Kommunikation oder Arbeit...?

Seite 3: Erwerbsarbeit heute - im Großen

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Den modernen Gesellschaften wird die Erwerbsarbeit knapp, - 4,3 Millionen Arbeitslose weist im September 1997 in Deutschland die offizielle Statistik aus. Mit Gewißheit sind es weit mehr, insbesondere sind ja Gruppen nicht erfaßt, die gerne Geld verdienen würden, aber mangels Chancen diese Vorstellung vorweg schon ad acta gelegt haben. Neben diesem Beschäftigungsproblem, das ja auch in den USA nicht so zufriedenstellend gelöst wurde, wie sich anläßlich des UPS-Streiks dann deutlicher gezeigt hat (Stichworte: Teilzeit, Lohnhalbierungen usf.), gibt es auch ein strukturelles Problem mit der Erwerbsarbeit. Beim Entwicklungsverlauf, den die Erwerbsarbeit seit gut einem Jahrzehnt auch in Mitteleuropa genommen hat, darf man sich jedoch die Sicht nicht von der Strahlkraft der "Neuen Kommunikationstechnologien" verstellen lassen. Sie spielen eine Rolle, aber sie sind nicht der Katalysator dieser Entwicklung, die hat schon vorher begonnen.

Im wesentlichen ist es der Versuch der Unternehmungen, Arbeitskosten zu rationalisieren. Ähnlich wie Unternehmensziele kurzfristiger und projektorientiert wurden, das Unternehmen, die Firma, nicht mehr wie früher als langfristiger Prozeß verstanden wird, sondern als temporäres Projekt, ging es dabei um den Umbau des betrieblichen Arbeitskräftepotentials. Wenn man so will, gegen das Behalte- und Senioritätsprinzip bei Arbeitnehmern, welches das "Projektverständnis" behindert. Daraus folgte die Entwicklung hin zu flexiblen Arbeitsformen, beginnend bei Teilzeitarbeit, kapazitätsorientierter Arbeitszeit, dann schließlich zu Werkverträgen, zur arbeitnehmerähnlichen Selbständigkeit. Arbeitskraft als Ware auch bei hochqualifizierten Berufen, - eine Angelegenheit, die Gewerkschaften und sozialdemokratische Parteien durch jahrzehntelangen stückweisen Ausbau von Sicherheitsnetzen für Arbeitnehmer mildern konnten. Die Transaktionskostennachteile eines solchen Fire and Hire-Prinzips fallen bei den gegebenen arbeitsmarktpolitischen Strukturen offenbar für Nachfrager nicht mehr so ins Gewicht.