Klimawandel: So schlecht könnten sich Küstenregionen in Europa entwickeln

Klimawandel-bedingte Küstenerosion und Überflutung

Dramatische Auswirkungen des Klimawandels: Erosion und Überflutung in einer europäischen Küstenregion, verdeutlicht die dringende Notwendigkeit von Klimaschutzmaßnahmen.

(Bild: KI-generiert)

Klimawandel bedroht nicht nur die Umwelt, sondern auch die Wirtschaft der Küstenregionen. Neue Studie zeigt, welche ökonomischen Herausforderungen entstehen.

Der Klimawandel schlägt immer höhere Wellen. Für die Menschen in den Küstenregionen ist diese Aussage keine Metapher, sondern Realität. Der Meeresspiegel steigt und richtet in den Küstenregionen erhebliche Schäden an.

Wirtschaftliche Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs

Wie groß die wirtschaftlichen Schäden in Europa sein könnten, haben Wissenschaftler in einer Studie untersucht, die in der renommierten Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde.

Die Ergebnisse zeigen: Steigen die Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2100 weiter an, wird die Wirtschaftsleistung der europäischen Küstenregionen deutlich zurückgehen. Einige Küstenregionen wie die italienische Region Veneto könnten bis zu 20,84 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) verlieren.

Wirtschaftliche Verschiebung: Küste zu Binnenland

Dagegen können Binnenregionen leicht gewinnen, weil sich die Nachfrage von den Küstenregionen auf sie verlagert. Dies wurde etwa für Deutschland ausgerechnet, wo sich die Wirtschaftsaktivität stärker ins Landesinnere verlagern soll.

Diese Entwicklung verändert auch die Struktur der Wirtschaft. Das Baugewerbe wächst gerade in Küstenregionen, da es vom Wiederaufbau profitiert. Dagegen erleiden die Landwirtschaft, der öffentliche Dienst und die Industrie erhebliche Einbußen.

Modellierung der EU-Wirtschaft unter Klimaeinfluss

Für ihre Studie verwendeten die Forscher ein allgemeines Gleichgewichtsmodell. Das ist ein Wirtschaftsmodell, das die Volkswirtschaft der Europäischen Union als Ganzes abbildet. Es modelliert die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den europäischen Regionen, wobei zwischen neun Wirtschaftssektoren unterschieden wird.

Die Forscher koppelten das ökonomische Modell mit Prognosen zum Meeresspiegelanstieg. Sie stellten fest, dass direkte Kapitalverluste wie beschädigte Infrastruktur weitere indirekte Verluste nach sich ziehen können. Dazu gehören der Mangel an wichtigen Vorprodukten und die Notwendigkeit zusätzlicher Investitionen für Reparaturen.

Die Grenzen der Klimawandel-Modellierung

Wie jedes Modell kommt auch dieses nicht ohne bestimmte Annahmen aus, die vor der Modellierung getroffen werden. In diesem Fall ging es darum, die Auswirkungen des Meeresspiegelanstiegs auf die Wirtschaft aufzuzeigen. Dazu haben die Forscher ausgeschlossen, dass die Menschen etwa bessere Deiche bauen, um sich an die Veränderungen anzupassen.

Kritische Stimmen zur Klimawandelstudie

Das ist ein Problem, auf das Wissenschaftler in Deutschland hinweisen. Athanasios Vafeidis von der Forschungsgruppe "Coastal Risks and Sea-Level Rise" an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel machte diese Annahme als Schwäche der Studie aus. Er sagte:

Die Studie ist unter anderem insofern begrenzt, als sie erstens nicht davon ausgeht, dass während des gesamten Jahrhunderts Klimawandelanpassung stattfinden wird, was eine eher unrealistische Annahme ist.

Jochen Hinkel vom Global Climate Forum benannte einen grundsätzlichen Nachteil solcher Modellrechnungen. Sie gehen nämlich nur von jährlichen Durchschnittsschäden durch stärker werdende Fluten aus. "In der Realität verursachen aber die selteneren extremen Hochwasserereignisse – wie zum Beispiel 100-jährige oder 1000-jährige Fluten – die volkswirtschaftlich relevanten Schäden."

Die Bedeutung der ökonomischen Perspektive im Klimaschutz

Trotz aller Schwächen wird die Studie von Wissenschaftlern positiv aufgenommen, weil sie einen Aspekt beleuchtet, der in der Debatte oft untergeht. So sagte Ben Marzeion, Professor für Klimageografie an der Universität Bremen, er halte es für wichtig, zu versuchen, die wirtschaftlichen Folgen zu quantifizieren.

Die Folgen des Klimawandels aus einem ökonomischen Blickwinkel zu diskutieren, sei erfreulich, so Marzeion. Schließlich werde oft so getan, als seien Klimaschutzmaßnahmen zu teuer – was aber ausblende, dass Nichtstun auch einen hohen Preis habe.

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