Ist es das Ende vom Trump-Reich?
- Ist es das Ende vom Trump-Reich?
- Können sich die USA aus dem Sturm befreien?
- Auf einer Seite lesen
Hilflos wirkte Donald Trump im Gerichtssaal. Und das zu Recht, denn die Anklage könnte eine Wende bringen. Aber nicht nur rechtlich steht dem Ex-US-Präsidenten das Wasser bis zum Hals.
Am Dienstag musste Donald Trump vor Gericht in New York City erscheinen. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Vereinigten Staaten, dass sich ein Ex-Präsident einem Verfahren stellen muss.
Trump werden 34 Straftaten von der Anklage zu Last gelegt. Juristen halten alle Anklagepunkte für bedeutsam und mit Dokumenten gut belegt. Im Kern geht es darum, dass er Schweigegeldzahlungen verschleierte und negative Geschichten unterdrücken ließ, und damit die Wahlen illegal beeinflusste.
Im Gerichtssaal wirkte Trump ohnmächtig, kraftlos, fehl am Platz. Zurück im sicheren Florida beschimpfte er erneut den Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg und seine Frau sowie den Richter, dessen Frau und seine Tochter. Doch auch das wirkte hilflos.
Droht dem Trump-Reich etwa sein Ende?
Man sollte vorsichtig sein mit Prognosen. Insbesondere, wenn es um den selbst erklärten Volkstribun und Ex-US-Präsidenten Donald Trump geht. Denn es stimmt, dass Trump seine Kritikerinnen und die Skeptiker immer wieder überrascht und Lügen gestraft hat. Aber auch abgesehen von der Klage – und weitere drohen, nicht nur wegen Anstiftung zum Staatscoup – könnte der Anfang vom Ende der großen Ära Trump eingeläutet sein.
Erinnern wir uns: Trump startete als Immobilienentwickler in New York City in den 1970er-Jahren. Er hatte das Wohnhäuser-Imperium seines Vaters geerbt (Donald Trump ist weit entfernt davon, ein Selfmade-Milliardär zu sein, auch wenn er das ständig behauptet). Und er ging daran, die Geschäfte auf seine ganz eigene Art und Weise zu betreiben und auszudehnen.
Wie der investigative Journalist und Pulitzer-Preisträger David Cay Johnston aufzeigt, der drei Bücher in den letzten Jahren über Trump geschrieben hat, log und betrog Trump sein Leben lang, während er die Leute um sich herum bestahl.
Kongenial schaffte er es dabei, das Rechtssystem immer wieder auszuhebeln, wobei er die Lücken bei sogenannten "White-Collar-Crimes" (Unternehmensverbrechen) ausnutzte und trotz, oder gerade wegen dieser Chuzpe zum internationalen Darling und Medienstar aufstieg.
Johnston listet im Interview mit Democracy Now etliche schmutzige und kriminelle Geschäftstätigkeiten auf: verbotene Diskriminierung von Schwarzen bei Wohnungsvermietungen, Steuerhinterziehungen, falsche Versprechungen, Veruntreuung von Spenden- und Stiftungsgeldern und so weiter.
Zehn Jahre habe Trump zudem mit einem einflussreichen internationalen Drogenhändler zu tun gehabt, dem er sich immer wieder erkenntlich zeigte. In seinen Casinos in Atlantic City soll er 12-, 13- und 14-jährige Kinder mit Alkohol, Limousinen und Hotelzimmern versorgt haben, weil sie über Geld für Glücksspiele verfügten.
Als er das Bonwit-Teller-Gebäude in Manhattan 1979 abreißen ließ, um dort den berühmt-berüchtigten Trump Tower zu errichten, heuerte er 400 Arbeiter an – in Trumps Welt "illegale Einwanderer" –, Menschen also, denen er später als Präsident den brutalen Krieg erklären und ihre Kinder an der Grenze entreißen sollte, um sie in de-facto-Gefängnissen zu isolieren.
Doch Trump wollte diejenigen, die den Tower für ihn bauten, nicht bezahlen, bis sie drohten, seinen Aufseher umzubringen. Und als sie schließlich bezahlt wurden, saß dort ein Mafioso, der jeden von ihnen zwang, einen Teil seines Lohns auszuhändigen. Aber Trump sei immer wieder davongekommen, so Johnston:
In all diesen Fällen ist ihm nie etwas zugestoßen. Als junger Mann setzte er sich gegen vier bundesstaatliche Anklagejurys durch. Er wurde nicht für Umsatzsteuerbetrug bestraft, als selbst der damalige Bürgermeister von New York, Ed Koch, forderte, er solle für 15 Tage ins Gefängnis gehen. Er ist einfach so davongekommen, und zwar dank der Techniken, die ihm der berüchtigte Anwalt Roy Cohn aus der McCarthy-Ära beigebracht hat, der einer seiner Anwälte war.
Trump machte weiter mit seinen dreisten Coups und Überraschungsmanövern. Nachdem seine Sendung "The Apprentice" vom Sender NBC abgesetzt wurde – eine herbe Kränkung fürs Trump-Ego –, kündigte er an, als Präsidentschaftskandidat für die Republikaner anzutreten.
Niemand gab ihm eine ernsthafte Chance. Er setzte auf offenen Rassismus und rechten Kulturkrieg, spielte nun "dirty" auf der großen politischen Bühne. Und am Ende konnte er seine Herausforderin von den Demokraten Hillary Clinton schlagen – und alle waren überrascht.
Im Weißen Haus wütete er dann regellos. Sein ehemaliger Berater, John Bolton, schreibt in seinen Memoiren: "Behinderung der Justiz im Weißen Haus war eine Lebenseinstellung." Er missachtete 150 Vorladungen zum Kongress. Demokratische Abgeordnete brachten zwölf Vergehen im Kongressbericht Dezember 2019 vor, die ein Amtsenthebungsverfahren nach sich ziehen würden. Doch die demokratische Führung duckte sich auf dem Kapitol weg.
Lange ist es Donald Trump gelungen, seine schmutzigen Geschäfte, Lügen und Egomanie in Reichtum und Macht umzumünzen. Doch es zeigen sich mehr und mehr Risse im Trump-Reich.