KI schlägt Ärzte in der Ausbildung: Neue Studie zeigt Potenzial für medizinische Diagnosen

KI in der Medizin

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Künstliche Intelligenz übertrumpft Mediziner in Studie: Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass KI in medizinischen Prüfungen besser abschneidet als weniger erfahrene Ärzte.

Dass der mögliche Einsatz künstliche Intelligenz in der Medizin immer weiter erforscht und ausgebaut wird, ist aus technischer Sicht eine logische Folge des rasanten Ausbaus des maschinellen Lernens. Maschinen, die im Zweifel über Leben oder Tod entscheiden könnten, sind auf der anderen Seite der Medaille eine noch zu klärende ethische Frage.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Wettbewerb mit menschlichen Doktoren die KI-Medizinanwendungen zumindest in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie im Vergleich zu weniger qualifizierten Medizinern die Oberhand behalten konnten.

KI übertrifft Mediziner: Ergebnisse einer neuen Studie

Das Forscherteam unter der Führung von Arun James Thirunavukarasu, einem akademischen Stiftungsarzt an der Universität von Oxford, ließ vier Versionen von großen Sprachmodellen, GPT 4.0, GPT 3.5, PaLM 2, LLaMA, erfahrene Augenärzte und Ärzte in der Ausbildung anhand einer Scheinprüfung mit 87 Fragen gegeneinander antreten und verglich die "Prüfungsergebnisse".

GPT-4.0 erzielte 69 Prozent bei der Prüfung und ließ PaLM mit 56 Prozent, GPT-3.5 mit 48 Prozent, LLaMA mit 32 Prozent hinter sich. Im Vergleich zu den menschlichen Probanden, bei denen die erfahrenen Augenärzte im Medien 76 Prozent (64–90 Prozent) erzielten, konnte GPT-4.0 mithalten.

Bei den Anwärtern in Augenheilkunde, die im Medien 59 Prozent der Prüfung schafften und den nicht spezialisierten Assistenzärzten, die im Median mit 43 Prozent eindeutig schlechter abschnitten, erwies sich GTP-4.0 nach Ansicht der Autoren als sinnvolle Ergänzung bei der Diagnose, wenn der Zugang zu medizinischem Fachpersonal begrenzt ist.

Dass die KI keine vollwertigen Mediziner ersetzen kann, und dass es einen Unterschied in der Beantwortung von Fragen und in der praktischen Medizinanwendung im realen Leben gibt, hatte Thirunavukarasu bereits in früheren Stellungnahmen betont, an dieser Einstellung scheint sich mit der aktuellen Studie nichts geändert zu haben.

Revolution in der Früherkennung: KI entdeckt Sepsis früher

Schnellere Diagnosen können Leben retten. In diese Richtung gibt es mehrere Studien und Entwicklungen für den Einsatz der KI. Ein interdisziplinäres Forschungsteam der Universitätskliniken Ostwestfalen-Lippe und Leipzig sowie der Universitäten Bielefeld, Leipzig und Greifswald entwickelte mithilfe der KI ein Modell, welches die Früherkennung einer Sepsis (Blutvergiftung) bereits mit der Auswertung des kleinen Blutbilds ermöglicht.

Ein Team indischer Forscher hat belegt, dass mittels KI bei endoskopischen Untersuchungen eine verbesserte Diagnose chronisch entzündlicher Darmerkrankungen möglich ist. Krankheiten wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sollen so schneller erkannt werden können.

KI und Medizingeräte: Kleinere, effektivere Technologien

Schließlich verspricht die Implementation KI in medizinische Geräte einen weiteren Fortschritt hin zu kleineren und effektiveren Apparaten. Die Physikalisch Technische Bundesanstalt (PTB) stellt bei der kommenden Hannover Messe (Mo., 22. Apr. 2024 – Fr., 26. Apr. 2024) die neuesten Entwicklungen vor.

Eines der Glanzstücke der PTB bei der Hannover Messe ist der Prototyp eines preiswerten Magnetresonanztomografen (MRT), der dank KI leichter, kleiner und preiswerter als die aktuellen High-Tech-Modelle sein soll, aber gleichzeitig nahezu gleichwertige Ergebnisse liefern soll.

Das in seiner Entwicklung von der EU geförderte MRT-Gerät soll für weniger finanzkräftige Staaten, aber auch für Arztpraxen in Deutschland eine Option zur besseren Diagnose sein.

KI in der Medikation: Personalisierte Behandlungsmöglichkeiten

Ebenso wie bei der Diagnose gibt es für die KI Anwendungsmöglichkeiten bei der Unterstützung der Findung einer individuell passenden Medikation.

Schließlich gibt es mit medizinischen Anwendungen und mit der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft zusammenhängende KI-Anwendung, die ein längeres selbstbestimmtes Wohnen in vertrauter Umgebung ermöglichen. Die KI in Geräten in unserem Zuhause, die pflegebedürftigen Mitmenschen das Leben erleichtert.