiteres schwieriges Jahr werden."

Dienstleister legen zu, Industrie weiter im Tief

Vor allem das Verarbeitende Gewerbe, das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, steckt weiter in der Krise. Die Geschäftserwartungen der Industrieunternehmen fielen erneut schlechter aus. Auch die Zahl der Neuaufträge nimmt weiter ab. Die Kapazitätsauslastung verharrt bei mageren 76,5 Prozent – weit entfernt vom langjährigen Mittel von 83,4 Prozent.

Deutlich besser sieht es im Dienstleistungssektor aus. Hier stieg der Index spürbar an. Die Unternehmen zeigten sich merklich zufriedener mit den laufenden Geschäften. Auch der Ausblick hellte sich auf, bleibt aber von Vorsicht geprägt. Einen regelrechten Stimmungssprung nach oben gab es bei den IT-Dienstleistern.

Schwache Nachfrage und hohe Kosten belasten

Deutschland hat gerade das zweite Rezessionsjahr in Folge hinter sich. Gründe dafür gibt es viele: Die schwache Auslandsnachfrage und die hohen Kreditkosten haben die Wirtschaft ausgebremst. Aber auch hausgemachte Probleme wie der Fachkräftemangel aufgrund der alternden Gesellschaft und die starke Abhängigkeit von China machen sich immer stärker bemerkbar.

Diese Themen dürften auch im Bundestagswahlkampf eine wichtige Rolle spielen. In Umfragen liegt derzeit die konservative CDU/CSU vorn. Ihr Vorsitzender Friedrich Merz könnte Bundeskanzler Olaf Scholz nach der Wahl am 23. Februar ablösen. Eine der ersten Fragen für eine neue Regierung wird sein, ob die strikten Schuldenbremsen gelockert werden.

Ifo-Präsident Fuest sieht hier klare Prioritäten: "Oberste Priorität hat die Ausarbeitung eines Wirtschaftsreformprogramms, das einige strukturelle Probleme angeht – Energiepreise, hohe Steuern, Regulierung, Bürokratie. Das ist wichtiger als kurzfristige Konjunkturmaßnahmen."

EZB senkt erneut die Zinsen

Um die Wirtschaft zu stützen, wird die Europäische Zentralbank (EZB) aller Voraussicht nach am Donnerstag zum vierten Mal in Folge an der Zinsschraube drehen. Experten rechnen laut Bloomberg mit einer weiteren Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Auch für den weiteren Jahresverlauf werden zusätzliche Lockerungsschritte erwartet.

Doch selbst die Geldpolitik dürfte die deutsche Wirtschaft nur bedingt ankurbeln. Solange die Unsicherheit durch den Handelskonflikt mit den USA und die Energiewende hoch bleibt, werden viele Unternehmen Investitionen scheuen. Die Bundesbank und andere Prognostiker erwarten daher für 2025 bestenfalls ein Wachstum knapp über der Nulllinie. Das Risiko einer erneuten Rezession bleibt real.