Kolonialverbrechen und deutsche Schuld: Schlacht am Waterberg

Seite 2: Rassismus, Kolonialismus und Neoimperialismus

Pankaj Mishra untersucht im genannten Buch "Freundliche Fanatiker: Über das ideologische Nachleben des Imperialismus" die Auswirkungen des Imperialismus auf die heutige Welt und wie imperialistische Ideen und Strukturen weiterhin in verschiedenen Formen fortbestehen.

Die "freundlichen Fanatiker" sind liberal-rechtspopulistische Neoimperialisten wie etwa der Rechtsintellektuelle Niall Ferguson, die den Untergang des Abendlandes beschwören, weil dem Westen angeblich die nötige Aggressivität fehle, seine wohlverdiente globale Vormachtstellung zu halten.

Mishra analysiert die historischen und ideologischen Wurzeln des Imperialismus und zeigt auf, wie sie bis heute in politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen präsent sind: Rassismus, Kolonialismus und Imperialismus werden in der Erzählung vom demokratischen Aufstieg vertuscht. Simple, von Ressentiments geprägte Welterklärungen werden zum Mainstream.

Der Autor beleuchtet so die Rolle von liberalem Fanatismus und Extremismus in diesem Kontext und argumentiert, dass diese Ideologien oft aus imperialistischen Denkmustern entstehen, die westliche Werte für sich reklamieren, aber auch auf rassistische und antisemitische Wurzeln zurückzuführen sind.

Eine lautstarke Beschwörung der Aufklärung oder eines anderen historisch und auf ewig festgelegten Wesenskerns Europas wirkt zunehmend wie das Symptom einer intellektuellen Rückständigkeit oder einer kulturellen Abwehrhaltung. Das multiethnische Europa ist eine unverrückbare Tatsache und benötigt daher eine stärker auf Inklusion bedachte, ergebnisoffenere Identität.

Pankaj Mishra, Freundliche Fanatiker

Damit stellt sich Mishra gegen alle von rechtspopulistisch-konservativer Seite betriebenen Restriktionen europäischer Einwanderungs- bzw. Migrationspolitik. Aktuelle Bestrebungen im Westen, die imperiale Vergangenheit zu glorifizieren und zu einer Wiederaufnahme ihrer Ziele zu drängen, bedürfen unserer verschärften Aufmerksamkeit.

Autoren wie Pankaj Mishra und Felwine Sarr, Autor von Afrotopia sind heute wichtige Stimmen, die uns daran erinnern. Besonders Afrika wurde stets und noch verschärft, seit es den Kolonialismus abschütteln konnte, herabgewürdigt, meint der senegalesische Kulturökonom Felwine Sarr:

Seit den 1960er-Jahren und seit dem Morgen der Unabhängigkeit ist Afrika … ohne Unterlass als der Kontinent beschrieben worden, der einen Fehlstart hingelegt hat und seitdem am Abdriften ist: ein sterbendes Ungeheuer, dessen jüngste Zuckungen das baldige Ende ankündigen. Die grimmigen Zukunftsprognosen folgen einander im Gleichschritt (…)

Auf dem Höhepunkt der Aids-Pandemie prophezeiten einige Auguren nichts weniger als die Auslöschung allen Lebens auf dem afrikanischen Kontinent. Soll diese Ansammlung von Elend doch von einer Gesundheitskatastrophe zugrunde gerichtet werden, der übrigen Menschheit kann es dann nur besser gehen.

Felwine Sarr, Afrotopia

Literatur:
Mishra, Pankaj: Freundliche Fanatiker: Über das ideologische Nachleben des Imperialismus, Frankfurt/M. 2021, S. Fischer Verlag. (Rezension).
Sarr, Felwine: Afrotopia, Berlin 2019, Matthes & Seitz, Taschenbuch, BPB-Ausgabe. (Rezension).

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