Indien rüstet am Golf von Bengalen nuklear auf

Bild eines U-Bootes

Bild: Anton Watman, Shutterstock.com

Indien baut einen Bunker für seine atomar bewaffnete U-Boote, die gegen Pakistan und China gerichtet sind. Die Kräfteverhältnisse in der Region sind im Fluss. Wird Delhi sich behaupten können?

Kürzlich berichtete der Indian Defense Research Wing, dass Indiens ehrgeiziges Projekt Varsha (zu Deutsch etwa "Regen"), ein weitläufiger, 1.680 Hektar großer Marinestützpunkt, an der Ostküste des Subkontinents bei Rambilli rasch Gestalt annimmt.

Das Projekt beinhaltet einen strategischen Marinestützpunkt, der eine Flotte von später einmal zwölf Atom-U-Booten beherbergen soll, die mit ballistischen Raketen bewaffnet sind (Ship Submersible Ballistic Nuclear, SSBN). Es handelt sich um einen unterirdischen Komplex, der auch als U-Boot-Bunker dienen wird.

Bislang verfügt Indien jedoch nur über ein einziges aktives SSBN, das INS Arihant. Es ist mit 12 ballistischen U-Boot-Raketen (Submarine-launched ballistic missile, SLBM) bewaffnet ist, die eine Reichweite von 700 Kilometern haben. Indien plant bis Ende dieses Jahres, sein zweites SSBN, das INS Arighat, in Betrieb zu nehmen.

Indiens Atom-U-Boot-Flotte wächst zügig

Indiens drittes SSBN, das den Codenamen S4 trägt, befindet sich noch im Bau und wird vermutlich deutlich größer werden als seine Vorgänger. Satellitenbilder zeigen, dass das S4 doppelt so viele Atomraketen tragen kann wie seine beiden Vorgänger.

Die S4 könnte demnach entweder über 24 atomare Kurzstrecken- oder acht Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 3.500 Kilometern verfügen. Delhi wird die S4 vielleicht noch in diesem Jahr fertigstellen und dann mit der Seeerprobung beginnen.

Danach wird Indiens viertes SSBN wahrscheinlich auf dem S4 basieren - allerdings mit verschiedenen Verbesserungen. Zunächst strebt Indien den Betrieb von vier SSBN an.

Neuausrichtung der atomaren Bedrohungen

Wie die Asia Times schreibt, wird das Projekt Varsha Indiens Seestreitkräfte nicht nur vor neugierigen Blicken und Bedrohungen aus der Luft schützen. Der Bunker bietet gleichzeitig Raum für die benötigte Atomtechnik. Ergänzt wird der Bau durch oberirdische Piers.

Der Standort des Projekts Varsha verschafft Indien einen strategischen Vorteil, da er die indische Marine näher an wichtige Schifffahrtswege bringt. Zudem dürfte der Atom-U-Boot Bunker die Abschreckung der indischen Marine erheblich verbessern, indem er den Einsatz von nuklear bewaffneten U-Booten von einer stark gesicherten Basis aus ermöglicht.

Die Überlegungen der indischen Militärs gehen allerdings weiter. Sie wollen atomar bestückte Interkontinentalraketen in ihren U-Booten, die China und Pakistan von der Bucht von Bengalen aus erreichen können.

Indien will Atomraketen mit größerer Reichweite

Denn bisher ist die Reichweite der indischen U-Boot-Raketen auf Südpakistan beschränkt. Auch könne mit ihnen nur dann ganz China angegriffen werden, wenn die U-Boote zuvor durch die Straße von Malakka fahren.

Indien entwickelt jedoch bereits die K-5 SLBM mit einer Reichweite von 5.000 Kilometern. Delhi betrachtet sich vonseiten Pakistans und Chinas als doppelt nuklear bedroht, denn beide Länder arbeiten seit langem verteidigungs- und vor allem rüstungspolitisch zusammen.

Im April 2015 unterzeichnete Pakistan mit China einen Vertrag über die Lieferung von acht konventionell angetriebenen U-Booten, von denen vier in China und vier in Pakistan gebaut werden sollen. Laut Asia Times hat Pakistan sein erstes, in China gebautes U-Boot bereits vom Stapel laufen lassen.

Pakistan bekommt U-Boote von China

Pakistan könnte diese U-Boote mit nuklear bestückten Marschflugkörpern ausstatten, die eine Reichweite von 450 Kilometern haben. Das würde Pakistan dabei helfen, Indiens konventioneller militärischer Stärke entgegenzuwirken und gleichzeitig seine Nuklearwaffen vor möglichen Präventivschlägen zu verbergen. Außerdem könnte Pakistan so eine Zweitschlagskapazität aufrechterhalten.

Der Golf von Bengalen gilt als gute Wahl, da seine Gewässer eine bessere Deckung bieten, als die der besser überwachten Arabischen See. Zudem baut Delhi bereits seinen dritten Flugzeugträger, der gegebenenfalls den Golf von Bengalen besser schützen kann.

Es ist gilt zwar als unwahrscheinlich, dass Chinas atomar bewaffnete U-Boote in den Golf von Bengalen vordringen werden, da sie dazu erst die Straße von Malakka durchqueren müssten. Dennoch hat China unlängst drei Schiffe in den Indischen Ozean entsandt, um die Region zu kartieren.

Indiens Marine in der Südchinesischen See aktiv

Umgekehrt stellt Indiens zunehmende Marinepräsenz im Südchinesischen Meer durchaus eine Bedrohung für China dar, das dieses Seegebiet nach US-Angaben seinerseits zu einer Bastion für seine U-Boot-Flotte machen will.

Erst im April hat eine Flottille von drei indischen Kriegsschiffen die philippinische Hauptstadt Manila im Rahmen eines Einsatzes in Südostasien angelaufen und ist auch in malaysischen Häfen und in Singapur vor Anker gegangen.

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