Kennedy-Mord: Jahrhundert-Attentat von Hollywood-Regisseur aufgeklärt?
- Kennedy-Mord: Jahrhundert-Attentat von Hollywood-Regisseur aufgeklärt?
- Mastermind: Adolf von Tscheppe-Weidenbach?
- Einschusswinkel und mögliche Schützen
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Podcast bringt gebürtigen Heidelberger als Mastermind ins Spiel – und nennt vier mögliche Schützen. Das sind die Details.
Zum 60. Jahrestag des Jahrhundert-Attentats auf den US-Präsidenten John F. Kennedy vom 22. November 1963 begann der renommierte Hollywood-Regisseur Rob Reiner ("Harry und Sally", "Grüne Tomaten") mit einem wöchentlichen Podcast über die tatsächlichen Hintergründe des politischen Mordes.
Inzwischen ist "Who killed Kennedy?" der erfolgreichste US-Podcast überhaupt. Reiner, auch als Polit-Aktivist der Demokraten bekannt, versprach bei der Präsentation seines Podcasts vollmundig, auch die Namen der Killer zu nennen. In der finalen Folge 10 legte er nun am Mittwoch seine Karten auf den Tisch.
JFK-Thema wieder salonfähig
Während über sechs Jahrzehnte hinweg Zweifler am Warren-Report von der Presse und sogar manchem akademischen Kritiker mundtot gemacht wurden, schweigen diesmal die Kritiker der Kritiker auffällig. Offenkundig bietet Reiner viel Substanz und wenig Angriffsfläche.
Im Gegensatz zu Filmkollege Oliver Stone, der 1992 für "JFK" noch vielfach auf Mutmaßungen angewiesen war und in dessen Drehbuch sich leider auch manche Legende verirrte, standen Reiner infolge der durch den Film erfolgten Untersuchung in den 1990er-Jahren, Aktenfreigaben und akribischer Arbeit unabhängiger Historiker umfangreiche und belastbare Quellen zur Verfügung.
Nachdem etablierte Medien Werke wie James W. Douglass "The Unspeakable", Jim de Eugenio "Destiny Betrayed" und David Talbot "The Devil’s Chessboard" tapfer ignorierten oder marginalisierten, erläutert uns das JFK-Rätsel nun nicht ein Journalist, sondern erneut ein Hollywood-Regisseur.
In Reiners Militär-Klassiker "Eine Frage der Ehre" verkündete noch ein von Jack Nicholson verkörperter General, die Öffentlichkeit könne die Wahrheit doch gar nicht vertragen. Reiner ist anderer Meinung.
Angeblicher Attentäter Oswald entlastet
Im Dezember entlastete Reiner den vorgeblichen Attentäter Lee Harvey Oswald unter anderem mit dem Argument, dass jemand, der um 12.30 Uhr den Präsidenten aus dem fünften Stock erschießen wolle, wohl kaum um 12.25 Uhr noch in der Kantine im ersten Stock seelenruhig eine Cola schlürfe – so der unstreitige Teil des Warren-Berichts.
Tatsächlich war der Konvoi an der Dealey-Plaza sogar für 12.25 Uhr angekündigt, die Parade hatte fünf Minuten Verspätung. Hätte Kennedy pünktlich das Schulbuchlager passiert, hätte Oswald sein unterstelltes Ziel zwangsläufig wohl verpasst.
Wer war der "Prayer Man"?
Nicht aufgegriffen hat Reiner die aktuelle Recherche von Bart Kamp, der mit hohem Aufwand die Identität einer während des Attentats im Türrahmen des Schulbuchlagers fotografierten Person untersuchte, den sogenannten "Prayer-Man".
Kamp bringt überzeugende Argumente für seine These, dass es sich bei dieser Person um Oswald handeln müsse. Dies entsprach auch der Einlassung Oswalds. Zeugenaussagen, Oswald sei kurz nach dem Attentat von einem Motorradpolizisten erneut im Aufenthaltsraum im ersten Stock angetroffen worden, sind wegen Inkonsistenzen und konträren Aussagen unglaubhaft.
Im Erdgeschoss mit einer Colaflasche bewaffnet konnte Oswald schwerlich ein Schütze aus dem fünften Stock gewesen sein, zumal seine Schießkünste bescheiden waren.
Die üblichen Verdächtigen
JFK-Historikern boten sich als mögliche Schützen eine Reihe Verdächtiger aus dem Umfeld von CIA, Exilkubanern, Lyndon B. Johnson, der rechtsextremen Milliardärsfamilie Hunt sowie der Mafia an, die ausgerechnet an diesem Tag ihren Weg nach Dallas gefunden hatten.
Als Indizien galten etwa der halbe Handabdruck von Johnsons Mann fürs Grobe, Malcolm Wallace, die seltsame Flucht von Scharfschütze Larry Crafard aus Jack Rubys Haushalt und die Festnahme des im Dal-Tax-Building Handschuhe tragenden Gangsters "Jim Braden".
Hinzu kamen die Geständnisse unter anderem von CIA-Killer David Sanchez Morales, das im Dach des Schulbuchlagers gefundene Gewehr des Belastungszeugen Buel Wesley Frazier, die angebliche Exfiltration des mit General Edwin Walker befreundeten OAS-Killers Jean de Souètre …
Erstaunliches Desinteresse von Polizei, FBI und CIA
All diese Fährten regten die Phantasie an, bewiesen aber lediglich das erstaunliche Desinteresse von Dallas Police Department, FBI und CIA, ihnen nachzugehen. Diese von der Warren-Kommission weitergeführte Ignoranz allerdings betraf nahezu jeden Zeugen und jedes andere Detail, das nicht zur staatlich ausgerufenen Geschichte passte.
Nicht einmal Mitglieder des Secret Service wurden verhört, sogar Schlüsselfigur Jack Ruby versuchte die Warren-Kommission lange auszulassen.
Zu den Kandidaten für die Hintermänner gehörten stets Rivale Lyndon B. Johnson, dessen ultrarechter Finanzier H. L. Hunt, Ex-CIA-Direktor Allen Dulles, die Generäle um Air Force-Chef Curtis LeMay, exilkubanische Hardliner und diverse US-Mafiosi. Sollte es Rob Reiner gelungen sein, nun endlich die richtigen Täter mit Beweisen zu überführen?
Kriegslügen und Planspiele für inszenierten Terror
Wie die meisten aktuellen Autoren auch sieht Reiner die vom Pentagon geplante Desinformationskampagne "Operation Northwoods" und das CIA-Mordprogramm "ZR Rifle" als Schlüssel zum Attentat an.
Dem vor zwei Jahrzehnten freigegebenen Northwoods-Dokument zufolge hatten die obersten Generäle das Inszenieren von vermeintlichen Attentaten auf die USA geplant, um damit einen Kriegsgrund gegen Kuba vorzutäuschen. Wie auch im Mord-Handbuch zu ZR Rifle sollten solche Anschläge einer als Kommunist legendierten Person in die Schuhe geschoben werden.
Tatsächlich hatte die CIA in den Stunden nach dem Attentat jedenfalls geduldet, dass von ihr kontrollierte Partner wie Exilkubaner und eine PR-Agentur Oswald als Kommunisten mit untergeschobenen Verbindungen nach Kuba erscheinen ließen und Präsident Johnson und dem FBI fabrizierte Beweise für Kontaktaufnahmen Oswalds zu den Botschaften von Kuba und der Sowjetunion vorgelegt.