Impfpanne zur Unzeit

Der Kinderschutzbund rät davon ab, Kinder bei "Massenaktionen" ohne individuelle Beratung impfen zu lassen. Symbolbild: Katja Fuhlert auf Pixabay (Public Domain)

Mitten in der emotionalen Debatte um Kinder-Impfungen sind in Olpe Kinder mit dem für sie nicht zugelassenen Vakzin von Moderna geimpft worden

Es war eine "Panne" zur Unzeit: Über kaum ein anderes Thema wird gerade so emotional diskutiert wie über Covid-19-Impfungen für Kinder und Jugendliche, die als Corona-Patienten auf Intensivstationen kaum vertreten sind und die Krankheit in der Regel selbst gut "wegstecken". Nun sind im nordrhein-westfälischen Landkreis Olpe versehentlich Kinder unter zwölf Jahren mit dem für sie nicht zugelassenen Vakzin Spikevax von Moderna geimpft worden.

Für ältere Kinder und Jugendliche ist dies zwar erlaubt, wird aber von der Ständigen Impfkommission (Stiko) ausdrücklich erst für Personen ab 30 Jahren empfohlen. In Schweden war Anfang Oktober die Impfung von Menschen unter 30 mit dem Moderna-Vakzin wegen des möglicherweise erhöhten Risikos für Herzmuskelentzündungen als Nebenwirkung sogar ganz eingestellt worden.

Strafanzeige wegen Körperverletzung

In Olpe hat nun ein Elternpaar Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet: Die Anzeige richte sich gegen die Person, die die fehlerhafte Impfung am Sonntag im Impfzentrum in Attendorn durchgeführt haben soll, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montag. Das Elternpaar habe zwei Kinder unter zwölf Jahren, denen statt des Impfstoffs Comirnaty von Biontech das Moderna-Vakzin verabreicht worden sei. Der Fehler sei der impfenden Medizinischen Fachangestellten selbst aufgefallen, hatte die Kreisverwaltung am Sonntag mitgeteilt.

Der Kinderschutzbund rät Eltern davon ab, ihre Kinder bei "Massenaktionen" in Impfzentren, Schulen oder Kindertagesstätten impfen zu lassen. Stattdessen wird eine individuelle Beratung beim Kinderarzt empfohlen. Außerdem solle immer einvernehmlich von Eltern mit Kindern und Jugendlichen entschieden werden.

Die Stiko bewertet das Nutzen-Risiko-Verhältnis der Impfung für Fünf- bis Elfjährige ohne Vorerkrankungen anders als bei Erwachsenen – und stand in den letzten Wochen politisch und medial unter Druck, weil sie für diese Altersgruppe keine allgemeine Impfempfehlung geben wollte. Stiko-Chef entschuldigte sich schließlich für die Aussage, dass er ein sieben- oder achtjähriges Kind "wahrscheinlich jetzt nicht impfen lassen" würde, wenn er eines hätte.

Impfdruck auf Kinder

Der Kinderschutzbund stellte in den letzten Wochen einen bedenklichen Impfdruck auf Kinder fest, gab aber ungeimpften Erwachsenen die Schuld, die sinngemäß ihren Beitrag zur Senkung der Inzidenzen nicht geleistet hätten.

"Hätten wir eine deutlich höhere Impfquote bei den Erwachsenen, bei denen, die dafür in Frage kommen, hätte man gar nicht so heftig über das forcierte Impfen von Kindern diskutieren müssen", sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, vergangene Woche der Passauer Neuen Presse.

Der Eindruck, dass hier gerade Kinder für die Gesundheit von Erwachsenen verantwortlich gemacht werden, drängt sich jedenfalls nicht nur den "üblichen Verdächtigen" auf.