Klimafolgen in Europa: Auswirkungen auf Lebensmittel
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Schimmelpilze breiten sich aus. Die Folgen des Klimawandels durch Zuwanderung nicht heimischer Arten werden oft ignoriert: Risiken durch neue Pilz- und Insektenarten.
Infolge des Klimawandels nimmt bereits heute die Häufigkeit und die Intensität extremer Wetterereignisse zu. Dazu zählen Hitzewellen, Dürren, Wirbelstürme, Überschwemmungen und Flächenbrände. Zwischen 1970 und 2019 kamen durch wetter- und klimabedingte Katastrophen mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben, ein Großteil davon im Globalen Süden. Die Zahl der wetterbedingten Katastrophen hat sich in den vergangenen 50 Jahren verfünffacht
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Auch die World Meteorological Organization (WMO) warnt vor den massiven Folgen des Klimawandels.
Die Folgen zeigen sich jedoch immer deutlicher, auch in Europa. Der Klimawandel sorgt auch hierzulande dafür, dass sich die agrarische Kulturlandschaft an die sich wandelnden Bedingungen anpassen muss.
Prioritäten der Agenda
In den Wäldern ist das inzwischen ziemlich augenfällig, seit die Fichten und Buchen schlichtweg vertrocknen oder dem Borkenkäfer zum Opfer fallen. Der Klimawandel macht dort Tabula rasa, wo der saure Regen und wiederholte Stürme noch nicht zugeschlagen hatten.
Bislang konnte der durch den Borkenkäfer induzierte und nicht planbare Zufallseinschlag meist noch exportiert werden. Inzwischen dürfte das deutlich schwerer werden, weil importierende Länder wie China darauf bestehen, dass das Holz frei von Schädlingen, wie zum Beispiel dem Borkenkäfer, ist.
Hier hilft bislang das Gas Sulfuryldifluorid, denn es tötet schädliche Insekten sicher ab. Es ist aber auch sehr klimaschädlich. Alternativen gäbe es.
Ihre Anwendung scheint sich jedoch in der föderalen deutschen Bürokratie zu verheddern. Und somit hat die wirtschaftliche Waldnutzung Vorrang vor dem Schutz des Klimas.
Der Weinbau wandert nach Norden
Der traditionelle Heringsfang in der Ostsee kommt langsam zum Erliegen, weil es dem Hering dort zu warm wird. ″Wissenschaftler des Thünen-Instituts zählen im Laichzeitraum von Mitte März bis Ende Juli die Heringslarven. Das alarmierende Ergebnis: Seit 2004 lässt die Nachwuchsproduktion in dieser Ostsee-Region immer weiter nach″ schrieb ND Aktuell schon 2019.
Dafür scheint sich der Weinbau an der Ostsee immer besser zu entwickeln. Dem Riesling wird es jetzt am Rhein langsam zu warm, so dass er durch Rebsorten aus Südfrankreich, Italien und Spanien sowie von Olivenbäumen verdrängt wird.
Weingüter aus der Champagne gründen zunehmend Filialbetriebe auf den britischen Inseln, weil das Wetter dort inzwischen für den Weinbau besser geeignet ist. Nur dürfen sie ihren dort produzierten Sparkling Wine nicht Champagner nennen.
Der Wandel der Kulturlandschaft dürfte zwar anstrengend werden und so mancher Agrarier wird seine Zukunft in PV-Freiflächenanlagen sehen, die zudem für die Biodiversität deutlich besser sind als pestizidgetränkte Monokulturen.
Bislang weitgehend übersehen werden jedoch die Folgen des immer feuchteren Klimas durch die Zuwanderung hierzulande bislang nicht heimischer Arten.
Schimmelpilzgifte in Lebensmitteln nehmen durch den Klimawandel zu
Dass der Klimawandel zu einem Verlust an Diversität führt, ist inzwischen vielen Bewohnern hierzulande zwar bekannt, aber in den Konsequenzen nicht wirklich bewusst.
Auch die Zuwanderung fremder Arten findet bislang nur regional Beachtung. Selbst die asiatische Tigermücke und das durch sie verbreitete Denguefieber hat es bislang nur bis zu den oberitalienischen Seen verbreitet. Und völlig unter dem Radar der Öffentlichkeit bleiben bislang die Folgen durch Schimmelpilzbefall.
In einem aktuellen Bericht warnt die Europäische Umweltagentur (EEA), dass der Klimawandel die Ausbreitung von Schimmelpilzen fördert.
Dadurch könnte die Belastung von Lebensmitteln wie Mais, Weizen und Gerste mit gesundheitsschädlichen Schimmelpilzgiften (Mykotoxinen) deutlich zunehmen, was eine Bedrohung für die Ernährungssicherheit in Europa darstelle.
Eine globale Erwärmung um zwei Grad könnte insbesondere in Südeuropa, woher auch Deutschland einen beträchtlichen Anteil seiner Lebensmittel bezieht, zu einem starken Anstieg der Lebensmittelkontamination mit Aflatoxinen führen.
Was sind Aflatoxine?
Aflatoxine sind eine Gruppe von Mykotoxinen, die von zwei Schimmelpilzarten der Gattung Aspergillus gebildet werden. Ein weiteres Problem der Aflatoxine besteht darin, dass sich diese Gifte aus der Landwirtschaft auch vermehrt über Wasserwege ausbreiten könnten und so auch die Qualität des Trinkwassers beeinträchtigen.
Aflatoxine sind mit bloßem Auge nicht zu erkennen und können weder durch Abkochen noch durch Erhitzen unschädlich gemacht werden.
Sie stellen daher ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar, denn sie können das Immunsystem schwächen, bestehende Erkrankungen wie Allergien oder Asthma verschlimmern und stehen zudem im Verdacht, krebserregend zu sein.
Nach dem EEA-Bericht sind bereits heute 14 Prozent der erwachsenen Bevölkerung Europas gesundheitsschädlichen Konzentrationen von Mykotoxinen ausgesetzt.
Sie fordert daher eine umfassende Strategie, um diese Belastung zu reduzieren. Dazu gehören verbesserte Überwachungsprogramme, strengere Lebensmittelkontrollen und der Anbau pilzresistenter Nutzpflanzen.
Verstärkte Überwachung stößt jedoch auf immer stärkeren Widerstand in der Bevölkerung und so wird man diese Gefahr wohl lieber übersehen wollen?