Klimaschutz paradox: Mehr Einnahmen, weniger Förderung
85 Prozent der Emssionen in Deutschland sind mittlerweile durch das Zertifikatsystem abgedeckt. Symbolbild: NoName13 / Pixabay Licence
Energie und Klima â kompakt: Deutschland nahm fĂŒnf Milliarden Euro mehr durch CO2-Zertifikate ein als im Vorjahr. Dennoch drohen KĂŒrzungen.
18 Milliarden Euro sind im vergangenen Jahr in Deutschland im Rahmen des europĂ€ischen und des nationalen Emissionshandels eingenommen worden, wie das Umweltbundesamt vergangene Woche mitteilte. Im Vergleich zum Jahr 2022 seien die Einnahmen damit um fĂŒnf Milliarden Euro gestiegen.
Klima- und Transformationsfonds: HoffnungstrÀger in der Haushaltsdebatte?
Die Erlöse flössen vollstĂ€ndig in den Klima- und Transformationsfonds. Bedeutet dies nun eine Erleichterung fĂŒr die noch anhaltende Haushaltsdebatte?
Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November 2023 hat die Bundesregierung in heftige Debatten ĂŒber den Bundeshaushalt 2024 gestĂŒrzt. Das oberste Gericht hatte das Verschieben von nicht ausgegebenen Corona-Hilfen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) in Höhe von 60 Milliarden Euro als VerstoĂ gegen die Schuldenbremse gewertet.
Zwölf Milliarden Euro Einsparungen: Neue Herausforderungen fĂŒr den KTF
Laut Bundesregierung [1] sollen im Jahr 2024 jetzt zwölf Milliarden Euro fĂŒr den KTF eingespart werden. Investitionen in die Schieneninfrastruktur wurden aus dem Fonds ausgelagert und sollen nun von der Bahn selbst geleistet werden â wofĂŒr die Bundesregierung das Eigenkapital der Bahn aufstocken will.
Steigende CO2-Preise: ein notwendiger Schritt fĂŒr den Klimaschutz?
Und auch die Erhöhung des CO2-Preises im nationalen Emissionshandel ist in den neuen HaushaltsplĂ€nen fĂŒr 2024 schon eingerechnet. Dieser ist zum 1. Januar von bislang 30 Euro pro Tonnen auf 45 Euro pro Tonne gestiegen. UrsprĂŒnglich war eine Anhebung auf 40 Euro geplant, die fĂŒnf Euro mehr sind bereits der HaushaltslĂŒcke geschuldet.
KĂŒrzungen beim Klimaschutz werden nach einem Bericht der Zeit [2] auch MaĂnahmen des natĂŒrlichen Klimaschutzes betreffen. Statt bisher geplanten fĂŒnf Milliarden bis 2027 stĂŒnden fĂŒr diesen Bereich nur noch 3,5 Milliarden Euro zur VerfĂŒgung.
NatĂŒrlicher Klimaschutz: Unverzichtbar fĂŒr die Ăkosysteme
NatĂŒrlichen Klimaschutz leisten etwa WĂ€lder, Moore oder Auen, die groĂe Mengen von CO2 speichern und auĂerdem fĂŒr Ausgleich im Wasserhaushalt sorgen können, das heiĂt, sowohl DĂŒrren als auch Ăberschwemmungen entgegenwirken. Die Milliardenmittel des Bundes sollen der StĂ€rkung dieser Ăkosysteme dienen. Von KĂŒrzungen in Höhe von 250 Millionen Euro sei auch der Bereich Meeresnaturschutz betroffen.
Ob die fĂŒnf Milliarden Euro Mehreinnahmen aus dem Emissionshandel nun weitere kleinere SpielrĂ€ume eröffnen, dazu gibt es bislang keine ĂuĂerung vonseiten der Bundesregierung.
Die Zukunft des Klimageldes: Wann wird es Wirklichkeit?
UBA-PrĂ€sident Dirk Messner plĂ€dierte anlĂ€sslich der Veröffentlichung der Zahlen fĂŒr eine baldige EinfĂŒhrung der Klimageldes [3]: "Entscheidend ist, dass die Einnahmen aus der CO2-Bepreisung vollstĂ€ndig fĂŒr eine aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der klimaneutralen Transformation eingesetzt werden.
So kann der Emissionshandel ambitionierten â Klimaschutzâ , SozialvertrĂ€glichkeit und wirtschaftliche WettbewerbsfĂ€higkeit vereinen. Um einen Ausgleich fĂŒr die privaten Haushalte auch bei weiter steigenden CO2-Preisen sicherzustellen, sollte die Politik jetzt zĂŒgig das im Koalitionsvertrag vereinbarte Klimageld einfĂŒhren", sagte er. Die Ampel-Regierung hat das Klimageld jedoch erst vage fĂŒr das Jahr 2025 angekĂŒndigt.
Emissionshandel und Wirtschaft: Ein Gleichgewicht finden
Die höheren Einnahmen im Emissionshandel seien nicht auf höhere Emissionen zurĂŒckzufĂŒhren, betont das UBA. Im EuropĂ€ischen Emissionshandel wurden weniger Zertifikate kostenfrei zugeteilt, wodurch die Zahl der versteigerten Zertifikate von 85 Millionen im Jahr 2022 auf 92 Millionen im Jahr 2023 gestiegen war. AuĂerdem lag der durchschnittliche Zertifikatspreis mit 83,66 Euro leicht ĂŒber dem Vorjahresniveau von 80,32 Euro.
Seit 2021 gilt in Deutschland zudem das nationale Emissionshandelssystem (nEHS) fĂŒr die Sektoren GebĂ€ude und Verkehr. In diesem galt bislang ein Festpreis von 30 Euro pro Tonne CO2. Im nEHS wurden fĂŒr das Jahr 2023 349 Millionen Zertifikate verĂ€uĂert, ein deutlicher Zuwachs gegenĂŒber dem Vorjahr mit 217 Millionen Zertifikaten.
Emissionshandelssystem: Eine umfassende Abdeckung fĂŒr Deutschland
Dies lag jedoch auch hier nicht an einem Mehrverbrauch, sondern daran, dass im nEHS ab 2023 neben den Brennstoffen Benzin, Diesel, Heizöl, FlĂŒssig- und Erdgas weitere Brennstoffe, unter anderem Kohle, erfasst wurden.
ZusĂ€tzlich gingen im vergangenen Jahr noch Einnahmen fĂŒr das Jahr 2022 ein, die von Unternehmen nachgekauft worden waren.
Nach Aussage von UBA-PrĂ€sident Messner sind in Deutschland mittlerweile 85 Prozent der Emissionen von dem einen oder anderen Emissionshandelssystem abgedeckt. Ab 2024 gilt der CO2-Preis auch fĂŒr die Verbrennung von AbfĂ€llen.
Der Bundeshaushalt fĂŒr das begonnene Jahr ist derweil nicht endgĂŒltig beschlossen. Laut Deutschem Bundestag beabsichtigt die Regierungskoalition, den Haushalt bis zum 2. Februar im Bundestag und im Bundesrat zu beschlieĂen.
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Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bundesregierung.de/resource/blob/975228/2250700/827b2204a9a00610988a4a804c859bf1/2023-12-21-ktf-data.pdf?download=1
[2] https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-01/haushalt-2024-kuerzung-meeresschutz-klimaschutz-umweltministerium
[3] https://www.telepolis.de/features/Klimaschutz-und-Energiepreise-Wo-bleibt-die-gerechte-Verteilung-9587151.html
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