Kanzlerdebatte: Spahn statt Söder?

Jens Spahn. Foto: Stephan Baumann. Lizenz: CC BY-SA 3.0

Meldungen, Dementis, und merkwürdige Umfragen

Berichten des Handelsblatts, der Bild-Zeitung und des Nachrichtenmagazins Der Spiegel nach hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mit Parteifreunden über die Möglichkeit gesprochen, bei der Bundestagswahl im Herbst als Kanzlerkandidat der Union anzutreten. Darauf angesprochen sagte ein Sprecher Spahns den Medien zwar, das "stimme nicht" - aber gleichzeitig räumte er ein, der Minister rede regelmäßig mit anderen Christdemokraten und dabei gehe es "selbstverständlich auch um die […] beste Aufstellung von CDU und CSU für das Wahljahr."

Hürde Laschet

Im Vorfeld der nun doch bloß digitalen Wahl eines neuen CDU-Vorsitzenden, die am nächsten Wochenende stattfindet, unterstützte Spahn bislang offiziell den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet. Inoffiziell soll Spahn dem Spiegel zufolge aber Handlungen unternommen haben, die man als indirekte Versuche interpretieren konnte, den ehemaligen Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks, Armin Laschet, dem in Sozialen Medien unter anderem zu schaffen macht, dass er Ferda Ataman als Redenschreiberin beschäftigte, zur Aufgabe seiner Kandidatur zu bewegen und sie ihm selbst zu überlassen.

Den Medienberichten nach erweckte Spahn bei Parteifreunden zudem den Eindruck, dass er auch dann gerne als Kanzlerkandidat antreten würde, wenn er nicht Parteivorsitzender ist. Dabei soll er mit einer Kantar-Umfrage aus dem Dezember für sich geworben haben. Viele Medien meldeten als Ergebnis dieser von der Bild am Sonntag in Auftrag gegebene Umfrage, Spahn sei nun der beliebteste Politiker Deutschlands. Tatsächlich hatte Kantar den Befragten aber lediglich eine Auswahl von 18 Politikern vorgelegt und gefragt, von welchem davon man "sich im kommenden Jahr 2021 eine möglichst große Wirkung in der deutschen Politik" wünscht.

Da konnte man Spahn auch dann nennen, wenn man sich bloß wünschte, dass die Corona-Einschränkungen bald vorbeigehen. Zudem war die Zahl der Befragten mit nur 505 bemerkenswert niedrig. Bei anderen Erhebungen gelten 2.000 als Mindestmaß, um Aussagen über das Stimmungsbild in der Bundesrepublik machen zu können.

Hürde Merz

Wird nächste Woche nicht Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt, sondern Friedrich Merz, ist ebenfalls denkbar, dass Spahn dem Parteichef den Kandidatenposten streitig macht. Bereits 2018 trug er mit seinem Rückzug zugunsten Annegret Kramp-Karrenbauers dazu bei, dass der jugendbehauptungsempfindliche Medienabmahner den Posten nicht bekam, obwohl (oder vielleicht gerade weil) die beiden viele Gemeinsamkeiten zu haben scheinen. Das gilt nicht nur für das politische Profil: Auch Spahn mahnt Medien ab, weshalb man manche Bereiche seiner Biografie besser Juristen überlässt

Trotzdem ist gut möglich, dass nicht er die Hauptschuld an der Bestellung von Sanofi- statt BioNTech-Impfstoff trägt, sondern seine Chefin Angela Merkel. Offen sagen könnte Spahn das freilich auch dann nicht, wenn es wahr wäre. Zumindest noch nicht. Aber er könnte - vorsichtig formuliert - vielleicht nur eingeschränkt abmahngetriggert sein, wenn die Bild-Zeitung einen Brief veröffentlicht, der solche Schlüsse nahe legt.

Hürde Söder

Wird Merz Parteivorsitzender, dann hätte Spahn aber möglicherweise geringere Chancen auf eine Kanzlerkandidatur als bei den weniger profilierten Politikern Laschet und Röttgen. Gewinnen die, dann gäbe es aber vielleicht ein weiteres Hindernis, das nicht nur kein CDU-Vorsitzender, sondern nicht einmal in der CDU ist: Markus Söder, der sich im letzten Jahr in sehr auffälliger Weise um eine bemerkenswerte Nähe zu Angela Merkel und zu den Grünen bemühte.

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