Keine Ruhe im RBB: Intendantin Ulrike Demmer unrechtmäßig im Amt?

Seite 2: Was lässt sich an Aufklärung gewinnen?

Außer dem berechtigten Vorwurf einer gewissen Einseitigkeit nicht zuletzt von Schladebachs Quellenlage, die bei der offengelegten Auftragslage wiederum kaum wundern muss, hat der Kommentar in der Sache wenig Substantielles beizutragen, um das Schladebach-Papier als wütendes und oberflächliches "Pamphlet" abzutun, dessen (immerhin) "Argumente" nämlich "weit über eine sachliche oder gar juristische Auseinandersetzung" hinausgingen.

Niggemeier kommentiert, selbst den Auftraggebern, also den rbb-Mitarbeitenden-Vertretungen, scheine das Papier "ein bisschen unheimlich": Diese planen laut Übermedien, sich der rbb-Belegschaft zu erklären sowie "von einigen Forderungen Schladebachs zu distanzieren": Personalrat und Freienvertretung forderten zum Beispiel nicht, die Intendanz-Wahl zu wiederholen.

Was lässt sich an Aufklärung gewinnen aus den Debatten um dieses Gutachten?

Sicher ist es im Sinne der gesellschaftlichen Öffnung von Anstalten wie dem Rundfunk Berlin-Brandenburg wichtig (was die Organisations-Strukturen angeht), dass die Belegschaft deutlich besser als bisher in den Gremien vertreten ist und ernst genommen wird.

Ebenso entscheidend ist, dass wir "normalen" Bürgerinnen und Bürger als Rundfunk-Beitragszahler:innen endlich tatsächlich repräsentiert sind als Mitbestimmungs-Instanz: Zum Beispiel in Form von Publikumsräten, die ggf. aus der Gesamtbevölkerung per Los bestimmt werden und deren Mitglieder sowohl sozial anerkannt (Geld, Rentenpunkte etc.) als auch per Weiterbildung qualifiziert werden sollten.

Drei Punkte

Aus Sicht der Medien-Nutzenden bleibt schließlich festzuhalten, dass ja "entscheidend ist, was hinten rauskommt", wie es seinerzeit 1984 während einer Pressekonferenz zu seinem Regierungsstil der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) äußerte - im aktuellen Falle also das Programm des rbb mit seinen Sendern und Sendungen.

Drei Punkte scheinen mir zentral für gelingende gesellschaftliche Kommunikation:

1.) Eine möglichst breite Vielfalt der Themen, Meinungen und einbezogenen Quellen.

2.) eine bestmögliche Artikulation und Repräsentation aller wichtigen Schichten, Strömungen und Stimmungen der Gesellschaft,

sowie

3.) eine maximale Transparenz bezüglich der eigenen Medien-Organisation, der redaktionellen Auswahl-Kriterien und nicht zuletzt der jeweils eigenen Perspektiven, Haltungen und genutzten Quellen.

Das würde ganz sicher alles andere als endlich "Ruhe im Karton" nicht zuletzt beim rbb bedeuten, sondern produktive, weil (selbst-)kritische Unruhe. Vielleicht hieße das ja auch: In der Un-Ruhe liegt die Kraft.