Krieg um Chips: Neuer Milliardenfonds für Halbleiterindustrie in Beijing
Massive Finanzspritze für die Branche. China will Technologiemacht sichern. Mit einem Trick versucht sich die KP-Führung vor Kritik zu schützen.
Inmitten des sich zuspitzenden Handelskonflikts mit den USA hat die Lokalregierung in Beijing die Gründung eines neuen Investmentfonds für die Halbleiterindustrie bestätigt.
Wie die South China Morning Post (SCMP) berichtet, wurde der Fonds von der staatseigenen Zhongguancun Development Group gegründet und verfügt über ein eingetragenes Kapital von 8,5 Milliarden Yuan (gut 1,1 Milliarden Euro). Dieser Schritt ist Teil der Bemühungen des chinesischen Staates, seine Chipindustrie zu unterstützen.
Nationale und lokale Fondsinitiativen
Der Fonds reiht sich ein in eine Vielzahl von Initiativen lokaler chinesischer Regierungen zur Stärkung der Branche im Land.
Besonders bemerkenswert ist der als "Big Fund" bekannte China Integrated Circuit Industry Investment Fund, der im Mai mit einem registrierten Kapital von 344 Milliarden Yuan (gut 44,6 Milliarden Euro) in seine dritte Phase ging und damit zum größten Chip-Investmentfonds des Landes wurde.
Kampf der Subventionen zwischen den USA und China
Zum Vergleich: Der Chips and Science Act von US-Präsident Joe Biden aus dem Jahr 2022 sah Anreize in Höhe von 53 Milliarden US-Dollar (gut 50,5 Milliarden Euro) vor. Analysten erwarten, dass Chinas Big Fund III der gesamten Halbleiterlieferkette des Landes zugutekommen wird, einschließlich Ausrüstungs- und Materiallieferanten sowie Investitionen in fortschrittliches Packaging.
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Dennoch auffällig: Viele operative Fonds sind lokal verwaltet, die KP-Führung bleibt so oft in der zweiten Reihe und ist formell nicht verantwortlich.
Fonds auch in Shanghai
Die Lokalregierung von Shanghai hat ebenfalls fast eine Milliarde US-Dollar (gut 950 Millionen Euro) in ihren eigenen Chipfonds, den Shanghai Semiconductor Industry Investment Fund, investiert, nachdem sie im Juli einen 45 Milliarden Yuan (gut 5,8 Milliarden Euro) schweren Integrated Circuit Industry Parent Fund aufgelegt hatte.
Staatliche Subventionen steigen
Die staatlichen Subventionen für Halbleiterunternehmen in China haben sich verdoppelt, da Peking seine Autarkiebestrebungen verstärkt. Die staatlichen Subventionen für 25 der führenden Chipunternehmen des Landes stiegen im vergangenen Jahr um 35 Prozent auf 20,53 Milliarden Yuan (gut 2,7 Milliarden Euro) im Jahr 2022, so die SCMP.
Diese massiven staatlichen Subventionen haben zwar zum Wachstum der chinesischen Halbleiterindustrie beigetragen, aber auch zu Überkapazitäten in der Produktion geführt, so ein Bericht der Washingtoner Denkfabrik Information Technology and Innovation Foundation (ITIF).
Fünf Jahre Rückstand gegenüber Taiwan
Gleichzeitig hinkt die Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC), Chinas größte Chipfabrik, ihrem Konkurrenten Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) um fünf Jahre hinterher.
TSMC produziert schätzungsweise 90 Prozent der weltweit fortschrittlichsten Chips. Die Strategie Chinas, verstärkt in die eigene Chipindustrie zu investieren, ist eine direkte Reaktion auf die technologische Rivalität mit den USA und spiegelt das Bestreben wider, in Schlüsseltechnologien autark zu werden.