Imran Khans politisches Schicksal: Aufstieg und Fall eines Hoffnungsträgers

Seite 4: Woran Khan wirklich scheiterte

Imran Khan brauchte keine amerikanische Verschwörung, um zu scheitern, wie alle Präsidenten und Premierminister vor ihm, gewählt oder nicht, in Zivil oder Uniform. Dafür sind die Probleme zu groß und die Ressourcen, die eine Regierung hat, viel zu gering.

Womöglich ist neben Staatsgründer Jinnah noch immer Zulfiqar Bhutto der einzige Führer, dem überhaupt bewusst war, wie groß die Aufgabe ist, der er sich stellte.

Imran Khan versprach bei seinem Amtsantritt nicht etwa harte Arbeit und bescheidenen Fortschritt, sondern einen Wohlfahrtsstaat wie zu Zeiten der vier Rechtschaffenen Khalifen, einen muslimischen Idealstaat, die maximale Annäherung an das Reich auf Erden. Dies zeugt von einem großen Ego, das immer mehr zur Hybris, zur maßlosen Selbstüberschätzung, neigte.

Auf eine Art verständlich bei einem Mann (wir sind in Pakistan …), dem zunächst alles in den Schoß zu fallen schien: Sportlicher Erfolg, Geld, (westliche) Frauen und immer mehr Ruhm bis zum Status des einzigen wahren Nationalhelden.

Natürlich, seine Anfänge in der Politik waren hart und Khan musste viele Rückschläge und Erniedrigungen hinnehmen, bis er nach 20 Jahren sein Ziel erreichte. Das spricht für seine Ausdauer und seinen Geist, aber auch wieder für ein zu unerschütterliches Selbstvertrauen.

Als nach Corona der Lack ab und er nur noch ein gewöhnlicher Politiker und kein Hoffnungsträger oder Messias mehr war, suchte Khan Schuldige und fühlte sich von Verschwörern umringt. Er brach sämtliche Tabus der Politik.

Zunächst hatte er damit sogar Erfolg, doch hätte er nach seinem Abgang einfach nur stillhalten müssen, denn die Krise, die ihn das Amt gekostet hatte, begrub nun seine Gegner. Doch er hänselte sie alle, ob in Zivil oder Uniform und goss in fast selbstzerstörerischer Absicht Öl ins Feuer.

Er schien seinen Sturz zu fordern und er bekam ihn. Psychologen können das Phänomen Imran Khan wohl besser erklären als Historiker und Politologen.