Jeffrey Sachs: "Ständige Kriegstreiberei muss beendet werden"
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US-Ökonom verweist auf Dominanz der USA. Probleme der Welt nicht hinreichend berücksichtigt, meint Sachs. Wie er seine Kritik beim Pre-COP28-Gipfel in Abu Dhabi begründete.
Der US-Ökonom Jeffrey Sachs hat sich wiederholt für eine politische Verhandlungslösung im Konflikt zwischen Israel und der Hamas ausgesprochen. Am 6. November sprach er bei Pre-COP28-Gipfel in Abu Dhabi vor Vertretern von Kirchen und religiösen Gruppen.
Das Treffen fand in Vorbereitung der 28. Weltklima-Konferenz (COP28) statt, die zwischen dem 30. November bis und dem 12. Dezember in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) ausgerichtet wird.
Jeffrey D. Sachs ist ein US-Wirtschaftswissenschaftler, Professor an der Columbia Universität in New York und Direktor des dortigen Center for Sustainable Development (deutsch: Zentrum für nachhaltige Entwicklung).
Auch steht er dem UN-Sustainable-Development-Solutions-Network (deutsch: UN-Netzwerk für nachhaltige Entwicklung) vor. Er war Berater von drei UN-Generalsekretären und ist derzeit als Anwalt für die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der UNO unter Generalsekretär António Guterres tätig.
Sachs: "Räume für Dialog und Konfliktlösung schaffen"
Die größte Herausforderung der Menschheit ist die Frage, wie wir auf unserem überbevölkerten und vernetzten Planeten friedlich und nachhaltig leben können.
An dieser Herausforderung scheitern wir derzeit. Kriege haben die Welt in Brand gesetzt. Die Umweltzerstörung durch den Menschen beschleunigt sich. Die Erde ist heute so warm wie seit 125.000 Jahren nicht mehr.
Ich gebe den Politikern die Schuld an dieser Entwicklung, vor allem den Politikern der reichen und mächtigen Staaten.
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Gerade in diesen Tagen, in denen sich die Staats- und Regierungschefs der Welt im Vorfeld der COP28 mit der Klimakrise beschäftigen sollten, sind wir stattdessen in einen verheerenden Krieg im Nahen Osten verstrickt.
Die israelische Regierung hat bereits 10.000 unschuldige Zivilisten in Gaza getötet und ignoriert dennoch die weltweiten Aufrufe zu einem Waffenstillstand. Israel begeht Kriegsverbrechen, belagert Gaza, bombardiert Krankenhäuser, Krankenwagen, Schulen und Wohnviertel und richtet ein Blutbad an.
Die US-Regierung ihrerseits hat ihr Veto gegen die Forderungen des UN-Sicherheitsrates und der UN-Generalversammlung nach einem Waffenstillstand in Gaza eingelegt und damit Israels zerstörerisches Vorgehen verlängert.
Ferner setzen die USA auch angesichts des aktuellen Krieges in Gaza ihren rücksichtslosen Versuch fort, die Osterweiterung der Nato um die Ukraine trotz der Proteste Russlands durchzusetzen. Das Ergebnis ist ein andauernder Stellvertreterkrieg zwischen den USA und Russland, der die Ukraine vollständig zerstören wird.
Die Politiker der mächtigen Nationen, insbesondere meines eigenen Landes, haben uns in Kriege verwickelt, die die Menschen nicht wollen, und sie haben Maßnahmen gegen den Klimawandel so lange hinausgezögert, dass er unser Überleben bedroht.
Sie haben die Bemühungen von Milliarden von Menschen durch fortgesetzte Korruption zunichtegemacht.
Warum tun sie das? Die Antworten auf diese Frage sind so alt wie aktuell.
Die vier Todsünden der Reichen und Mächtigen
Die erste Sünde ist Arroganz. Netanyahu glaubt, dass er, und nur er, über Leben und Tod in Gaza entscheiden kann. Er glaubt, mit niemandem verhandeln zu müssen, schon gar nicht mit den Palästinensern. Er hat einen völlig falschen Weg zu wirklicher Sicherheit für Israel eingeschlagen, der durch Gerechtigkeit und nicht durch Krieg führt.
Die zweite Sünde ist Habgier. In vielen unserer Kriege geht es um das Streben nach Profit, aber Kriege zerstören weit mehr Reichtümer, als durch Eroberung jemals angehäuft werden könnten.
Die dritte Sünde ist Korruption. Die Kampagnen der US-Kongressabgeordneten werden von der US-Kriegsmaschinerie finanziert, d.h. von riesigen Konzernen, die Hunderte von Milliarden US-Dollar mit Waffenverkäufen umsetzen, für die Krieg ein Geschäft ist und für die Wahlkampfspenden ein Mittel sind, um weitere Kriege zu fördern.
Und die vierte Sünde ist die Irrlehre. Politiker hören auf falsche Propheten, die ihre Nation zum natürlichen Herrscher über andere erheben. Wer hat Präsident Biden gesagt, die USA seien das "unverzichtbare" Land? Das ist mitnichten so..
Die USA sind eine von 193 Nationen. Die Vereinigten Staaten machen nur 4,1 Prozent der Weltbevölkerung aus. Die Welt braucht die USA nicht als Führungsmacht. Die Welt braucht die friedliche Zusammenarbeit der USA mit anderen Ländern.
Ich bin seit über 40 Jahren in der Politikberatung tätig. Ich kann Ihnen die nackte Wahrheit sagen. Die reichen und mächtigen Nationen glauben, dass sie die Welt durch Betrug beherrschen können.
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