Jeffrey Sachs: "Ständige Kriegstreiberei muss beendet werden"

Seite 2: Regime-Change-Operationen der USA

Die USA haben Dutzende von verdeckten Operationen durchgeführt, um Regierungen anderer Länder zu destabilisieren und zu stürzen, darunter 64 gut dokumentierte Fälle von verdeckten Regime-Change-Operationen allein zwischen 1947 und 1989.

In den letzten 20 Jahren haben die USA Regierungen in Afghanistan, Haiti, Irak, Libyen und der Ukraine gestürzt, um nur einige zu nennen. Im Jahr 2011 wies Präsident Barack Obama die CIA an, Baschar al-Assad zu stürzen, was zu einem langwierigen Krieg in Syrien führte, in dem eine halbe Million Menschen getötet wurden.

Diese ständige Kriegstreiberei muss beendet werden.

Wir müssen auf Jesaja hören und Schwerter zu Pflugscharen umschmieden. Mit den heutigen Technologien ist unsere Landwirtschaft leistungsfähig genug, um den Hunger in der Welt zu beenden, die gesamte Menschheit zu ernähren und die Umwelt zu schützen.

Der Krieg in Gaza muss sofort beendet werden, bevor Israel ein noch größeres Blutbad anrichtet und wir uns in einem regionalen Krieg wiederfinden. Israel kann seine wirkliche Sicherheit durch Frieden mit Palästina erreichen, und nur durch Frieden mit Palästina.

Wenn Palästina in seinem eigenen Staat sicher ist, mit seiner Hauptstadt in Ost-Jerusalem und mit der Kontrolle über die heiligen Stätten der Muslime, dann wird auch Israel Sicherheit und Frieden finden, und die Vision des Jesaja wird wahr werden.

Der Krieg in der Ukraine kann und wird enden, wenn die USA endlich aufhören, die Nato auf die Ukraine auszudehnen, und stattdessen direkt mit Russland über die drängenden Fragen der gegenseitigen Sicherheit sprechen, einschließlich einer erneuerten Diplomatie über nukleare Abrüstung.

Trotz der Sünden der Reichen und Mächtigen gibt es Hoffnung auf Frieden. Ja, es gibt Hoffnung. Und jeder von Euch ist Teil dieser Hoffnung.

Die Weltöffentlichkeit ruft mit überwältigender Mehrheit nach Frieden. (…)

Die UN-Mitgliedsstaaten fordern mit überwältigender Mehrheit Frieden, obwohl Israel und die USA die Forderungen der großen Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten nach einem Waffenstillstand und einer Zweistaatenlösung im israelisch-palästinensischen Konflikt bisher ignoriert haben.

Wenn der Rest der Welt für den Frieden zusammensteht, und das tut er, dann müssen die USA und Israel auf den Ruf der Menschheit hören und ihm folgen.

In seiner jüngsten Botschaft an die Welt vor der COP28, Laudate Deum, ruft Papst Franziskus zu einem neuen Multilateralismus auf, damit die Stimmen der ganzen Welt gehört werden und dem Betrug der Mächtigen Einhalt geboten wird.

Der Heilige Vater schreibt: "Unsere Welt ist so multipolar und gleichzeitig so komplex geworden, dass ein anderer Rahmen für eine wirksame Zusammenarbeit gefunden werden muss ..."

All dies setzt die Entwicklung eines neuen Verfahrens zur Entscheidungsfindung und zur Legitimierung dieser Entscheidungen voraus, da das vor einigen Jahrzehnten eingeführte Verfahren nicht mehr ausreicht und nicht mehr wirksam erscheint.

In diesem Rahmen müssen unbedingt Räume für Dialog, Konsultation, Schlichtung, Konfliktlösung und Überprüfung geschaffen werden, und schließlich eine Art verstärkte "Demokratisierung" im globalen Kontext, damit die unterschiedlichen Situationen zum Ausdruck gebracht und berücksichtigt werden können.

Ein ehrlicher Dialog muss beginnen

Lassen Sie uns deshalb hier in Abu Dhabi zu einem neuen und ehrlichen Dialog zwischen Arm und Reich, Mächtigen und Machtlosen, großen und kleinen Nationen aufrufen. Sagen wir Nein zum Krieg, Ja zum Frieden und Ja zum Überleben der Erde.

Lassen Sie uns den neuen Dialog heute beginnen, hier in dieser Versammlung der Religionsführer und in den Räumen der Vereinten Nationen, der Heimat von uns allen, den Völkern, und der großen Hoffnung der Menschheit auf eine multilaterale Welt und einen nachhaltigen Planeten.

Sagen wir den Staats- und Regierungschefs der Welt klar und unmissverständlich "Ihr müsst eure Aufgabe erfüllen, um das Gemeinwohl zu fördern. Ihr müsst eure Arroganz, Gier, Korruption und Irrlehren ablegen. Euer gegenwärtiger Ansatz funktioniert nicht, also ändert euch".

Lassen Sie uns auch eines klarstellen: Es gibt nicht das eine unverzichtbare Land. Es gibt nur eine unverzichtbare Gerechtigkeit. Und für die Gerechtigkeit sind alle Länder unverzichtbar.

Übersetzung: Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e. V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

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