Klimakonferenz: Deutschland kann sich nicht hinter China verstecken

Windfarm in Shanxi, einer Provinz im Norden der Volksrepublik China. Bild: Hahaheditor12667 / CC BY-SA 4.0

Historisch und pro Kopf gerechnet ist Deutschlands Beitrag zur Klimakrise noch immer deutlich größer als der Chinas. Das gilt noch mehr für Indien. Was folgt daraus für den globalen Klimaschutz?

Wenn das Gespräch auf internationalen Klimaschutz kommt, dann dauert es meist nicht lange, und es wird auf China verwiesen. In letzter Zeit auch mitunter auf Indien. Das wundert einerseits nicht, denn die Emissionen der Volksrepublik mit 10,74 Milliarden Tonnen CO2 für das Jahr 2019 sind wirklich enorm und die Indiens betrugen mit 2,63 Millionen Tonnen immer noch das 3,5-Fache des deutschen Treibhausgasausstoßes. (Alle Daten hier. Das Jahr 2019 wurde für den Vergleich herangezogen, um Sondereffekte der Pandemie auszuschließen.)

Was dabei allerdings gerne übersehen wird, ist der Unterschied in der Bevölkerungsgröße. China und Indien haben jeweils rund 1,4 Milliarden Einwohner, Deutschland hingegen nur 83 Millionen. Aber natürlich sollten alle Menschen das gleiche Anrecht an den Ressourcen dieses Planeten haben, also das gleiche Recht, Treibhausgase in die Luft zu blasen.

Umgerechnet auf die Bevölkerung sieht aber das Bild deutlich anders aus. Da ist Indien mit 1,9 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr noch eher ein Zwerg, China stößt mit 7,55 Tonnen Kohlendioxid gerade aus dem Mittelfeld raus und Deutschland liegt mit 8,5 Tonnen CO2 beim jährlichen pro-Kopf-Ausstoß nach Jahrzehnten der Treibhausgasminderungen noch immer (weit) vor den beiden asiatischen Riesen.

Bedenkt man zudem, dass das bei der Herstellung von Produkten erzeugte CO2 in den internationalen Verhandlungen dem Herstellerland angerechnet wird, müsste Deutschlands Schuldenkonto eigentlich noch größer sein. Rund 1,5 Tonnen Kohlendioxid stecken netto pro Jahr und Kopf in den eingeführten Waren. In China wurden 2019 hingegen netto rund eine Milliarde Tonnen CO2 für den Export emittiert.

Da ein Teil des Kohlendioxid (derzeit ungefähr die Hälfte) von den Ozeanen und der Biosphäre aufgenommen wird, statt sich in der Atmosphäre anzureichern, wären unsere Probleme zwar nicht ganz aus der Welt, aber erheblich kleiner, wenn die Pro-Kopf-Emissionen der Menschheit nie zwei Tonnen CO2 pro Jahr überschritten hätten. In Deutschland wurde dieser Wert bereits 1871 erreicht, in China hingegen erst mehr als 100 Jahre später, Ende der 1980er.

Entsprechend sind die historischen Emissionen der Volksrepublik, beim fast 17-Fachen der Bevölkerung, nur 2,6-mal so groß wie die der Deutschen (238 und 92 Milliarden Tonnen CO2). Indiens historische Emissionen waren mit 52 Milliarden Tonnen Kohlendioxid auch 2019 noch kleiner als die der Deutschen.

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