Khartum und Moskau besiegeln Abkommen: Russisches Marinezentrum am Roten Meer geplant

Der Hafen von Port Sudan am Roten Meer.

Foto: Bertramz, CC BY 3.0

Russland stützt Khartum im sudanesischen Bürgerkrieg. Dafür bekommt es ein Marinezentrum am Roten Meer. Welche Rolle spielt dabei die Söldnertruppe Wagner?

Der Sudan und Russland sind im Begriff, eine Reihe von militärischen und wirtschaftlichen Abkommen zu unterzeichnen, darunter auch die Einrichtung eines russischen Zentrums für die logistische Unterstützung der Marine am Roten Meer. Das berichtet die Sudan Tribune unter Berufung auf den stellvertretenden Oberbefehlshaber Yasir al Atta.

Dieser Vorgang ist insofern bemerkenswert, als die bedeutende russische private Sicherheitsfirma Wagner zu Beginn des Bürgerkrieges im Sudan aufseiten der aufständischen Rapid Support Forces (RSF) aufgetreten waren. Nach dem Tod des ehemaligen Wagner-Kommandeurs Pawel Prigoschin übernahmen jedoch staatliche russische Stellen das Management der Beziehungen zu Khartum.

Und die Interessen Moskaus decken sich keineswegs mit denen der Wagner-Gruppe, die vor allem am Goldbergbau mitverdienen wollte. So schlug denn der russische Gesandte des Präsidenten, Michail Bogdanow, während eines kürzlichen Besuchs in Port Sudan vor, der sudanesischen Armee im Austausch für ein Marinezentrum Militärhilfe zu leisten.

Moskau beendet das Wagner-Abenteuer

Der Seitenwechsel hatte sich schon vor einem Monat abgezeichnet. Laut Berichten der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu hatte der Chef der sudanesischen Junta, Abdel Fattah al Burhan, Ende April sein Interesse bekundet, die Beziehungen zu Russland zu vertiefen.

Bereits unter dem später gestürzten sudanesischen Präsidenten Omar al Baschir hatten Moskau und Khartum ein Militärabkommen unterzeichnet, das auch eine Marinestation am Roten Meer vorsah. Nun bieten der anhaltende Bürgerkrieg und die Einmischung von mehreren arabischen und afrikanischen Staaten beiden Seiten die Gelegenheit, das Abkommen erneut zu prüfen.

In einem Fernsehinterview erklärte al Atta allerdings, dass das es nicht um eine regelrechte russische Militärbasis am Roten Meer gehe: "Russland schlug eine militärische Zusammenarbeit in Form eines logistischen Unterstützungszentrums vor, nicht einer vollständigen Militärbasis, als Gegenleistung für dringende Waffen- und Munitionslieferungen".

Zusammenarbeit auch wirtschaftlich intensivieren

Doch es geht um mehr. Al Atta: "Wir schlugen vor, die Zusammenarbeit auf wirtschaftliche Aspekte wie landwirtschaftliche Unternehmungen, Bergbaupartnerschaften und Hafenentwicklung auszudehnen. Russland stimmte diesem breiteren Rahmen zu." Eine sudanesische Militärdelegation wird in Kürze nach Moskau abreisen, gefolgt von einer Ministerdelegation. Nach Abschluss der Gespräche soll ein umfassendes Abkommen folgen.

Al Atta betonte, dass der Sudan offen für ähnliche Abkommen mit anderen Ländern sei, darunter die Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Ägypten, wobei die Interessen des Sudan Vorrang hätten und schloss: "Die Macht liegt heute im finanziellen Einfluss, während Werte und Ethik zur Ware geworden sind."

Laut Sudan Tribune haben sudanesische Militärs wiederholt ihre Enttäuschung darüber zum Ausdruck gebracht, dass westliche Länder nicht in der Lage sind, die externe Unterstützung für die RSF einzuschränken. Diese werden vor allem von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt.

Der Westen kann den Bürgerkrieg nicht eindämmen

Bloomberg erinnert daran, dass Moskau seit Langem bestrebt ist, an der 853 Kilometer langen sudanesischen Küste am Roten Meer Fuß zu fassen. Ein endgültiges Abkommen würde nach demnach die Bedenken des Westens über den wachsenden Einfluss des Landes in Afrika schüren.

Derzeit ist die sudanesische Armee bemüht, das Territorium zurückzugewinnen, das sie in dem Bürgerkrieg, der im April 2023 ausbrach, an die RSF verloren hat. In dem Bürgerkrieg wurden bis Mitte Mai 15.500 Menschen getötet und fast neun Millionen vertrieben.

Auch Iran hat alte Beziehungen nach Khartum wiederaufgenommen und laut Asia Times bewaffnete Drohnen an das sudanesische Militär geliefert. Das hat der Junta geholfen, zumindest wesentliche Teile der Hauptstadt zurückzuerobern. Hussein Awad Ali, der Außenminister der Militärjunta, besuchte Ende Mai seinen iranischen Amtskollegen. Dabei ging es auch um die Wiedereröffnung von Botschaften.

Schließlich leistet Ägypten wichtige Unterstützung für die sudanesische Junta. Anfang des Jahres haben die Nachbarländer vereinbart, ihre militärische Zusammenarbeit auszuweiten.

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