Israels Armee nutzt High-Tech-Giganten Amazon, Google und Microsoft für Gaza-Krieg

Zu sehen ist ein Screenshot von einem Browserfenster, das Amazon Web Services, Google Cloud und Microsoft Azure zeigt

Wenn der Militärserver nicht mehr reicht, kommt die externe Cloud ins Spiel

(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)

Israels Armee setzt auf Big Tech. Amazon und Google liefern nicht nur Speicherplatz, sondern auch KI-Tools. Was steckt hinter dieser Allianz?

Dass die israelischen Streifkräfte (IDF) zu den modernsten und bestausgestattetsten Armeen der Welt gehören, ist gut bekannt. Weniger bekannt ist der Anteil, den zivile westliche IT-Riesen daran haben. Wie Recherchen des Magazins 972+ ergeben haben, spielen die Cloud-Dienste Amazon Web Services (AWS), Googles Cloud und Microsoft Azure eine wichtige Rolle für die technische Infrastruktur im Gazakrieg. Auch Künstliche Intelligenz kommt dabei zum Einsatz.

Militärserver gerieten an ihre Grenzen

Öffentlich wurde dies durch eine Aussage von Oberst Racheli Dembinsky, Kommandant des Zentrums für Computer- und Informationssysteme der IDF, die +972 zugespielt worden ist.

Cloud-Dienste werden für die Speicherung riesiger Datenmengen benötigt, wie sie beispielsweise für Personenprofile und andere Formen von Überwachungsdaten anfallen. Anders als bei militärinternen Computern bleiben die Daten in diesem Fall auf den Servern von (zivilen) Drittanbietern, die ihren Speicherplatz als Dienstleistung anbieten.

Laut Aussagen von Dembinsky nutzt die Armee bereits seit geraumer Zeit eine "operative Cloud", die auf nicht-öffentlichen, militärinternen Servern gehostet wird. Die interne Cloud diene primär als "Waffenplattform", die Anwendungen zur Markierung von Zielen für Bombardierungen, ein Portal zur Live-Steuerung von Drohnen sowie andere Feuer- und Befehlssysteme umfasst.

Mit Beginn des Gazakriegs im Oktober 2023 sei die interne Cloud jedoch an ihre Grenzen gelangt, so Dembinsky. Die gestiegene Nutzerzahl (in Form neuer Accounts für Soldaten) habe zu technischen Problemen geführt, die auch durch die Nutzung militärischer Reserveserver nicht gelöst werden konnten. Deshalb sei man "in die zivile Welt aufgebrochen", um Lösungen zu finden.

"Dual-Monitor-Krieg" mit AWS

Neben einem Upgrade des Cloudspeichers habe man von den "Big Tech"-Firmen auch KI-Tools bezogen, über deren genauen Inhalt sie in dem Vortrag nichts verriet (über die Art und Weise, wie Israel KI als Waffe nutzt, hatte Telepolis erst vor Kurzem berichtet). Die Hinzuziehung ziviler Cloud-Dienste habe den israelischen Streitkräften eine "sehr hohe operative Wirksamkeit" im Gazastreifen verliehen, so Dembinsky.

Wie gemeinsame Recherchen von 972+ und dem Magazin Local Call ergeben haben, seien "einige nachrichtendienstliche Informationen, die im Rahmen der Massenüberwachung der Bevölkerung in Gaza gesammelt wurden, auf Servern gespeichert, die von Amazon Web Services verwaltet werden."

Insbesondere AWS arbeite eng mit den israelischen Streitkräften zusammen und betreibe eine eigene Serverfarm für die Speicherung von Überwachungsdaten für Israels Militär:

Eine Quelle, die das cloudbasierte System während des laufenden Krieges nutzte, beschrieb, dass sie bei der Durchführung ihrer operativen Aufgaben "Bestellungen bei Amazon" aufgaben und mit zwei Bildschirmen arbeiteten – einem, der mit den privaten Systemen der Armee verbunden war, und einem, der mit AWS verbunden war.

Google entlässt widerspenstige Mitarbeiter

Die Kooperation der israelischen Armee mit Google und Amazon reicht mindestens bis ins Jahr 2021 zurück. Damals unterschrieb die israelische Regierung einen "Projekt Nimbus" genannten Vertrag, der die Nutzung einer "umfassenden Cloudlösungen" inklusive Zugang zu KI-Tools im Wert von 1,2 Milliarden US-Dollar vorsah.

Bereits kurze Zeit nach dem Bekanntwerden protestierten Mitarbeiter beider Unternehmen mit einem offenen Brief im britischen Guardian. Aus Angst vor Entlassung wollten die mehr als 300 Unterzeichner anonym bleiben. Darin werfen sie ihren Firmen unter anderem ein "beunruhigendes Muster der Militarisierung, mangelnde Transparenz und Umgehung von Kontrollmechanismen" vor.

Infolge des Gazakriegs haben sich die internen Widerstände nochmals vergrößert – ebenso wie die Repression vonseiten der Geschäftsführung. Wie der Guardian berichtet, wurden dieses Jahr 50 Google-Mitarbeiter entlassen, die der Kooperation mit Israels Militär kritisch gegenüberstanden.