Investitionen und Handel: Was China in Afrika erreichen will

Linda Calabrese
Chinas Präsident Xi Jinping gibt Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma die Hand

China-Afrika-Gipfel 2015: Chinas Präsident Xi Jinping gibt Südafrikas Ex-Präsident Jacob Zuma die Hand

(Bild: GovernmentZA/Flickr unter CC BY-ND 2.0)

China intensiviert sein Engagement in Afrika. Xi verspricht Milliarden für Kredite und Investitionen. Welche Strategie verfolgt Beijing auf dem Kontinent?

Die Beziehungen zwischen China und Afrika werden sich vertiefen. Bei einem Gipfeltreffen in Beijing Anfang September versprach Chinas Präsident Xi Jinping, dem Kontinent in den nächsten drei Jahren 51 Milliarden US-Dollar in Form von Krediten, Investitionen und Hilfe zukommen zu lassen und die diplomatischen Beziehungen mit den Ländern des Kontinents weiter auszubauen.

Chinas Ziele in Afrika

Beijings Engagement in Afrika ist nicht neu. Seit 1950 hat die erste Auslandsreise eines chinesischen Außenministers fast immer in ein oder mehrere afrikanische Länder geführt. Xis Versprechen werden jedoch in den USA und anderen westlichen Ländern, die mit China um globalen Einfluss konkurrieren, Besorgnis auslösen.

Sie könnten Befürchtungen wecken, dass China eine "Schuldenfallen-Diplomatie" betreibt, um afrikanische Länder in die Zahlungsunfähigkeit zu treiben und so Einfluss auf sie zu gewinnen. Dieser Narrativ ist so wirkmächtig, dass der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa sich gezwungen sah, ihn auf dem Gipfel zu dementieren.

Die verbreitete Vorstellung von chinesische Schuldenfallen, insbesondere der berüchtigte Fall des Hafens von Hambantota in Sri Lanka, der 2017 von der srilankischen Regierung an ein chinesisches Unternehmen verpachtet wurde, um Liquidität zu beschaffen, wurde mehrfach widerlegt.

Angesichts der wachsenden Bevölkerung und Wirtschaft Afrikas und des zunehmenden Engagements Chinas ist es jedoch wichtig zu verstehen, was China mit seiner Diplomatie erreichen will.

Langfristige Pläne

Chinas Engagement in Afrika ist sowohl strategischer als auch wirtschaftlicher Natur. Ob es darum geht, Stimmen bei den Vereinten Nationen zu gewinnen, einen besseren Zugang zu Ressourcen zu erhalten oder die internationale Verwendung seiner Währung zu steigern – Chinas diplomatische Beziehungen zu Afrika sind Teil seines Bestrebens, ein wichtiger Akteur in einer multipolaren Welt zu sein.

Aus rein wirtschaftlicher Sicht ist Afrika ein potenziell lukrativer Markt für China. Mit einem unterversorgten Markt und einer wachsenden Bevölkerung bietet das Expansionspotenzial in Afrika enorme Chancen für chinesische Unternehmen.

Dies gilt umso mehr, als die 2018 in Kraft tretende Afrikanische Kontinentale Freihandelszone die Möglichkeit eröffnet, grenzüberschreitende Wertschöpfungsketten in Afrika zu entwickeln.

Die meisten Güter, die China aus Afrika importiert, sind natürliche Ressourcen. Viele dieser Ressourcen sind von strategischer Bedeutung, beispielsweise für die Herstellung von Batterien. Im Gegenzug exportieren chinesische Unternehmen eine breite Palette von Waren nach Afrika, darunter Fertigwaren, Industrie- und Landwirtschaftsmaschinen sowie Fahrzeuge.

Was ausländische Direktinvestitionen betrifft, sind chinesische Unternehmen nach wie vor nur die fünftgrößten Investoren in Afrika, nach ihren niederländischen, französischen, US-amerikanischen und britischen Gegenstücken. Ihr Aufstieg allerdings verlief relativ schnell – und während westliche Unternehmen sich auf Ressourcen und den Finanzsektor konzentrieren, investieren chinesische auch stark in Bau- und Fertigungsindustrien.

Chinesische Unternehmen sind wichtige Akteure im afrikanischen Bausektor und arbeiten häufig an Projekten, die durch Kredite chinesischer Banken an afrikanische Regierungen finanziert werden. Im Jahr 2019 entfielen beispielsweise rund 60 Prozent des gesamten Bauvolumens in Afrika auf chinesische Auftragnehmer.

Neuausrichtung der Infrastrukturinvestitionen

Ein Teil der von China finanzierten Infrastruktur hat wenig zur Verbesserung des Handels oder der wirtschaftlichen Entwicklung in Afrika beigetragen. Allerdings hat sie zur Verschuldung einiger afrikanischer Länder beigetragen.

Die teuren Schnellstraßen, die Nairobi in Kenia und Kampala in Uganda mit den jeweiligen internationalen Flughäfen verbinden, haben beispielsweise das Leben der städtischen Eliten und der internationalen Reisenden erleichtert. Sie haben aber nicht zu wirtschaftlichem Wachstum geführt.

Deshalb hat China in den letzten Jahren begonnen, seine Infrastrukturfinanzierung neu auszurichten. Im Jahr 2021 führte Xi das Konzept der "kleinen und schönen" Projekte ein, die besser auf die Bedürfnisse der Partnerländer zugeschnitten sind – ein Konzept, das er auf dem jüngsten Gipfel wiederholte.

Es ist diese Orientierung an den Wünschen afrikanischer Führer, die Chinas Engagement in Afrika von dem des Westens unterscheidet. Ein wichtiger Wunsch vieler afrikanischer Anführer ist es, in die Wertschöpfungsketten der verarbeitenden Industrie zu investieren und afrikanische Fertigwaren statt nur Rohstoffe zu importieren.

Xis Grundsatzrede griff beide Anliegen auf. Er versprach mehr Investitionen in Schlüsselsektoren und gewährte mehr afrikanischen Gütern zollfreien Zugang nach China.

Prinzip der Nichteinmischung

China unterstützt die afrikanischen Staaten sowohl politisch als auch wirtschaftlich. Chinas Politik der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Afrikas wurde von den afrikanischen Führern positiv aufgenommen – im Gegensatz zu westlichen Nationen, die ihre Unterstützung oft an die Erfüllung bestimmter sozialer oder wirtschaftlicher Bedingungen knüpfen.

Dies wiederum hat den diplomatischen Einfluss Chinas auf dem Kontinent gestärkt. Ein guter Indikator für diesen Einfluss ist die Zahl der Länder, die diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten, das die chinesische Regierung als Teil Chinas betrachtet. In Afrika unterhält nur Eswatini volle Beziehungen zu Taiwan, und nur eine Handvoll anderer Länder verfügt über Vertretungen.

Chinas Interessen in Politik und Wirtschaft

Ein weiteres Ziel Chinas ist es, die globale Reichweite seiner Währung, des Renminbi, zu vergrößern. Damit will China die Dominanz des US-Dollars herausfordern, der den USA die Kontrolle über weltweite Transaktionen ermöglicht.

Seit Ende der 2000er Jahre hat die People’s Bank of China, Chinas Zentralbank, bilaterale Swap-Vereinbarungen mit Marokko, Ägypten, Nigeria und Südafrika unterzeichnet, um Transaktionen in Renminbi abzuwickeln. Darüber hinaus ist China bestrebt, die Verwendung des Renminbi in der offiziellen Kreditvergabe sowohl durch inländische Banken wie die China Development Bank als auch durch regionale Institutionen wie die New Development Bank zu erhöhen.

Ähnlich wie die westlichen Partner Afrikas verfolgt China in seinen Beziehungen zu dem Kontinent sowohl politische als auch wirtschaftliche Interessen.

Da aber die westlichen Staats- und Regierungschefs Afrika wenig Aufmerksamkeit schenken, muss China keine Schuldendiplomatie betreiben, um seinen Einfluss in Afrika zu vergrößern. China muss lediglich ein besseres Partnerschaftsangebot unterbreiten, um an Boden zu gewinnen.

Linda Clabrese ist Senior Researcher in der International Economic Development Group des ODI. Ihre Forschung konzentriert sich unter anderem auf Chinas Auslandsengagement in Entwicklungsländern und den Beziehungen zwischen Afrika und China.

Dieser Text erschien im englischsprachigen Original unter einer Creative Commons Lizenz auf The Conversation