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Kalter Krieg im Weltraum

Wolfgang Pomrehn

Chinesische Raumstation Tiangong. Bild: Shujianyang / CC BY-SA 4.0

Die EuropÀer meinen, auf die chinesische Raumstation verzichten zu können, und wollen von einer gemeinsamen Erkundung des Weltraums nichts mehr wissen.

Es bahnt sich ja bereits seit einiger Zeit an, dass die USA, die EU-Staaten und einige verbĂŒndete LĂ€nder wie Japan und Australien zunehmend die Konfrontation mit China suchen.

Das zeichnete sich schon 2021 mit der Entsendung deutscher und französischer Kriegsschiffe in die chinesischen KĂŒstengewĂ€sser ab, um "den chinesischen MachtansprĂŒchen etwas entgegenzusetzen" [1] und zuletzt mit den Verboten [2] chinesischer Telekom-Technologie sowie den Restriktionen [3] bei der Ausfuhr von Computer-Chips in das Land der Mitte.

Bei manchem dieser HandelsbeschrĂ€nkungen kann man sich fragen, ob sie die hiesigen Regierungen damit nicht eher in den Fuß schießen, als dass sie die chinesische Seite schĂ€digen. Wir hatten bereits berichtet [4], dass die Volksrepublik inzwischen in der großen Mehrzahl der Felder, auf denen sich der technische und wissenschaftliche Fortschritt abspielt, ganz vorn liegt.

Nach einem weiteren Eigentor hört sich auch die AnkĂŒndigung [5] der EuropĂ€ischen Raumfahrtagentur ESA (European Space Agency) an, sich nicht mit eigenen Astronauten an der chinesischen Raumstation Tiangong beteiligen zu wollen. Man sei sehr mit den AktivitĂ€ten rund um die Internationale Raumstation ISS beschĂ€ftigt. Man habe weder finanziell noch politisch grĂŒnes Licht fĂŒr die Kooperation mit China.

Noch vor einigen Jahren hatten sich EuropÀer an den Taikonauten-Trainings der Chinesen, so die Bezeichnung der Astronauten in der Volksrepublik, beteiligt [6]. Von langfristiger Zusammenarbeit und der Nutzung der chinesischen Station war seinerzeit die Rede.

Drei EuropÀer, darunter der Deutsche Matthias Maurer, hatten angefangen, intensiv Chinesisch zu pauken, berichtete [7] 2018 die FAZ. Die Hoffnung war, 2023 als erste AuslÀnder an Bord der chinesischen Raumstation zu gehen. Doch daraus wird nun nichts.

Politische Motive

Als Grund werden knappe Finanzen genannt, doch die politischen Motive dĂŒrften eindeutig sein. Ob sich die EuropĂ€er damit einen Gefallen tun, ist allerdings mehr als fraglich. Die erst im vergangenen Jahr in Betrieb gegangene chinesische Station wird nĂ€mlich schon bald die einzige im Orbit sein.

Denn die ISS, an der die Chinesen seinerzeit auf Druck der USA nicht beteiligt wurden, umkreist die Erde bereits seit bald 25 Jahren. Seit dem Jahr 2000 ist sie bewohnt und wird spÀtestens 2030 ausgedient haben.

Ein wirklich internationaler Ersatz ist bisher nicht in Sicht. Auch kein europÀischer. Vor allem muss man sich jedoch fragen, weshalb immer mehr GesprÀchsfÀden abgeschnitten und nicht einmal mehr bei der Erforschung im Weltraum kooperiert werden kann.

Weshalb sind die EuropĂ€er nicht in der Lage, Chinas PrĂ€sidenten Xi Jinping beim Wort zu nehmen und eine gemeinsame Zukunft fĂŒr die ganze Menschheit aufzubauen?


URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-7544470

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.telepolis.de/news/Fregatte-Bayern-Den-chinesischen-Machtanspruechen-etwas-entgegensetzen-6157863.html
[2] https://www.telepolis.de/features/5G-Mobilfunknetz-Bundesregierung-plant-Verbot-von-Huawei-und-ZTE-7537143.html
[3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/china-halbleiter-exportbeschraenkungen-asml-niederlande-technologie-usa-chipindustrie-101.html
[4] https://www.telepolis.de/features/China-Vorsprung-bei-Technik-und-Talent-7536708.html
[5] https://spacenews.com/esa-is-no-longer-planning-to-send-astronauts-to-chinas-tiangong-space-station/
[6] https://www.esa.int/Science_Exploration/Human_and_Robotic_Exploration/Astronauts/ESA_and_Chinese_astronauts_train_together
[7] https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/raumfahrt-kooperation-zwischen-china-und-esa-15713941.html