Klimakrise: Der reiche Norden soll zahlen

Immer wieder kommt es zu Überschwemmungen vor allem in Küstenregionen. Hier steht ein ärmeres Viertel in Manila, Hauptstadt der Philippinen, unter Wasser. Bild: Arlynn Aquino EU, ECHO / CC BY-SA 2.0

Ernteausfälle, Waldbrände, zerstörte Infrastruktur, verendete Nutztiere, Katastrophenopfer. Wann werden die Verursacher zur Kasse gebeten?

Die zum Teil bereits drastischen Klimaveränderungen verursachen Kosten aller Art. Ernten werden vernichtet, Häuser und Infrastruktur zerstört, Menschen sterben in Hitzewellen und Unwettern, Krankheitserreger breiten sich aus, Ackerland geht aufgrund des mit dem Anstieg des Meeresspiegels eindringenden Salzwassers verloren. Das Umweltbundesamt (UBA) hat im vergangenen Jahr berechnet, dass die bisherigen deutschen Treibhausgasemissionen allein 2019 weltweit Schäden in Höhe von mindestens 156 Milliarden Euro verursacht haben.

Für diese und vergleichbare Kosten, findet Alex Lo, Kommentator der in Hongkong erscheinenden South China Morning Post, sollten die Industriestaaten aufkommen. Lo will allerdings die großen Emittenten unter den ärmeren Ländern – in absoluten Zahlen vor allem China, gemessen an den Bevölkerungszahlen eher die arabischen Erdölexporteure, die in der internationalen Diplomatie immer noch als Entwicklungsländer gelten – nicht vom Haken lassen. Sie sollen ihre Klimaschulden gegenüber dem Rest der Welt mit einer Reduktion ihrer Emissionen begleichen.

Die verstärkte Minderung der Treibhausgase wird der reiche Norden allerdings zusätzlich zur finanziellen Entschädigung erreichen müssen, und zwar sehr rasch. Schon ist rund 1,1 Grad Celsius Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau erreicht. Viele folgenreiche Veränderungen, wie das sommerliche Verschwinden des arktischen Meereises, die Zerstörung der tropischen Korallenriffe oder die unwiederbringliche Destabilisierung großer Eismassen auf Grönland und in der Antarktis, werden sich nur noch verhindern lassen, wenn der Treibhausgasausstoß innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte auf ein kleines Minimum reduziert und der verbleibende Rest kompensiert wird.

Doch auch dann wird das in den letzten knapp 200 Jahren vor allem in Europa und Nordamerika in die Luft geblasene Kohlendioxid noch für mehrere Jahrtausende weiter wirken. Deiche werden gebaut und die Bewohner niedriger Inseln umgesiedelt, die Land- und Forstwirtschaft sowie die Infrastruktur an ein wärmeres Klima angepasst und Katastrophenschutzsysteme aller Art aufgebaut werden müssen.

Da wäre es nur folgerichtig, wenn die Verursacher für die entsprechenden Kosten aufkommen. Übrigens: Deutschland ist die Nummer sechs, wenn man die historischen Emissionen nach Ländern aufaddiert und Nummer vier, wenn diese auf die Bevölkerung umgerechnet werden. Geld genug wäre ja da, wie man an dem kürzlich von der Bundesregierung aus dem Hut gezauberten gigantischen Aufrüstungsprogramm sehen kann.