Klimaschutz: Oxfam will Milliardäre stärker zur Kasse bitten

Mit ihrem ausschweifenden Lebensstil tragen Milliardäre erheblich zum Klimawandel bei. Außerdem investieren sie besonders häufig in klimaschädliche Branchen. Wie Oxfam das ändern will.

Individueller Reichtum und Klimawandel müssen zusammen gedacht werden, ist die Kernaussage des Berichts "Carbon Billionaires: The investment emissions of World’s richest people", den die Entwicklungsgesellschaft Oxfam am Montag vorstellt.

Die Autoren des Berichts gehen mit den Reichen hart ins Gericht: "Schon die Emissionen, die Milliardäre durch eigenen Konsum, mit Privatjets, Superjachten und Luxusvillen verursachen, betragen das Tausendfache der weltweiten Pro-Kopf-Emissionen", erklärte Manuel Schmitt, Referent für soziale Ungleichheit bei Oxfam.

Der Unterschied zwischen armen und reichen Menschen beim Ausstoß von Klimagasen kann sogar noch extremer ausfallen. Der Bericht verweist dabei auf eine Studie, die die Emissionen von 20 Milliardären im Jahr 2018 untersucht hat. Mit ihren privaten Yachten, Flugzeugen, Hubschraubern und Villen hätten sie im Durchschnitt 8.194 Tonnen Kohlendioxid verursacht. Eine Person aus der ärmsten Milliarde Menschen stoße dagegen jedes Jahr nur 1,4 Tonnen CO₂ aus.

Es ist aber nicht nur ein ausschweifender Lebensstil, mit dem vermögende Menschen zum Klimawandel beitragen – der größte Teil wird durch ihre Investitionen verursacht. Sie haben einen Anteil zwischen 50 und 70 Prozent an ihrem "Kohlenstoff-Fußabdruck".

Auf das Klimakonto der 125 untersuchten Milliardäre gehen dadurch rund 393 Millionen Tonnen an Treibhausgasen, was den Emissionen von ganz Frankreich entspricht. Das entspricht aber auch im Schnitt 3,1 Millionen Tonnen CO₂ pro Milliardär, was etwa eine Million Mal höher ist als der Durchschnittswert für die ärmsten 90 Prozent der Menschheit.

Die Oxfam-Analyse ergab, dass Milliardäre besonders gern in fossile Energieträger investieren und in die Produktion von Zement. Etwa vierzehn Prozent ihrer Investitionen gehen demnach in diese Sektoren, was etwa doppelt so hoch ist wie der Durchschnitt der Investitionen in Firmen, die im Index "Standard and Poor 500" gelistet sind. Nur einer der untersuchten Milliardäre hat auch in ein Unternehmen für erneuerbare Energien investiert.

Die Entwicklungsorganisation sieht die Milliardäre in einer besonderen Verantwortung: Sie sollen ihr Vermögen zum Wohle des Planeten einsetzen und innerhalb der Konzerne, von denen sie große Aktienpakete halten, Druck auf die Entscheider ausüben.

Obwohl Milliardäre sehr große Positionen in Unternehmen halten, die in der Regel viel größer sind als die von Pensionsfonds oder Vermögensverwaltern, gibt es nur wenige Beispiele dafür, dass sie ihr Vermögen zur Bekämpfung des Klimawandels einsetzen.

Oxfam-Bericht

Der Bericht zeige, sagte Schmitt, dass Milliardäre die Emissionsintensität ihrer Investitionen auf ein Viertel reduzieren könnten, wenn sie ihr Geld in Fonds anlegten, die strenge Umwelt- und Sozialstandards aufwiesen.

Oxfam sieht aber nicht nur die Reichen in der Pflicht, sondern auch die Regierungen. Sie müssten mehr tun, um ein politisches Umfeld zu schaffen, das einen "grünen Übergang" unterstützt. Sie sollten regulierend eingreifen und die Unternehmen verpflichten, strenge und verbindliche Ziele für die Reduktion ihres CO₂-Ausstoßes festzulegen.

Die Unternehmensziele sollen sich dabei wissenschaftlich begründet sein und sich am 1,5-Grad-Ziel für die Klimaerwärmung orientieren. Außerdem müssten die Regierungen höhere Standards festlegen, wie Unternehmen über das Erreichen ihrer Ziele berichten.

Reichtum sollte aber auch besteuert werden, so ein Vorschlag von Oxfam. Damit könne die Zahl der sehr vermögenden Menschen in unserer Gesellschaft und deren Macht verringert werden. Zusätzlich könnten hohe Spitzensteuersätze auf den Reichtum aus umweltverschmutzenden Industrien eingeführt werden.

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