Klimasmog um Trump Tower: Schaut nach oben!
Rauch hat New York City wegen kanadischer Waldbrände fest im Griff. Er wird sich verziehen – und dann? Warum Trump die Schutzwälle rund um seinen Küsten-Golfplatz erhöhen will.
Alarmstufe Orange: New York City ist seit zwei Tagen in dichten Smog gehüllt – so wie wir es eigentlich nur mehr gewohnt sind aus Metropolen im Globalen Süden wie im indischen Mumbai, früher auch im chinesischen Beijing. Oder zu Zeiten, als die industrielle Revolution begann.
Im Trump Tower mag man das Spektakel von klimatisierten Räumen aus wie eine schaurig-schöne Farbinszenierung genießen, in der die Türme der Ostküsten-Stadt wie Gespenster in orange-gelblichem Dunst abtauchen – der sicher bald wieder abziehen wird. Für die, die dem Rauch ausgesetzt sind, draußen arbeiten müssen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen, hat das Schauspiel einen bitteren Geschmack.
Es riecht nicht nur nach verbranntem Holz, die Ostküste abwärts. Hohe PM2,5-Werte – der kleinste Feinstaubwert, mit dem Schadstoffe vom Blutkreislauf aufgenommen werden – führten in vielen Bundesstaaten zu einer Verschlechterung der Luftqualität, sodass Schulen Aktivitäten im Freien absagten und Städte die Bewohner aufgeforderten, die Fenster zu schließen und nicht ins Freie zu gehen. Konzerte und Open-Air-Veranstaltungen durften nicht mehr stattfinden. In einigen Teilen der USA herrscht momentan die schlechteste Luftqualität der Welt.
Der Rauch kommt von Waldbränden aus Kanada, die in den letzten Tagen über den Nordosten, den Mittleren Westen und den Süden zogen – sie reichten sogar bis nach New Mexico. Die Luftwerte haben in den großen Städten der Ostküste, wie New York City und Washington D.C., dabei historische Verschmutzungsrekorde gebrochen.
Die Brände, die den Rauch verursachen, sind nach Ansicht von Experten beispiellos und wurden durch die Klimakrise erheblich verschlimmert. In vielen Gebieten Kanadas herrschen Rekordtemperaturen, die den rund 200 Waldbränden, die in der vergangenen Woche im ganzen Land wüteten, zusätzliche Nahrung gaben.
Das gilt natürlich nicht nur für Kanada. Eine neue Analyse, die letzte Woche von Climate Central veröffentlicht wurde, analysiert die Verschiebung hin zu schwereren Feuerkatastrophen in den letzten fünfzig Jahren. Im Bericht heißt es:
In Südkalifornien, Texas und New Mexico ist die Zahl der jährlichen Brände am stärksten angestiegen, und in einigen Gebieten gibt es heute rund zwei Monate mehr Brände als noch vor einem halben Jahrhundert. Selbst eine geringe Zunahme des Feuerwetters im Osten, wo sich fast 28 Millionen Haushalte in brandgefährdeten Gebieten befinden, bringt mehr Menschen in Gefahr.
Das Gleiche ist weltweit zu beobachten. Wie von Klimawissenschaftler vorhergesagt, nehmen verheerende Waldbrände im Zuge von Hitzewellen und Dürren zu. Gerade wieder zu beobachten auch in Deutschland.
Seit über einer Woche wüten die Flammen rund um die Stadt Jüterbog im Süden von Berlin. Sie haben bisher 656 Hektar Wald verschlungen und sind nur schwer unter Kontrolle zu bringen.
Das, was die New Yorker:innen gerade erleben, ist aber, wie gesagt, Normalität für Menschen in Neu-Delhi oder Ahmedabad. Dort sieht man wegen des Smogs oft nicht einmal die Gebäude auf der anderen Straßenseite.
Dieser Rauch kommt nicht von Waldbränden. Er kommt hauptsächlich von der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Es gibt viereinhalb Millionen Kinder in Neu-Delhi, und Schätzungen zufolge hat die Hälfte von ihnen irreversible Lungenschäden durch die Atemluft.
Selbst die Republikaner wissen, dass die Klimakrise stattfindet
Weltweit sterben jährlich neun Millionen Menschen – einer von fünf Todesfällen – durch das Einatmen von Partikeln im Zuge der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Etwa ein Drittel aller Todesfälle in Asien sind auf diese Luftverschmutzung zurückzuführen.
Die armen Menschen können sich nicht wie die reichen gegen diesen zunehmenden Klimasmog, mag er nun von Waldbränden oder von Schloten, Schornsteinen und Auspuffen kommen, schützen.
Die Republikaner um Trump wissen natürlich, dass die Klimakrise stattfindet – auch wenn sie sie politisch leugnen und als "chinesische Verschwörung" ins Reich der Fake-News schieben, um die Kohle-, Gas- und Ölindustrie zu befriedigen und sich selber weiter die Taschen vollzustopfen.
So hat der ehemalige US-Präsident und erneute Anwärter auf das höchste politische Amt in den Vereinigten Staaten schon vor einigen Jahren einen Antrag gestellt, die Schutzwälle rund um seinen Golfplatz in Irland vor dem steigenden Meeresspiegel im Zuge der globalen Erwärmung erhöhen zu dürfen. Das Genehmigungsschreiben von Trump International Golf Links zitiert dabei Studien, die aufzeigen, dass aufgrund der Erderhitzung die Küstenerosion doppelt so schnell ablaufen wird wie bisher.
Während der Klimasmog die Ostküste im Würgegriff hat, arbeiteten die Republikaner und Trump-Gefolgsleute im US-Kongress jedoch politisch daran, eine Regelung zu verabschieden, mit der es unmöglich werden sollte, Gasherde zu verbieten. Zugleich bedeutet der Schulden-Deal, den die Republikaner Präsident Joe Biden aufgezwungen haben, mehr fossile Verbrennung. Vor allem Gas-Pipelines können jetzt im Schnellverfahren durchgesetzt werden.
Die Folgen der Blockadepolitik: mehr Waldbrände und Smog, schnellerer Meeresspiegelanstieg, mehr Klimadesaster.
"Don’t look up", so lautet der Titel einer apokalyptischen Politsatire, mit Leonardo DiCaprio, Cate Blanchett und Meryl Streep in den Hauptrollen. In dem Film von 2021 warnen Wissenschaftler:innen vor einem auf die Erde rasenden Kometen, der schließlich am Himmel mit bloßen Augen zu sehen ist.
Doch von Medien und politischen Kampagnenmachern wird er erfolgreich geleugnet, sodass die Regierung nicht die notwendigen Gegenmaßnahmen ergreift. Der Film endet im Crash.
Wir sind zwar nicht mehr im Stadium, die Bedrohung an sich zu leugnen. Doch die Interessengruppen und ihre Helfershelfer haben jede Menge weiterer Wege gefunden, den "Kometen", die Klimakrise, kleinzureden und daran vorbeizuschauen.
Die Regierungen ignorieren bis heute die Warnungen der Wissenschaftler:innen und vertrösten. Dabei wäre es an der Zeit, durch den Klimasmog hindurch nach oben zu schauen.
Denn die Sonne bietet uns ein Feuer, eine Art externalisierte Verbrennung in einer Entfernung von rund 150 Millionen Kilometer, und zugleich billige Energie, mit der wir immer extremeren Waldbränden und fossiler Verbrennung bei uns auf der Erde den Rücken kehren können.
Wenn wir dieses Feuer nicht nutzen, geschieht, was die Wissenschaftler:innen vorhersagen. Also: Look Up!
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