"[Kamala Harris] brachte 1.500 Menschen wegen Verstößen gegen die Marihuanagesetze ins Gefängnis …
- und lachte dann, als sie gefragt wurde, ob sie jemals Marihuana geraucht hat." Zweite Fernsehdebattenrunde der demokratischen Präsidentschaftsbewerber
Auch die zweite Runde der demokratischen Fernsehdebatten, die der Nachrichtensender CNN in der stark geschrumpften Rust-Belt-Metropole Detroit durchführte (vgl. Das Leben nach dem Einschlag der fiskalischen Neutronenbombe), war in zwei Gruppen mit jeweils zehn Bewerbern aufgeteilt. In der ersten Gruppe, in der die aktuell in den Umfragen zweit- und drittplatzierten Bewerber Elizabeth Warren und Bernie Sanders aufeinandertrafen, passierte in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch wenig Bemerkenswertes (sieht man einmal davon ab, dass man dem inzwischen 77-jährigen Sanders sein Alter doch zunehmend anmerkt).
Das dürfte einer der Gründe dafür gewesen sein, warum die Einschaltquoten für die Diskussion der zweiten Gruppe gestern Nacht unerwartet schlecht waren. Dabei bot diese Gruppe ein wenig mehr - vor allem deshalb, weil in ihr Tulsi Gabbard saß, die die aktuelle Medienfavoritin Kamala Harris unerwartet scharf attackierte, indem sie sie mit ihrer Hinterlassenschaft als Staatsanwältin konfrontierte:
Sie [Kamala Harris] brachte 1.500 Menschen wegen Verstößen gegen die Marihuanagesetze ins Gefängnis - und lachte dann, als sie gefragt wurde, ob sie jemals Marihuana geraucht hat. Sie hielt so lange Beweise zurück, die einen Unschuldigen vor der Hinrichtung bewahrten, bis sie gerichtlich dazu gezwungen wurde. Sie behielt Leute länger im Gefängnis, als ihre Strafen dauerten, und benutzte sie als billige Arbeitskräfte für den Bundesstaat Kalifornien. Und sie kämpfte für den Erhalt des Müll-Kautions-Systems, das armen Leuten in der schlimmsten Weise schadet. (Tulsi Gabbard)
Harris dementierte das nicht und wirkte später im Einzelgespräch mit dem CNN-Moderator Anderson Cooper bemerkenswert arrogant, als sie meinte, als "offensichtliche Spitzengruppen-Kandidatin" müsse man halt mit "Schlägen" von Bewerbern rechnen, die "bei null oder einem Prozent oder wo immer sie sein mag" liegen. Außerdem habe Gabbard schon einmal mit Baschar al-Assad gesprochen und verurteile ihn nicht ausreichend (vgl. Trump gibt Pentagon 30 Tage Zeit, einen Plan zur IS-Bekämpfung vorzulegen). Deshalb nehme sie den Angriff nicht sehr ernst und werde "einfach weitermachen".
Biden stellt sich als Irakkriegsgegner dar und bekommt Äußerungen von 2003 entgegengehalten
Allerdings schaffte es die Anti-Kriegs-Senatorin mit ihrem Angriff gegen Harris, erneut zur meist gegoogelten Teilnehmerin während der Fernsehdebatte zu werden (vgl. Erste Fernsehdebatte zur US-Präsidentschaftswahl: Spanische Antworten und technische Pannen). Diesmal sogar in allen US-Bundesstaaten. Nachdem sie Google auf Unterlassen der erneuten Sperre ihres Kampagnenaccounts verklagt hat, könnte sich das diesmal auch finanziell für sie auszahlen (vgl. Tulsi Gabbard verklagt Google auf 50 Millionen Dollar). Das wäre für ihre Kampagne auch deshalb wichtig, weil die Bewerber 130.000 Spender vorweisen sollen, um an der nächsten Fernsehdebatte im September teilnehmen zu können.
Vor der Debatte hatten die meisten Google-Nutzer nach dem Umfrageführer Joseph Biden gesucht. Ihm stellten die CNN-Moderatoren auch die meisten Fragen, was maßgeblich dazu beitrug, dass er mit 21 Minuten und 21 Sekunden auf die mit Abstand längste Redezeit kam. Ob ihm das auch nutzte, ist eine andere Frage. Einige der Äußerungen des nicht immer ganz auf der Höhe der Zeit wirkenden Bewerbers wurden in Sozialen Medien noch während der Debatte zerlegt. Darunter auch seine Darstellung, er sei eigentlich gegen den Irakkrieg gewesen.
Yang spricht Ähnlichkeit des Auswahlprozesses mit einer Castingshow an
Nach Biden bekam Harris mit 17 Minuten und 43 Sekunden die meiste Redezeit. Ihr folgten Cory Booker mit zwölf Minuten und 52 Sekunden und Kirsten Gillibrand mit 11 Minuten und 13 Sekunden. Tulsi Gabbard, Jay Inslee, Julián Castro, Michael Bennett und Bill de Blasio gewährten die Moderatoren jeweils etwa 10 Minuten. Das Schlusslicht bildete mit 8 Minuten und 34 Sekunden der Grundeinkommensbefürworter Andrew Yang.
Mit seinem Schlussstatement machte der Grundeinkommensbefürworter bei vielen Zuschauern trotzdem mehr Eindruck als viele seiner Mitbewerber, weil er die Ähnlichkeit des Auswahlprozesses mit einer Castingshow ansprach, womit er die Debatte ein klein wenig auf eine Meta-Ebene hob. Außerdem forderte er die Zuschauer dazu auf, seine Pläne selbst durchzurechnen, und meinte, das wirkliche "Gegenteil von Donald Trump" sei "ein Asiate, der Mathe mag".
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