Industrie in der Klemme: Wie Europa im globalen Vergleich den Kürzeren zieht
Europas Industrie leidet unter hohen Energiepreisen, die ihre globale Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Dagegen profitieren die USA von niedrigen Kosten. Wie es dazu kam?
Die Energiepreise in Europa sind hoch und stellen die Wirtschaft und die Menschen vor große Herausforderungen. Seit der Covid-Pandemie sind die Gas- und Strompreise gestiegen – und sie werden nicht bald wieder auf das Niveau vor der Pandemie sinken. Das hat die EU-Kommission kürzlich bestätigt.
EU-Kommission warnt: Steigende Energiekosten bedrohen Wachstum
In einer Mitteilung an die Finanzminister der Eurozone warnte die EU-Kommission davor, dass Unternehmen weiterhin mit steigenden Energiekosten zu kämpfen hätten. Dies könne das Wachstum beeinträchtigen.
Die unterschiedlichen Energiepreise in Europa: Ein Ländervergleich
Bereits vor der Pandemie gab es deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Gründe dafür waren der Energiemix, die Steuer- und Abgabenbelastung und der Grad der Regulierung. Jetzt haben sich die erheblichen Unterschiede noch verstärkt.
So sind die Gaspreise in einigen Ländern besonders stark gestiegen. In einigen dieser Länder sind sie wieder gesunken, in anderen verharren sie auf hohem Niveau. Dies hat dazu geführt, dass sich die Energiekosten für Unternehmen in einigen Ländern verdoppelt haben.
Europäische Hersteller im Nachteil: Der Einfluss hoher Energiepreise
Die europäischen Hersteller haben daher strukturelle Nachteile gegenüber ihren amerikanischen Konkurrenten. Hohe Energiepreise erhöhen die Produktionskosten und schwächen die Position im globalen Wettbewerb.
Die USA hingegen sind längst zum weltgrößten Gasexporteur aufgestiegen und bieten ihren Unternehmen günstige Energiepreise. Dies stärkt ihre Wettbewerbsfähigkeit.
Strommarktreform 2022: Schutz vor Preisspitzen für Verbraucher
Der Anstieg der Gaspreise im Jahr 2022 hat nicht nur die Strompreise in die Höhe getrieben. Er hat auch zu einer Reform des Strommarktes geführt, die die Verbraucher besser vor Preisspitzen schützt.
Die Reform war aber auch aus einem anderen Grund notwendig. Der Energiepreisschock hatte auch einige EU-Länder dazu verleitet, ihre Versorgung auf Kosten ihrer Nachbarn zu sichern. Auf Euractiv heißt es, Deutschland habe diese "Beggar-thy-Neighbour"-Politik betrieben. In geringerem Maße sei auch Frankreich daran beteiligt gewesen.
Finanzielle Unterstützung gegen hohe Energiekosten: EU-Länder im Vergleich
Ein weiterer Grund für die unterschiedlichen Energiepreise in den EU-Ländern sind die Möglichkeiten der einzelnen Länder, die Preise zu stützen. Wirtschaftlich stärkere Länder konnten größere Stützungspakete schnüren.
Alle EU-Länder zusammen haben fast 540 Milliarden Euro bereitgestellt, um ihre Industrie und Haushalte vor steigenden Energiekosten zu schützen. Davon entfielen allein 158 Milliarden Euro auf Deutschland, wie der Thinktank Bruegel hervorhob.
Zukunft der Energiepreise: Prognosen bis 2025
Laut EurActiv werden die Energiepreise bis 2025 hoch bleiben. Diese Prognose stützt sich auf Analysten der Ratingagentur S&P Global Ratings. Erst ab 2026 könnten die Preise demnach wieder sinken.
Deutschlands Energiepolitik unter der Lupe: Verlust an Wettbewerbsfähigkeit?
Vor diesem Hintergrund zweifeln inzwischen viele an der Energiepolitik der Bundesregierung. Während Deutschland und Europa an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, werden die letzten Atomkraftwerke abgeschaltet. Europa werde durch eine solche Energiepolitik erpressbar – aber nicht nur dadurch, stellt das Handelsblatt fest.
In einem Interview mit dem Handelsblatt erklärte Thomas Schulz, Chef des Industriedienstleisters Bilfinger: "Dass Deutschland in der größten Energiekrise die letzten drei Atomkraftwerke abgestellt hat, ist unbegreiflich". Das könne er Geschäftspartnern im Ausland nicht logisch erklären.
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