Israel: Green Pass nur bei drei Corona-Impfungen
Auch Genesene müssen sich künftig einmal impfen lassen, um in Besitz des Zertifikats zu kommen, das den Zugang zu Restaurants, Museen und Veranstaltungen erlaubt. Freitesten bleibt möglich, kostet aber
Dass Corona-Impfungen nicht vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-19 schützen und die Geimpften das Virus weitergeben können, ist mittlerweile unbestritten. Die Zahlen aus Krankenhäusern bestätigen aber, dass Geimpfte, wenn ihre Konstitution nicht beträchtlich durch schwere Vorerkrankungen oder auch Alter geschwächt ist, deutlich weniger häufig schwere Krankheitsverläufe riskieren.
Wie lange die Wirksamkeit einer doppelten Corona-Impfung anhält, ist ebenso wie die Dauer eines Schutzes durch Antikörper, die sich durch eine überstandene Covid-Erkrankung bilden, weiter in der Diskussion.
Green Pass: Gültig für sechs Monate, Genesene müssen sich künftig impfen lassen
Die israelische Regierung hat sich dazu entschieden, die Schutzwirkung bei beiden "Gs", Geimpft und Genesen, auf sechs Monate festzulegen. Das geht aus einem Regierungsbeschluss hervor, der neue Regeln für den "Green Pass" einführt. Sie gelten ab Montag, den 3. Oktober.
Der israelische Green Pass erlaubt, wie ähnliche Zertifikate in anderen Ländern auch, den Zugang zu öffentlichen Räumlichkeiten wie Restaurants, Bars, Veranstaltungsorte oder Museen, Sportveranstaltungen, aber auch Universitäten (genaue Auflistung hier) - mit dem Unterschied, dass in Israel künftig drei Impfungen gefordert werden, nicht zwei wie sonst noch(?) üblich, und dass auch Genesene, sechs Monate nach überstandener Covid-Erkrankung, sich impfen lassen müssen, um einen Green Pass zu erhalten.
Standen am Anfang der Booster-Kampagne, die am 1. August begann, noch Über-60-Jährige im Fokus, so erfasse sie allmählich auch viel Jüngere, bis hin zu Zwölfjährigen, wird berichtet
Durch die Neuregelung läuft für über eine Million Israelis ab Sonntag die Gültigkeit ihres Green Pass ab, rechnet die Times of Israel vor:
Daten des Gesundheitsministeriums vom gestrigen Montag zeigen, dass 4.710.716 Israelis vor sechs Monaten mit zwei Dosen geimpft wurden, aber nur 3.243.641 von ihnen eine Auffrischungsdosis erhalten haben.
Selbst wenn man die Hunderttausenden abzieht, die sich in den letzten sechs Monaten mit Covid-19 infiziert haben und somit die dritte Impfdosis nicht benötigen würden, beläuft sich die Zahl der Menschen, die keinen so genannten Grünen Pass mehr haben werden, auf über eine Million.
Times of Israel
Der Pass ist ab einer Woche nach der dritten Impfung gültig, so die Zeitung, die Gültigkeitsdauer beträgt sechs Monate. Laut Regierungsbeschluss wird von Genesenen künftig auch verlangt, dass sie sich einmal impfen lassen, um einen Green Pass zu bekommen. Nach der alten Regelung erhielten alle Genesenen einen Gesundheitspass.
Es besteht weiterhin die Möglichkeit für Israelis, sich "frei-testen" zu lassen, allerdings auf eigene Kosten. Die Gültigkeitsdauer liegt bei 72 Stunden.
Wer als ungeimpfter Lehrer nicht arbeiten kann, bekommt kein Geld
Zwingend verlangt wird der Green Pass ab Montag für Lehrerinnen und Lehrer. Wer nicht arbeitet, weil sie oder er keinen solchen Pass hat, wird als ungerechtfertigte Abwesenheit ("unjustified absence") betrachtet, die Gehaltszahlung wird ausgesetzt, wird das Bildungsministerium zitiert. Tele-Unterricht sei diesen Lehrkräften nicht erlaubt sein. Der Green Pass wurde zwar schon zuvor vom Lehrpersonal verlangt, aber bis 2. September erhielten die Lehrer und Lehrerinnen, die deswegen nicht an der Schule arbeiteten, noch ihr Gehalt.
Nach dem Bericht der Zeitung gab es Forderungen nach strengeren Coronamaßnahmen, da die Infektionszahlen wie auch die Zahl der Hospitalisierungen, der Menschen auf Intensivstationen und der Corona-Toten im Land gestiegen waren. Die Auflage, dass künftig zwei Impfungen plus eine sogenannte "Booster-Impfung" als Voraussetzung für einen Zutrittserlaubnisschein für öffentliche Orte und damit soziales Leben nötig sind, sei eine Reaktion darauf. Mit dem Ziel, schärfere Maßnahmen zu umgehen.
Forscher der Hebräischen Universität sollen eine Studie vorgelegt haben, wonach die Zahl der neuen Fälle in den nächsten zehn Tagen zurückgehe, dem soll dann ein Rückgang der schweren Fälle folgen, wenn die aktualisierten Regeln in Kraft treten.
Beobachtungen in den Intensivstationen
Laut israelischem Gesundheitsministerium befanden sich am vergangenen Sonntag 673 Coronavirus-Patienten in einem "ernstem Zustand". 73 Prozent unter ihnen seien nicht geimpft worden, berichtet die Zeitung Ha'aretz.
Auch was die Sterblichkeit angehe, sei die Kluft zwischen den vollständig Geimpften und den Ungeimpften "sehr groß", so die Zeitung: "Alle vier am Sonntag registrierten Todesfälle sind auf die Ungeimpften zurückzuführen. Im Laufe des Wochenendes starben außerdem 38 Patienten, von denen 24 nicht alle drei Impfungen erhalten hatten. Niemand, der eine Auffrischungsimpfung erhalten hat, ist in den letzten vier Tagen gestorben."
Laut Ha'aretz waren am Sonntag 45 Coronapatienten auf Intensivstationen an ECMO-Beatmungsgeräten angeschlossen, "die höchste Anzahl während der Pandemie". In ganz Israel seien nur 82 ECMOs verfügbar, sechs Patienten mit anderen Krankheiten würden jeweils ein solches lebensrettendes Gerät benötigen, ein Drittel müsse als Back-up für Ausfälle bereitstehen, womit man sich mit der derzeitigen Auslastung einem kritischen Punkt annähere.
40 der 45 Intensivpatienten, die mit ECMO beatmet werden, seien ungeimpft, die anderen fünf hätten zwei Impfdosen erhalten bzw. seien "im Impfprozess" gewesen. Sechs der Patienten seien über 60 Jahre alt, sieben zwischen 18 und 40 und der Rest (zwei Drittel, 32) zwischen 40 und 50 Jahre alt. Drei Frauen seien darunter, die vor Kurzem ein Kind zur Welt gebracht haben. Die Zeitung notiert dazu: "Niemand, der alle drei Dosen des Coronavirus-Impfstoffs erhalten hat, ist an einer ECMO-Maschine angeschlossen."
Am Montag wurde die Zahl der Todesopfer in Israel seit Beginn der Pandemie mit 7.684 angegeben. Der September ist der zweite Monat in Folge, in dem Israel mindestens 500 Todesfälle zu verzeichnen hat, nachdem im August 609 Todesfälle auf Covid-19 zurückgeführt wurden. Am Sonntag wurden 3.819 Neuinfektionen registriert, was auf einen fortgesetzten langsamen Abwärtstrend deute.