Israel-Eklat beim SWR: Wie Helen Fares ihre Postings verteidigt

Helen Fares auf einer Bühne

Helen Fares, hier 2019 in Berlin. Bild: Media Convention Berlin, CC BY-ND 2.0

Nach ihrem Boykott-Aufruf israelischer Produkte hat der Sender die Moderatorin kaltgestellt. Sie reagiert mit Vorwürfen. Auch an deutsche Medien.

Der Südwestrundfunk (SWR) und die Moderatorin Helen Fares stehen im Zentrum einer öffentlichen Kontroverse. Ausgangspunkt ist die Entscheidung des SWR, Helen Fares von ihren Moderationsaufgaben beim Online-Debattenformat "MixTalk" zu entbinden. Dies teilte der Sender am Montagabend mit.

Grund für die Trennung seien wiederholte Äußerungen von Fares auf Social Media, die der SWR als "extreme politische Positionen" einstuft.

Im Fokus: Das Instagram-Video und die Boykott-App

Im Fokus stand insbesondere ein Instagram-Video von Fares, in dem sie zur Nutzung einer App aufrief, die Produkte identifiziert, deren Kauf die israelische Wirtschaft unterstützt.

Fares erwähnte ihre Lieblingsschokomilch von Alpro (gehört zu Danone), die sie von nun an nicht mehr kaufen wolle. "Es stellt sich heraus, dass der Eigentümer von Alpro in israelische Start-ups und in die israelische Wirtschaft investiert", so Fares.

Der Hintergrund: Danone, das Unternehmen hinter Alpro, wurde von dem sephardischen Juden Daniel Carasso gegründet. 1941 floh Carasso aus Frankfurt in die USA, um sich vor den Nazis in Europa zu schützen und so sein Leben zu retten.

Stern

Diese und frühere Aufrufe zum Boykott israelischer Erzeugnisse, so der SWR, stünden im Widerspruch zur geforderten Neutralitätspflicht von Moderatoren eines öffentlich-rechtlichen Senders.

Fares verteidigt ihre Aktionen

Helen Fares reagierte schnell. Die "Journalistin, Aktivistin, Moderatorin, Podcasterin und Psychologin im Bereich Wirtschaft" (Selbstbeschreibung) verteidigte ihre Position auf Instagram. Dort hat sie mehr als 100.000 Follower unter dem Namen Ms Baklava.

In ihrem Post spricht sie von "German Media Silencing", also einer Unterdrückung durch deutsche Medien.

Fares argumentiert, dass die Kündigung nicht aufgrund ihrer Aussagen erfolgt sei, sondern weil der SWR nicht in der Lage gewesen sei, mit Forderungen von rechts umzugehen, die ihre Entlassung verlangt hätten. Diese Behauptung blieb allerdings unbelegt.

Weiterhin stellte Fares klar, dass sie und ihre Unterstützer nicht antisemitisch seien, sondern lediglich Produkte boykottieren würden, um Druck auf die israelische Regierung auszuüben. Sie berief sich dabei auf die Aufforderung von Juden, die israelische Regierung zu einem Stopp ihres Vorgehens in Gaza zu bewegen.

Über Vorwürfe der Journalistin an die Hamas ist nichts bekannt.

Drohnachrichten und Abschiebe-Forderungen

Fares berichtete von Drohnachrichten und Forderungen, sie solle abgeschoben werden. Sie warf deutschen Medien vor, sie zum Schweigen bringen zu wollen und stellte die Frage nach dem weiteren Vorgehen an ihre Community.

Der SWR betonte in seiner Stellungnahme, dass die beanstandeten Posts von Fares außerhalb ihrer Beschäftigung beim Sender entstanden seien.

SWR: Die Notwendigkeit der Neutralität

Der Sender verwies auf die Notwendigkeit der Neutralität im Journalismus und sah diese durch die Aktivitäten von Fares auf Social Media gefährdet. Die Unabhängigkeit des SWR und seiner Mitarbeiter müsse gewahrt bleiben und dürfe nicht durch derartige Äußerungen infrage gestellt werden.

Hasnain Kazim, Autor und Journalist, kommentierte die Vorfälle auf der Plattform X und zog Parallelen zum historischen Boykottaufruf "Kauft nicht bei Juden!" aus dem Jahr 2024.

Fares hatte auf Instagram auch zur Ausgrenzung Israels vom Eurovision Song Contest aufgerufen und dem Land vorgeworfen, einen Genozid an den Palästinensern zu verüben.

Die nächste Moderation von Fares beim SWR-Format "Mix Talk" war für den heutigen Mittwoch angesetzt, der SWR beschreibt das Format als "immer kontrovers".

Die aktuelle Situation wirft Fragen hinsichtlich der Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und journalistischer Neutralität auf und zeigt, wie soziale Medien als Bühne für politische Positionen dienen können.