Koalitionsvertrag 2025: Digitale TrÀume, harte Migrationslinie
Bild: Achim Wagner/ Shutterstock.com
Der neue Koalitionsvertrag steht. CDU, CSU und SPD haben sich nach zĂ€hen Verhandlungen auf 177 Seiten geeinigt. Doch fĂŒnf brisante Themen sorgen fĂŒr heftige Debatten.
Der Koalitionsvertrag einer möglichen, inzwischen sogar wahrscheinlichen schwarz-roten Bundesregierung steht â und die Debatte darĂŒber in vollem Gange.
Nach zĂ€hen Verhandlungen haben sich CDU, CSU und SPD auf ein 177 Seiten starkes Papier geeinigt, das die Richtung fĂŒr die nĂ€chsten vier Jahre vorgibt. In den sozialen Netzwerken und Medien werden vor allem fĂŒnf Themenfelder intensiv diskutiert und kommentiert.
Das lÀsst erwarten, dass diese Themen in den nÀchsten vier Jahren eine zentrale Rolle spielen werden. Das gilt immer neben dem Offensichtlichen: der verteidigungspolitischen Offensive der EuropÀischen Union und dem historisch einmaligen Sonderhaushalt in Deutschland.
Schwerpunkt KI
Ein Schwerpunkt liegt auf der Förderung von KĂŒnstlicher Intelligenz (KI) und der Digitalisierung. Die Koalition will Deutschland zu einer "KI-Nation" entwickeln und dafĂŒr massiv in Infrastruktur, Cloud-Technologien und Datennutzung investieren.
Ein neues Digitalministerium soll die MaĂnahmen koordinieren. BranchenverbĂ€nde wie der Bitkom loben die PlĂ€ne als "Meilenstein". Gleichzeitig plant die Koalition eine Expertenkommission "Wettbewerb und KĂŒnstliche Intelligenz".
Allerdings steht die Finanzierung der DigitalisierungsmaĂnahmen unter einem generellen Finanzierungsvorbehalt, und es wird kein explizites Digitalbudget beziffert â und Faxpapier ist geduldig, das weiĂ niemand so gut wie die Deutschen.
In der Migrations- und Asylpolitik plant die Koalition VerschĂ€rfungen. Schutzsuchende sollen an den Grenzen zurĂŒckgewiesen werden können.
Beim BĂŒrgergeld sind LeistungskĂŒrzungen fĂŒr "Totalverweigerer" vorgesehen. Die von der Ampel-Regierung beschleunigte EinbĂŒrgerung nach drei Jahren fĂŒr besonders gut integrierte Zuwanderer soll wieder abgeschafft werden.
Gleichzeitig betont der Vertrag, dass das Grundrecht auf Asyl unangetastet bleibe. GeflĂŒchtete mit Aufenthaltsrecht nach der Massenzustrom-Richtlinie, die nach dem 01.04.2025 eingereist sind, sollen wieder Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Diese MaĂnahmen werden in sozialen Netzwerken kontrovers diskutiert, da die rechtliche Umsetzbarkeit der ZurĂŒckweisungen von Schutzsuchenden umstritten ist.
Die Rente soll bis 2031 bei einem Niveau von 48 Prozent gesichert werden. Die Mehrausgaben sollen mit Steuermitteln ausgeglichen werden. ZusĂ€tzlich ist eine "FrĂŒhstartrente" ab 2026 geplant, flankiert von einem Kinderdepot fĂŒr 6- bis 18-JĂ€hrige. Bei den Steuern sind Entlastungen fĂŒr Unternehmen durch degressive Abschreibungen und eine spĂ€tere Senkung der Körperschaftsteuer vorgesehen.
Die Einkommensteuer fĂŒr kleine und mittlere Einkommen soll zur Mitte der Legislatur gesenkt werden. Der umstrittene SolidaritĂ€tszuschlag soll hingegen unverĂ€ndert bestehenbleiben. In sozialen Netzwerken wird diskutiert, ob diese MaĂnahmen angesichts der demografischen Entwicklung nachhaltig finanzierbar sind.
Beim Klimaschutz setzt die Koalition auf marktwirtschaftliche Instrumente und Technologieoffenheit. UmweltverbÀnde kritisieren, dass Begriffe wie "Klimagerechtigkeit" nicht vorkommen. Kritiker bemÀngeln das Fehlen von Begriffen wie "Klimagerechtigkeit". Im Bereich Cybersicherheit ist eine nationale Strategie geplant.
In den sozialen Medien wird zudem die Entwicklung der Umfragewerte diskutiert. Laut einer Forsa-Umfrage ist die AfD nach Bekanntgabe des Koalitionsvertrags auf 24 Prozent gestiegen, die Union auf 25 Prozent gefallen.
Viele User befĂŒrchten, dass die CDU erneut Fehler machen könnte, die der AfD in die HĂ€nde spielen. Besonders besorgniserregend erscheint vielen Nutzern die Entwicklung in ostdeutschen BundeslĂ€ndern, wo bei den Landtagswahlen 2026 in Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern Koalitionen ohne die AfD schwierig werden könnten.
Der Koalitionsvertrag muss noch von den Parteigremien gebilligt werden. CDU-Chef Friedrich Merz soll in der kommenden Woche im Bundestag zum Kanzler gewÀhlt werden. SPD-Chef Lars Klingbeil sprach nach den Verhandlungen von einem "guten Kompromiss". CSU-Chef Markus Söder sieht die Handschrift der Union in dem Vertrag.
Die Reaktionen in den Medien und im Netz fallen gemischt aus. Spannend wird eh etwas anderes sein, nĂ€mlich die Bewertung nach Ende der Vier-Jahres-Frist. Angesichts des steigenden Zuspruchs fĂŒr die AfD muss man trotz (mit Krediten) vollen Kassen davon ausgehen, dass der Regierungsparty der Kater folgt.
URL dieses Artikels:
https://www.heise.de/-10349671
Copyright © 2025 Heise Medien