Kippt Deutschlands Wirtschaft unter Trumps Zoll-Attacke?
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Donald Trump droht mit massiven Strafzöllen gegen Handelspartner. Experten warnen vor einem Konjunktureinbruch von bis zu 1,5 Prozent.
Donald Trump macht ernst. Kaum bekleidet er wieder das Amt des US-Präsidenten, lässt er seinen markigen Worten Taten folgen. Am Wochenende kündigte er Strafzölle von 25 Prozent auf Importe aus Kanada und Mexiko an, die ab Dienstag erhoben werden. Waren aus China werden wohl dann mit einem Aufschlag von zehn Prozent belegt.
Doch damit nicht genug: Auch gegenüber der Europäischen Union droht er unverhohlen. Zölle gegen Waren aus der EU würden "definitiv kommen", erklärte er am Wochenende.
Trump pocht auf Abbau des Handelsdefizits
Trumps erklärtes Ziel ist es, das hohe Handelsdefizit der USA abzubauen. Gegenüber Reportern beklagte er:
Sie nehmen uns nicht unsere Autos ab, sie nehmen uns nicht unsere landwirtschaftlichen Produkte ab. Sie nehmen uns fast nichts ab, und wir nehmen ihnen alles ab, und dann noch Millionen von Autos, enorme Mengen an Lebensmitteln und landwirtschaftlichen Produkten.
Bloomberg
Laut Trump müssen die Handelspartner der USA hauptsächlich eines tun, um die Zölle abzuwenden: "Sie müssen ihren Handel ausgleichen." Zudem verlangt er mit Blick auf Kanada, Mexiko und China, dass sie den Zustrom von Menschen und Drogen in die USA stoppen.
Sollte keine Einigung in letzter Minute erreicht werden, dann könnte es zu einem ausgewachsenen Handelskonflikt in Nordamerika kommen. Sowohl Kanada als auch Mexiko haben Vergeltungsmaßnahmen angekündigt.
Während Mexiko seine Pläne erst noch vorstellen will, hat der kanadische Premier Justin Trudeau Zölle in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 106 Milliarden US-Dollar angekündigt. China hat "entsprechende Gegenmaßnahmen" angekündigt.
Europäische Politiker warnen vor Eskalation
Vor Reportern machte Trump deutlich, dass er sich auch die Europäer vorknöpfen wird, was in der Alten Welt mit Besorgnis zur Kenntnis genommen wird. Der Groll des US-Präsidenten richtet sich vorrangig gegen die Europäische Union, während er gegen Großbritannien etwas versöhnlichere Worte wählte. Laut Bloomberg sagte er:
Das Vereinigte Königreich verhält sich daneben, aber ich bin sicher, dass man das klären kann. Aber die Europäische Union ist eine Schande.
Europäische Regierungschefs mahnten zur Besonnenheit. Kaja Kallas, oberste Diplomatin der EU, betonte etwa: "Wir sind sehr verflochten. Wir brauchen Amerika, und Amerika braucht uns auch".
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) plädierte für Zusammenarbeit statt Konfrontation: "Ziel sollte die Kooperation zwischen Europa und den USA sein." Schließlich würden beide Seiten vom Austausch von Waren und Dienstleistungen profitieren, weshalb es wichtig sei, die Welt nicht mit neuen Handelsbarrieren zu spalten.
Gleichzeitig betonte er die Stärke der EU: "Es ist klar, dass wir als starker Wirtschaftsraum unsere eigene Zukunft gestalten und auf Zollpolitik mit Zollpolitik reagieren können."
In dasselbe Horn blies der französische Präsident Emmanuel Macron am Montag. "Wenn wir in Handelsfragen angegriffen werden, muss Europa … reagieren", sagte er. Außerdem müsse Europa stärker und geeinter auftreten.
Angesichts der neuen Abhängigkeit von Gaslieferungen aus den USA bleibt die Frage, welche Seite bei einem ausgewachsenen Handelskonflikt letztlich am längeren Hebel sitzen wird.
Experten warnen vor drastischen Folgen für EU-Wirtschaft
Für die deutsche Wirtschaft könnte es schwer werden, wenn Trump tatsächlich Zölle auf Waren aus der EU erheben sollte. Das Münchner Ifo-Institut ging im November davon aus, dass in diesem Fall deutsche Exporteure mit Verlusten von rund 33 Milliarden Euro rechnen müssten. Demnach könnten die Exporte in die USA um 15 Prozent einbrechen.
"Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass sich die USA weiter von einer offenen, globalen Zusammenarbeit entfernen", warnte Lisandra Flach, Leiterin des ifo Zentrums für Außenwirtschaft. Sie empfahl, dass Deutschland und die EU ihre Position durch eigene Maßnahmen stärken, etwa durch eine Vertiefung des EU-Dienstleistungsmarktes und glaubwürdige Vergeltungsmaßnahmen gegen die USA.
Es ist allerdings unklar, ob man in Europa die Intentionen hinter Trumps Politik ausreichend verstanden hat. Schon der frühere US-Präsident Joe Biden hatte mit dem Inflation Reduction Act (IRA) dafür gesorgt, dass europäische Unternehmen stärker in den USA investierten und die Produktion teilweise dorthin verlagerten.
Trumps Politik ist in dieser Hinsicht keine Kehrtwende, auch er zielt darauf ab, den Standort USA zu stärken, wie es bei den Unternehmensberatern von KPMG heißt. Dort heißt es:
Die angekündigten Unterstützungsmaßnahmen für die amerikanische Wirtschaft sind standortfördernd. Schon in Trumps erster Amtszeit wurde der Spitzensteuersatz für Unternehmen von 35 % auf 21 % gesenkt. Nun hat er eine weitere Senkung auf 15 % für Unternehmen in Aussicht gestellt, die in den USA produzieren, während Importe massiv verteuert werden.
Nicht nur für die europäischen Firmen wird es attraktiver, in den USA zu produzieren. Auch US-Unternehmen könnten ihre Investitionen in Europa und Deutschland verschieben oder ganz auf sie verzichten, da sich die Bedingungen auf dem Heimatmarkt verbessern, heißt es bei KPMG.
In manchen Branchen habe Deutschland demnach ohnehin schon kaum noch eine Priorität für US-Investitionen. Und unter Trump könnte die Bundesrepublik noch weiter an Relevanz verlieren.
Sollten die US-Zölle eingeführt werden, könnte die deutsche Konjunktur um bis zu 1,5 Prozent einbrechen. "Eine Rezession wäre dann vorprogrammiert", heißt es bei KPMG.