Komprimierter Wasserstoff ein exotisches Flüssigmetall
Das leichteste chemische Element kann unter hohem Druck supraleitend oder supraflüssig werden
Wasserstoff, der für Wasserstofffahrzeuge in Metallschwämmen gespeichert werden soll, das kennt man. Dass Wasserstoff, das leichteste Gas, selbst zum Metall mit ungewöhnlichen Eigenschaften werden kann, ist weniger bekannt.
Fester Wasserstoff ist normalerweise ein Isolator, komprimiert unter extrem hohem Druck von deutlich über einer Million Bar hat er in der flüssigen Phase jedoch metallische Eigenschaften, insbesondere eine hohe elektrische Leitfähigkeit – die Elektronen sind dann nicht mehr fest an ein Atom oder Molekül gebunden. Das wirkt sich wiederum im Phasendiagramm auf die Schmelzkurve aus, also auf die vom Druck abhängige Schmelztemperatur. Metallischer Wasserstoff soll Theorien zu Folge sogar bei Raumtemperatur supraleitend werden.
Zwei amerikanische Arbeitsgruppen haben Phasenübergänge des Wasserstoffs unter extremen Drücken theoretisch untersucht und supraleitende und supraflüssige Phasen vorausgesagt. Die an der Cornell Universität im Bundesstaat New York und dem Lawrence Livermore Labor, einer Großforschungseinrichtung im kalifornischen Livermore, ansässigen Arbeitsgruppen berichten ihre Ergebnisse der Ausgabe vom 7. Oktober 2004 der Zeitschrift Nature in Band 431 auf Seite 666 beziehungsweise 669.
Die Wissenschaftler aus Cornell sagen für eine flüssigmetallische Phase unter 400 Gigapascal Druck die Bildung von Cooper-Paaren sowohl zwischen Elektronen als auch zwischen Protonen voraus, was wiederum zu Supraleitung und Suprafluidität führt.
Supraleiter und Supraflüssigkeit in einem
Die Forscher aus Livermore berechneten die Schmelzkurve des festen Wasserstoffs, also die Schmelztemperatur als Funktion des Drucks in einem Bereich von null bis über 200 Gigapascal hinaus. Der Atmosphärendruck von 1,0 bar ist gleich 0,1 Megapascal. Subtile Änderungen der Kraft zwischen den Protonen führen zu einem Maximum der Schmelzkurve bei 82 Gigapascal, welches noch experimentell zu überprüfen wäre. Mehr und mehr frei bewegliche Elektronen schirmen die Kraft, die die Protonen aufeinander ausüben, teilweise ab und ändern so das Potential, somit wird die von den Elektronen vermittelte Atombindung des Wasserstoffmoleküls schwächer. Mit dem Verschieben der Elektronen bei hohem Druck erklären die Autoren nicht nur den ungewöhnlichen Verlauf der Schmelzkurve, sondern auch die flüssigmetallische Phase – eine Quantenflüssigkeit, die supraflüssig oder supraleitend sein kann.
Abschließend bleibt noch die Frage nach etwaigen Anwendungen. Über bei Raumtemperatur einsetzbare Hochtemperatursupraleiter zu spekulieren, erscheint verfrüht, eine indirekte Anwendung könnte die Kernfusionsforschung sein. Das Zündkriterium der Inertialfusion mittels extrem intensiven Laserlichts ließe sich umso leichter erreichen, je dichter der Wasserstoff komprimiert ist. Bei 320 Gigapascal Druck steigert sich die Dichte auf das Zwölffache des üblichen Werts.