Können China und Russland eine Eskalation in Nahost verhindern helfen?
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Bei einer Gaza-Invasion droht Chaos für die Region. Was können Moskau und Beijing dagegen tun? Und warum sollten die USA mit ihnen kooperieren? Gastbeitrag.
Die Vereinigten Staaten sehen sich zwei herausragenden Bedrohungen gegenüber, die sich aus dem Angriff der Hamas auf Israel und Israels Reaktion darauf ergeben. Die erste ist die tödliche Bedrohung Israels, die von einer Kombination aus Angriffen der Hamas, der Hisbollah, des Iran (vor allem, wenn sie von Russland unterstützt wird) und einer erneuten Intifada ausgehen würde.
Zweitens besteht die Gefahr, dass ein solcher regionaler Flächenbrand die USA und Russland unbeabsichtigt auf gegnerische Seiten in die Kämpfe hineinziehen würde, wobei China Russland helfen würde.
Beide mögliche Szenarien zu verhindern, ist sowohl für die eigene Sicherheit der USA als auch für unsere Verpflichtungen gegenüber Israel von entscheidender Bedeutung. Und unsere Fähigkeit, das zu tun – oder zumindest die regionalen Auswirkungen einer solchen Invasion zu minimieren –, hängt in erheblichem Maße von der Unterstützung Chinas und Russlands ab, ihre Partner in der Region in Schach zu halten im Gegenzug zur israelischen Zurückhaltung in Gaza.
Der Weg, der die doppelte Gefahr am wahrscheinlichsten macht, wäre eine großangelegte israelische Bodeninvasion in Gaza, auf die die Hamas mit Sicherheit vorbereitet ist und die sie möglicherweise auch provozieren wollte. Eine solche Invasion wäre unweigerlich mit langwierigen Kämpfen in den Städten und massiven Opfern unter der Zivilbevölkerung verbunden.
Das würde zu einer großen Empörung in der Region führen, die eine militärische Antwort der Hisbollah erzwingen könnte, was wiederum den Iran unter enormen Druck setzen würde, seinen libanesischen Partner zu unterstützen.
Eine Nordfront zwischen Israel und einer vom Iran unterstützten Hisbollah könnte sich durchaus auch auf Syrien ausweiten, was wiederum Russland und sogar die Türkei direkt in die Kämpfe hineinziehen könnte. Keiner dieser Akteure strebt einen direkten Kampf mit Israel an: Die Angriffe der Hamas haben den Iran Berichten zufolge überrascht, Russland ist bereits vollständig von seinem Krieg in der Ukraine in Anspruch genommen.
Und die Türkei würde an Einfluss verlieren, den sie durch das Balancieren zwischen den Vereinigten Staaten, Europa, Russland und den regionalen Akteuren im Süden der Türkei genießt. Dennoch könnten die Umstände diese Staaten zu Entscheidungen zwingen, die sie lieber vermeiden würden.
Was die Beruhigung der Lage angeht, wäre Chinas Unterstützung dafür leichter zu erlangen als die Russlands. Beijing hat bei einem umfassenderen Konflikt in der Region am meisten zu verlieren, da er die Öllieferungen der Region gefährden, die Energiepreise in die Höhe treiben und den globalen Handel, von dem Chinas Wirtschaft abhängt, untergraben könnte.
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China profitiert auch davon, wenn es mit den Vereinigten Staaten zusammenarbeitet, um die Krise einzudämmen und die Region zu stabilisieren. Das würde Beijings Ansehen auf der Weltbühne stärken und möglicherweise die reflexartigen Befürchtungen in den USA entkräften, China wolle die internationale Ordnung destabilisieren.
Aus diesen Gründen wird Washington nur ungern eine starke Rolle Chinas in der Region akzeptieren. Aber das Land spielt bereits eine solche Rolle unabhängig von den Wünschen der USA, was sich an der von Beijing vermittelten Annäherung von Saudi-Arabien und dem Iran gezeigt hat.
Eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit China im Nahen Osten würde jedoch eine Rückkehr zur früheren Position der USA bedeuten, als Washington erklärte, dass Beijing als ein "verantwortungsvoller Akteur" und nicht Feind auf der Weltbühne angesehen werden sollte.
Russland ist die wichtigere, aber auch die schwieriger zu knackende Nuss. Wichtiger, weil Russland gute Beziehungen sowohl zu Israel als auch zum Iran unterhält und in Syrien an der Seite der Hisbollah gekämpft hat.