Boomer im Netz: Warum das Internet der Generation 50+ gut tut
Eine neue Studie räumt mit Vorurteilen auf. Menschen über 50 profitieren nachweislich vom Internet. Was die Wissenschaftler dabei besonders überrascht hat.
Das Internet gewinnt laut einer neuen Studie an Bedeutung bei der Bewältigung psychischer Probleme im mittleren und fortgeschrittenen Alter. Nachdem psychische Erkrankungen während der Corona-Krise bei Jungen und Älteren zugenommen haben, hält dieser Negativtrend auch seither an.
Internet: Hassmaschine und Lebenshilfe?
Welche Rolle das Internet dabei spielt, ist nicht unumstritten: Neben Stichworten wie "Hass im Netz" ist die Einschätzung verbreitet, dass es von menschlichen Begegnungen im "Real Life" abhält und Einsamkeitsgefühle letztendlich verschärft. Zumindest für die "Boomer" und Teile der "Generation X" trifft das aber offenbar nicht zu.
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Ein chinesisches Forschungsteam hat das nun für die Altersgruppe untersucht, die noch ohne Internet aufgewachsen ist. Die Studie wurde in 23 Ländern durchgeführt und liefert Erkenntnisse über einen positiven Zusammenhang zwischen Internetnutzung und psychischem Wohlbefinden bei Erwachsenen ab 50 Jahren.
Internet als Schlüssel zu mehr Sozialkontakten
Das Internet biete ihnen "einen wichtigen Kanal für soziale Kontakte und Online-Unterhaltung, was sich positiv auf ihre psychische Gesundheit auswirken kann", heißt es in der Studie, die im Fachmagazin Nature Human Behaviour veröffentlicht wurde. Gerade zur Lebenszufriedenheit älterer Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, kann das Netz demnach beitragen. Zudem fänden sie hier auch manche Gesundheitsinformationen.
Anhand von linearen, gemischten Modellen und Meta-Analysen haben Qingpeng Zhang und sein Team von der Universität in Hongkong den Zusammenhang zwischen Internetnutzung und psychischer Gesundheit bei 87.559 Erwachsenen der Altersgruppe "50 plus" untersucht.
Internetnutzung und Psyche: Positive Effekte in Ost und West
Unabhängig vom Kulturkreis zeigte sich dabei, dass eine häufigere Internetnutzung mit einer besseren psychischen Gesundheit verbunden war – sowohl in Großbritannien und den USA als auch in China.
Eine häufigere Internetnutzung war hier mit weniger depressiven Symptomen und einer besseren gesundheitlichen Selbsteinschätzung verbunden.
Rat an Länder mit begrenztem Internetzugang
Das Forschungsteam betonte in diesem Zusammenhang, die Ergebnisse seien relevant für die Gesundheitspolitik und -praxis zur Förderung der psychischen Gesundheit im späteren Lebensalter, insbesondere in Ländern mit begrenztem Internetzugang und begrenzten psychiatrischen Diensten.
Zudem erinnerte das Team an den umfassenden Aktionsplan für psychische Gesundheit, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Zeitraum von 2013 bis 2030 festgelegt habe.
Psychische Gesundheit sei nach WHO-Definition "ein Zustand des Wohlbefindens, der den Einzelnen befähigt, mit den Belastungen des Lebens umzugehen, seine Fähigkeiten zu nutzen, gut zu lernen und zu arbeiten und einen Beitrag zu seiner Gemeinschaft zu leisten". Diese Definition gehe über das Nichtvorhandensein psychischer Störungen hinaus.