Ist Bill Gates ein Klima-Retter?

Bill Gates bei Maischberger in der ARD. Bild: WDR/Oliver Ziebe

Wenn der zweitreichste Mann der Welt ein Buch über das größte Problem der Welt schreibt, dann ist ihm enorme Medien-Aufmerksamkeit sicher

Für Furore sorgt derzeit ein neues Buch von Bill Gates mit dem Titel "Wie wir die Klima-Katastrophe verhindern - Welche Lösungen gibt es und welche Fortschritte nötig sind". Sympathisch ist dabei, dass der weltberühmte Autor und Technik-Freak bekennt, dass er als Vielflieger selbst Teil des Problems ist und auch selbst sehr spät die Bedeutung des Themas erkannt habe. In der ARD-Sendung "Maischberger" analysiert der Autor das Thema so wie es seit 35 Jahren Klimawissenschaftler in der ganzen Welt tun: als Überlebensfrage der Menschheit.

Die Klimakrise sei langfristig viel schwerer zu lösen als eine kurzfristige Pandemie:

  1. Diese sei Ende 2022 besiegt, das Klimaproblem müsse bis spätestens 2050 gelöst sein.
  2. Es reiche aber nicht, die Treibhausgase bis dahin um 80 oder 90 Prozent zu senken, das Ziel muss Null Treibhausgase sein.
  3. Die Welt werde bis dahin aber dreimal so viel Strom brauchen wie heute.
  4. Und dieses Ziel sei nur mit Hilfe von "neuen, supersicheren, kleinen Atomkraftwerken" erreichbar.

Spätestens bei Gates‘ viertem Punkt gehen bei allen Ökos, vor allem in Deutschland, sämtliche Warnlampen an. Atomkraft als Lösung der Klimaerhitzung? Das hieße doch, den Teufel mit Beelzebub austreiben.

Wird es allein die Technik richten?

Er setze nicht auf die alte Atomenergie, erwidert Bill Gates beschwichtigend. Er habe vielmehr in den letzten Jahren Millionen US-Dollar in neue Atomtechnologie - eben in "supersichere" kleine Atomkraftwerke - investiert. In spätestens fünf Jahren seien die Versuche abgeschlossen. Er forderte einen "open mind", einen offenen Geist für neue technische Lösungen. Dies habe er schon immer beherzigt und sei damit zum Multi-Milliardär sowie über viele Jahre zum reichsten Mann der Welt geworden. Also: Die Technik wird es richten.

An dieser Stelle werden das Bill-Gates-Buch und sein Projekt fragwürdig. Denn auch seine Mini-Reaktoren erzeugen radioaktiven Abfall, für dessen Entsorgung es global noch immer - nach 70 Jahren der Suche - keine Lösung gibt. Er gibt auch zu, dass es hier noch "ein Problem" gebe. Er glaube aber, dass dieses Problem lösbar sei.

Aber selbst unter Kostenaspekten sind Gates‘ Mini-Reaktoren noch über Jahrzehnte nicht marktreif. Warum also dieser fragwürdige Umweg? Und warum nochmal fünf Jahre warten, wenn die Klimakrise die Überlebensfrage der Menschheit ist? Auch Bill Gates weiß, dass die Zeit drängt.

Er unterschätzt - wie auch vorher viele andere Technik-Freaks und Ökonomen - dass Sonne und Wind schon heute sicher, preiswerter als die alten fossil-atomaren Energieträger und vor allem unendlich vorhanden sind. Und er unterschätzt, dass auch Uran für kleine AKWs ein endlicher Rohstoff ist. Die Sonne hingegen scheint nach menschlichen Maßstäben unendlich und schickt uns circa 10.000 mal mehr Energie als die heute 7,8 Milliarden Menschen verbrauchen. Die Lösung steht am Himmel.

Das "Wunder der Speicher-Technologien"

Dann spricht Bill Gates im Interview mit Sandra Maischberger gleich zweimal vom "Wunder der Speicher-Technologien", auf das er offenbar wartet. Das ist längst bekannte Technik, die auch im industriellen Maßstab eingesetzt werden kann. Überschüssiger Sonnenstrom und überschüssiger Windstrom kann per Elektrolyse in grünen Wasserstoff umgewandelt und in Gasleitungen gespeichert werden.

Mit dieser Technik, so haben Fraunhofer-Wissenschaftler errechnet, könnte Deutschland bis zu drei Monate über den Winter kommen. Und das komplett mit den bereits heute vorhandenen Gasleitungen. In wenigen Jahren ist diese Technologie in großem Stil einsetzbar. Zum Speichern des erneuerbaren Stroms brauchen wir wirklich nicht die Atomkraft. Das ist altes Denken.

Die Erneuerbaren Energien sind unschlagbar preiswert, sie arbeiten ohne nennenswerte Abfälle, hinterlassen keinen strahlenden Müll und sind ganz rasch zu installieren. Nach allem, was wir heute wissen, gehört die Zukunft den erneuerbaren Energien und nicht "supersicheren" kleinen AKWs, die auch Angriffsziele für Terroristen sein werden.

Mit seinem Buch hilft Bill Gates, die Klimafrage wieder in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken. Das ist sein Verdienst. Da er "open mind" propagiert: Willkommen im Solarzeitalter, Mr. Gates!Warum ich ziemlich sicher bin, dass Bill Gates auch noch die Kurve ins Solarzeitalter kriegen wird? Der Mann kann doch rechnen. "Open mind" eben. Die Sonne schickt uns keine Rechnung.

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