Killermaschine mit lästiger Programmschleife
Roboter als Spiegelbild des Menschen: "Terminator 3" interessiert sich nicht besonders für Künstliche Intelligenz
Zu einem erfolgreichen Kinofilm ein Sequel zu drehen, dass mit dem Original mithalten kann, ist schwierig, aber möglich. Populäre Beispiele sind etwa: "Alien"/"Aliens", "Der Pate"/"Der Pate II", "Mad Max"/"Mad Max 2" oder "Terminator"/"Terminator 2". Einen dritten Teil, der den Standard der Vorgänger halten kann, hat es dagegen (von eher serienartigen Produktionen wie "Star Trek" und "Star Wars" mal abgesehen) noch nicht gegeben. Terminator 3 macht da keine Ausnahme.
"Rise of the Machines" lautet der Untertitel des Films im englischen Original. Das weckt Erwartungen, der Ursprung des Konflikts zwischen Menschen und Robotern könnte endlich aufgeklärt werden. So eine Konfrontation ist ja nicht selbstverständlich. Zwischen den beiden Spezies gibt es zunächst einmal keine nennenswerte Konkurrenz um knappe Ressourcen. Menschen brauchen Luft, Wasser und Nahrungsmittel, Roboter in erster Linie elektrischen Strom. Solange die Maschinen sich nicht von selbst vermehren, muss es auch vom Platz her nicht eng werden.
Oder ist die Aggressivität den Robotern von vornherein einprogrammiert worden? Das scheint die von "Terminator 3" favorisierte Lösung zu sein: Der Krieg beginnt in dem Moment, als ein General ein durch künstliche Intelligenz gesteuertes militärisches Computernetzwerk in Betrieb nimmt. Dieses Netz entwickelt im selben Moment ein Selbstbewusstsein - und eröffnet das Feuer auf seine Schöpfer. Warum? Nun, die Gedankengänge künstlicher Intelligenz sind unergründlich und sollen es wohl auch bleiben - jedenfalls sofern es nach den Produzenten des Films geht.
Die vermieden jedes Risiko und setzten ausschließlich auf Bewährtes: Im Grunde genommen ist "Terminator 3" eine einzige Verfolgungsjagd nach bekanntem Muster. Zwei Roboter kommen aus der Zukunft in unsere Zeit, der eine, um die zukünftigen Führer des Aufstands gegen die Maschinen zu töten, der andere, um sie zu beschützen. Wieder einmal ist der Killerroboter das technisch fortgeschrittenere, überlegene Modell, gegen das eigentlich kein Kraut gewachsen ist. Wie in "Terminator 2" kann er jede beliebige Form annehmen, hat aber aus irgendeinem Grund eine bevorzugte (diesmal übrigens weibliche) Gestalt, in die er immer wieder zurückkehrt. Warum er diese Rückverwandlung allerdings ausgerechnet in dem Moment vornimmt, als er sein Opfer, getäuscht durch die perfekte Maskerade, schon fast greifen kann, bleibt ein Rätsel. Da scheint in dieser wahnsinnig fortgeschrittenen Maschine doch noch eine lästige Programmschleife zu stecken.
"Terminator 3" bietet unbestreitbar einiges fürs Auge. Action und Ausstattung sind auf der Höhe der Zeit, verpuffen aber mangels Inhalt ziemlich rasch. Am unbefriedigendsten ist neben dem fatalistischen Ende die kaum vorhandene Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von menschlicher und künstlicher Intelligenz, die den ersten beiden Teilen noch ihren besonderen Reiz verliehen hat. Die zukünftige Herrschaft der Maschinen einfach als gegeben hinzunehmen, ist mittlerweile einfach zu billig und fällt hinter einen Standard zurück, den andere Filme schon vor Jahrzehnten gesetzt haben. In Der Tag, an dem die Erde stillstand etwa erklärt ein Besucher aus dem All, der in Begleitung eines klobigen Roboterleibwächters auf die Erde kommt, sein Volk hätte sich freiwillig unter die Herrschaft der Roboter begeben, weil es keinen anderen Weg gesehen hätte, der Selbstzerstörung zu entgehen.
Die militärische Logik führt auch in Colossus zur Herrschaft der Maschinen - oder besser der Maschine: Nachdem das gesamte nukleare Waffenarsenal der USA unter die Kontrolle eines Computers gestellt wurde, erklärt der als erstes, dass es auf der Gegenseite noch ein System gebe und fordert, mit ihm verbunden zu werden. Zur Unterstützung seiner Forderung feuert er kurz eine Rakete ab. Fieberhaft suchen die Menschen nach einer Möglichkeit, den Supercomputer abzuschalten. Doch der baut systematisch sein Kontrollsystem aus, das am Ende keinerlei Schlupfloch mehr lässt. Ein ungemein packender, leider nur sehr selten gespielter Film.
In den "Terminator"-Filmen dagegen erscheinen die Roboter als eine Art Spiegelbild der Menschen: Wie die Menschen bislang mit "niederen" Lebensformen umgegangen sind, gehen die Roboter nun ihrerseits mit Menschen um. Es ist ein spannender Gedanke, dass Roboter und andere künstlich geschaffene Lebensformen die nächste Stufe der Evolution darstellen könnten. Der Terminator hätte zur zentralen Figur werden können, um die herum solche Ideen und die Möglichkeit unterschiedlicher Pfade in die Zukunft hätten diskutiert werden können. Hätte, würde, könnte... - mit diesem enttäuschenden dritten Teil scheint die Chance dazu endgültig vertan. Den Terminator hat das Schicksal aller Sequels ereilt: die Bedeutungslosigkeit.
Deutscher Kinostart am 31. Juli