KI-Revolution: Wie Firmen jetzt Jobs neu gestalten

Enttäuschte gestresste Frau und AI-Roboter, die am Schreibtisch sitzen und arbeiten

(Bild: Stock-Asso / Shutterstock.com )

KI verändert Arbeit rasant. Firmen führen KI-Systeme ein und schulen Mitarbeiter. Doch wie wirkt sich das auf Personalabteilungen aus?

Künstliche Intelligenz wird die Arbeit zunehmend verändern, erklärt Birgit Gebhardt, New-Work-Expertin. "Schneller als wir es von anderen Implementierungen gewohnt waren, ist der Change-Agent KI in die Unternehmen eingezogen."

Schon im Frühjahr 2024 waren alle großen Unternehmen dabei, Firmen-GPTs einzuführen. Das Logistikunternehmen DHL führt Schulungen zum Umgang mit KI-Modellen durch, Siemens investiert Millionen in seinen Industrial Copilot.

Häufige Veränderungen sind die Folge der neuen Technik. 78 Prozent der Industrieunternehmen sind davon überzeugt, dass KI künftig wettbewerbsentscheidend sein wird. Diese Vorstellung bringt sie dazu, in die Umsetzung von KI-Lösungen zu investieren, zeigt eine Studie der Unternehmensberatung KPMG "Generative KI in der deutschen Wirtschaft".

"KI ermöglicht Rückkopplungsschleifen, verbessert das Serviceniveau und löst Abteilungsgrenzen auf. Sie schlägt Abläufe vor, schafft neue Zuständigkeiten", sagt Gebhardt. Das werde zu noch häufigeren Veränderungen in den Betrieben führen.

KI im Personalbereich

Dies wirkt sich auch auf Personalabteilungen aus, die heute oft "Human Resources" (HR) genannt werden. "Wann wird HR durch KI ersetzt?", fragt Hanno Renner, Geschäftsführer der Personalberatung Personio.

Softwarelösungen unterstützen Personalabteilungen schon heute dabei, KI ist dabei nur eine weitere Entwicklung. Die Integration von KI kann dazu beitragen, die Produktivität zu steigern. Sechs von zehn befragten Personalverantwortlichen geben an, dass durch KI-Einsatz bestimmte Abläufe beschleunigen können. Etwa bei Anfragen aus der Belegschaft.

Personaler verbringen "wertvolle Zeit damit, die gewünschten Informationen zu deren Beantwortung weiterzuleiten, die oft über verschiedene Systeme verstreut sind. Dabei sind viele dieser Anfragen wiederkehrend und beziehen sich auf einfach zu beantwortende Informationen", so Renner. Ein Beispiel: Wie viele freie Urlaubstage der Arbeitende noch hat. Die Automatisierung dieser Kommunikationsprozesse entlastet somit.

Auch in der Personalentwicklung findet KI Anwendung. Haupteinsatzfeld ist "die Produktion von Lerninhalten. Hier zeigt sich, dass Systeme wie ChatGPT besonders geeignet erscheinen, Texte, in begrenztem Umfang auch Bilder und zunehmend sogar Videos für Kursangebote zu generieren", erklärt Thomas Tillmann, Mitgründer der Lernhacks GmbH. Ziel ist die Kostensenkung.

Ohne Menschen funktioniert die Personalsteuerung aber nicht, ist sich der Unternehmensberater Renner sicher. "Im HR-Bereich bleiben der zwischenmenschliche Aspekt und die persönliche Interaktion für Themen wie eine effektive Personalführung sowie die Mitarbeiterbindung und -entwicklung von zentraler Bedeutung."

Der KI-Einsatz beschäftigt auch Betriebsräte. "Die Erkenntnis, dass KI auf rein algorithmischen Prozessen basiert und keine moralischen Werte besitzt, zwingt uns dazu, klare Grenzen und Regeln für ihren Einsatz zu definieren. Dies bedeutet, dass die Verantwortung für ethische Entscheidungen weiterhin beim Menschen liegt, selbst wenn KI in immer mehr Bereichen unseres Arbeitsalltages integriert wird", betont Linda Paczkowski-Diering, Konzernbetriebsratsvorsitzende der Axel Springer SE.

Der digitale Wandel müsse im Einklang mit ethischen Grundsätzen stehen. "Dabei spielt wiederum der Betriebsrat eine zentrale Rolle. Er trägt die Verantwortung, die Interessen der Mitarbeiter zu wahren und sicherzustellen, dass die Einführung von KI-basierten Systemen nicht zu einer Überlastung oder ungerechten Behandlung der Belegschaft führt."

KI könne als unterstützendes Werkzeug dienen, finale Entscheidungen müssten aber bei den Menschen liegen, erklärt Frank Remers, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei IBM. "Unternehmen sollten eine realistische Einschätzung der (Un-)Möglichkeiten von KI entwickeln", formuliert er eine Forderung, die nicht jeder Betrieb umsetzt.

Sorge vor "heimlicher KI"

Die Entwicklung ist zwiespältig. Denn einerseits warnen Experten: "Schatten-KI breitet sich seit weit über einem Jahr in der Wirtschaft aus, ohne dass dies in den Chefetagen überhaupt bekannt wird", beklagt Harald Müller, Geschäftsführer der Bonner Wirtschaftsakademie (BWA).

Denn in vielen Firmen setzen die Beschäftigten KI-Programme ein, um ihre Arbeit schneller zu erledigen, ohne ihre Vorgesetzten zu informieren. Müllers Sorge: Angestellte laden zuhauf personenbezogene Daten und Betriebsgeheimnisse in KI-Programme hoch und verletzten damit den Datenschutz. So kann der Einsatz von KI-Programmen wie ChatGPT, Gemini oder Copilot durch einzelne Beschäftigte ohne Zustimmung des Unternehmens erfolgen.

Andererseits fällt es vielen Managern schwer, den wirtschaftlichen Nutzen durch KI zu berechnen. Denn viele Unternehmen investieren in KI-Projekte. "Doch ab wann werden sich diese Investitionen tatsächlich auch lohnen?", fragt Sylvia Meier, Diplom-Finanzwirtin (FH), für haufe.de.

Dieser Frage ging eine Studie der Unternehmensberatung Horváth nach. Es wurden über 700 Vorstände und Geschäftsführungsmitglieder großer Unternehmen aus 14 Branchen befragt. Zwei Drittel der Teilnehmer stammen aus der Bundesrepublik.

Das Ergebnis: Nicht abschätzen können 51 Prozent der Befragten, wann sich die hohen Investitionen auszahlen werden. "Dieses Bild ist nicht überraschend, denn die Rentabilität von KI-Technologie lässt sich, wie andere Innovationsthemen, schwer messen", erklärt Horváth-Digital-Experte Rainer Zierhofer.

Einen Verzicht hält er aber für falsch, da die Folgen weitgehend sind: "Die Belegschaft wird nicht trainiert, die Anwendungen reifen nicht, Kundenerwartungen werden nicht erfüllt, die Arbeitgeber-Attraktivität sinkt – daraus können sich so schwerwiegende Wettbewerbsnachteile ergeben, dass eine Nicht-Investition existenzgefährdend wäre", betont Zierhofer die hohe Bedeutung der neuen Technik, zu der er Beratung anbietet. "Die Analyse lässt vermuten, dass viele Unternehmen noch experimentieren", ist sich Meier sicher.

Angesichts steigender Zahlen an Unternehmen, die Personal abbauen wollen, zeigt sich: Technik-Investitionen stehen an erster Stelle; die oft als "Humankapital" bezeichnete Belegschaft halten viele Manager für ersetzbar.