Kita-Schließungen wissenschaftlich unbegründet – Corona-Fehlerdebatte unerwünscht

Kita-Kinder galten zeitweise als Virenschleudern. Eine Studie belegt nun – erwartbar – das Gegenteil. Ehrliche Aufarbeitung der Belastung von Kindern wird vermieden.

Eigentlich ist die Meldung nicht besonders überraschend. Kindertagesstätten waren keine Treiber der Corona-Infektionswellen. Insofern waren die Kita-Schließungen in den letzten beiden Jahren wissenschaftlich nicht zu begründen. Das ist das Ergebnis des Abschlussberichts der Corona-Kita-Studie.

Diese Studie wurde von Mitte 2020 bis Ende 2022 gemeinsam vom Deutschen Jugendinstitut und dem Robert Koch-Institut durchgeführt sowie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und dem Bundesgesundheitsministerium gefördert. Zentrale Forschungsfragen betrafen einerseits die besonderen organisatorischen, pädagogischen und hygienischen Herausforderungen, die Kindertageseinrichtungen und Tagespflegestellen während der Pandemie bewältigen mussten, sowie die praktische Umsetzung von Eindämmungsmaßnahmen in Kitas.

Zudem wurde die Rolle von Kita-Kindern im Pandemiegeschehen untersucht. Dazu gehörte die Analyse von Erkrankungshäufigkeiten und -risiken für alle Beteiligten im Kita-Bereich – beziehungsweise in den entsprechenden Altersgruppen – sowie die Untersuchung von Sars-CoV-2-Ausbrüchen in Kindertageseinrichtungen.

In der zweiten Projektphase, die sich über das Jahr 2022 erstreckte, ging es zusätzlich darum, Unterstützungsbedarfe von Familien und Kindertageseinrichtungen und die mittelfristigen Folgen der Pandemie zu untersuchen.

Kitas waren keine Infektionstreiber

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) fasste bei der Vorstellung der Studie die wichtigsten Ergebnisse in wenigen Sätzen zusammen:

Kita-Kinder waren keine Infektionstreiber. Daher müssen wir für diesen Winter beachten: Kontaktreduktion, das Bilden von Kleingruppen, Masken bei Erwachsenen und Lüften. Das Schließen von Kitas ist medizinisch aber nicht angemessen.


Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD)

Hier zeigt sich das Bestreben, nach vorn zu schauen und sich gar nicht erst auf eine Fehlerdebatte einzulassen. Es geht sicherlich auch darum, womöglich Schadenersatzklagen zu vermeiden. Schließlich hieß es auf der Homepage der Bundesregierung 2020: "Lange Kita- und Schulschließungen, wenig Kontakte zu Freunden, kaum Möglichkeiten für Sport oder andere Hobbys: Kinder und Jugendliche haben in besonderem Maße in der Zeit der Pandemie gelitten."

Es war aber bereits vor zwei Jahren bekannt, dass Kitas keine Treiber in der Pandemie sind, wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) im Oktober 2020 anlässlich eines Monatsberichts der Corona-Kita-Studie feststellte. Damals war allerdings für Differenzierung wenig Raum.

Es war die Zeit, in der fast jede kritische Frage zu den Corona-Maßnahmen in den Ruch der "Schwurbelei" und aus den Reihen der "Querdenker" gerückt wurde. So blieb wenig Raum, um beispielsweise zu vermitteln, dass das Virus eben nicht für alle gleich gefährlich ist.

Diskussionen um Impfschäden

Vielleicht wäre es jetzt auch in der Zeit, über manche andere Frage rund um Corona unaufgeregter zu diskutieren. Dazu gehört auch das komplexe Thema der Impfschäden. Noch im letzten Jahr wurde das Thema von vielen Menschen gemieden, weil man eben nicht mit der Schwurbelei bezichtigt werden wollte. Kürzlich wurde in der FAZ vermeldet, dass bundesweit bisher 160 Impfschäden nach einer Corona-Impfung anerkannt seien. Es ist aber auffallend, dass diese Meldungen sonst vor allem in Regionalzeitungen erschienen.

Dabei wäre eine ehrliche Diskussion über die Corona-Politik das beste Mittel, um irrationalistischen Strömungen den Wind aus den Segeln zu nehmen, die teilweise jede Impfung ablehnten.

Allerdings ist es wohl so, dass viele, die noch vor einem Jahr jede kritische Frage über die Corona-Maßnahmen ablehnten, heute am liebsten nicht mehr darüber reden wollen. Das kann man an den Reaktionen auf Meldungen über Impfschäden und die wissenschaftlich nicht haltbaren Kita-Schließungen sehen. Was vor kurzer Zeit noch zu einem Aufschrei geführt hätte, sorgt heute kaum mehr für große Diskussionen.

Peter Nowak war seit Dezember 2020 an der Onlinedebatte "Corona und die linke Kritik(un)fähigkeit" beteiligt.

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