Kommerzieller hochauflösender Spionagesatellit ist verschwunden
Kurz nach dem Start riß die Kommunikation zu Ikonos ab
Kaum hatte Space Imaging mit der Rakete Athena 2 von Lockheed den ersten eigenen Satelliten Ikonos für Bilder mit einer Kamera von Kodak gestern ins All geschossen und stolz den Abflug live im Internet übertragen, muß die Firma auch schon eine "Anomalie" melden: Schon acht Minuten nach dem Start brach die Kommunikation mit dem Satelliten ab und konnte bislang nicht wieder hergestellt werden. Im Ernstfall steht jedoch bereits Ikonos 2 bereit.
Mit den Bildern von Ikonos will Space Imaging Gegenstände sichtbar machen können, die ab einem Quadratmeter groß sind - bislang eine Auflösung, die nur militärische Spionagesatelliten leisten können. Die besten sollen Bilder mit einer Auflösung von 10cm liefern. Terraserver von Microsoft, Compaq and Kodak bietet mit der größten Datenbank mit Satellitenbildern Aufnahmen mit einer Auflösung von bis zu zwei Metern.
Mit der von Space Imaging angebotenen Auflösung könnte man zwar keinen Menschen erkennen, wohl aber eine Menschengruppe, und es ließe sich ein PKW von einem Lastwagen unterscheiden. Die Firma hofft, die Satellitenbilder für die Stadtplanung, Umweltüberwachung, Überprüfung des Ausmaßes natürlicher Katastrophen oder die Überwachung von landwirtschaftlich genutzter Fläche verkaufen können. Bislang vertreibt sie Bilder von anderen Satelliten wie dem amerikanischen Landsat, dem Indian Remote Sensing oder dem europäischen Radarsat Satelliten. Als besonderer Knüller werden derzeit interaktive CD-ROMs mit Satellitenbildern für ein Fly-Through von Kosovo in 3D für über 1000 Dollar angeboten. Die Bilder sind allerdings bereits älteren Datums. Neue hätte man vielleicht liefern können, wenn Ikonos 1 funktioniert hätte.
Doch dieses Beispiel macht bereits auf das mit zivilen Spionagesatelliten verbundene Problem aufmerksam. Zwar erhielt Space Imaging 1994 für Ikonos von der amerikanischen Regierung die Genehmigung, aber man wird wohl davon ausgehen müssen, daß zumindest eine amerikanische Firma nicht alle Bilder von jedem Ort auf der Erde wird verkaufen dürfen. Die Bilder können ja nicht nur in die Hände von Medien gelangen, sondern auch etwa in die der serbischen Streitkräfte, die darüber auch erfahren würden, wo sich die Stützpunkte der NATO in der Region befinden und welche Ausrüstung dort vorhanden ist. Amerikanische Satellitenbetreiber müssen ein Logfile aller Bilder machen, die aufgenommen wurden, und sie müssen die Kameras ausstellen, wenn dies für die nationale Sicherheit erforderlich zu sein scheint. Das allerdings gilt nicht für künftige Satellitenbetreiber von anderen Staaten.
Zivile Spionagesatelliten, die Bilder mit hoher Auflösung liefern, scheinen wenig Glück zu haben. Bereits am 24.12.1997 wurde von einer russischen Trägerrakete der erste kommerzielle Satellit, der Bilder von Gegenständen auf der Erde bis zu drei Metern liefern sollte, in seine Umlaufbahn gebracht. Earthwatch wollte mit Early Bird 1 die Möglichkeit für jedermann bieten, s-w oder farbige Bilder von der Erdoberfläche gegen eine Gebühr - auch über das Internet - zu bestellen. Doch nach dem erfolgreichen Start ist Early Bird verstummt. Nachdem er seine Umlaufbahn eingenommen hat, lassen sich keine Signale mehr empfangen. Ende des Jahres soll jetzt ein neuer Versuch gemacht werden.