Krise im Bitcoin-Mining: Unternehmen kämpfen ums Überleben
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Ertragskraft und Aktienkurse von Bitcoin-Minern sind eingebrochen. Technische und makroökonomische Faktoren setzen die Branche unter Druck. Droht eine Marktbereinigung?
Die wirtschaftliche Lage vieler Bitcoin-Miner hat sich dramatisch verschlechtert. Wie Bloomberg berichtet, sind die Ertragskraft und die Aktienkurse der Unternehmen, die sich auf das Schürfen der Kryptowährung spezialisiert haben, stark eingebrochen. Der CoinShares Valkyrie Bitcoin Miners ETF hat gegenüber seinem Höchststand vom Dezember 2024 mehr als 50 Prozent an Wert verloren – ein deutlich stärkerer Rückgang als beim Bitcoin-Kurs selbst.
Auch der jüngste Anstieg des Bitcoin-Kurses auf über 90.000 US-Dollar hat die Lage nicht entschärft. Die sogenannte Hashrate, die angibt, wie viel Rechenleistung die Miner pro Einheit verdienen, dümpelt nahe einem Rekordtief. "Zeigen Sie mir einen Miner, der angesichts der Hashrate wirklich Geld verdient", sagt Paul Prager, Geschäftsführer des Mining-Unternehmens TeraWulf Inc. "Kein Unternehmen verdient wirklich Geld mit dem Mining."
Halbierung der Bitcoin-Belohnungen als Auslöser der Krise
Als Auslöser der Krise gilt die Halbierung der Bitcoin-Belohnungen im April 2024. Seitdem erhalten Miner für jeden neu geschürften Block nur noch 3,125 statt 6,25 Bitcoins. Gleichzeitig ist die Schwierigkeit des Bitcoin-Netzwerks gestiegen, während das Transaktionsvolumen gesunken ist – Faktoren, die die Gewinne der Miner allmählich aufzehren.
Beim Bitcoin-Mining wetteifern spezialisierte Computer darum, komplexe kryptografische Rätsel zu lösen. Ziel ist es, einen gültigen Hash zu finden – eine Art digitalen Fingerabdruck eines Datenblocks. Dazu variieren die Miner eine Zahl, die Nonce, und berechnen den Hash des Blocks immer wieder neu, bis sie zufällig einen Hash finden, der kleiner als ein vorgegebener Zielwert ist.
Der erste Miner, dem dies gelingt, darf einen neuen Block an die Blockchain anhängen und erhält dafür neu erzeugte Bitcoins sowie die Transaktionsgebühren. Dieser Prozess sichert die Bitcoin-Transaktionen gegen Manipulationen ab.
Je mehr Rechenleistung das Netzwerk hat, desto schwieriger wird es, einen gültigen Hash zu finden. Die Hashrate ist ein Maß für die Rechenleistung des Netzwerks. Je höher die Hashrate, desto geringer der Gewinn pro Rechenleistungseinheit.
Steigende Betriebskosten durch Zölle und technischen Fortschritt
Doch nicht nur die sinkenden Belohnungen machen den Minern zu schaffen. Auch die Betriebskosten steigen. Ein Grund dafür sind die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle auf Importe aus Asien, wo die meisten Mining-Maschinen hergestellt werden. Gleichzeitig wird das Mining immer aufwendiger, wie ein Indikator der Analysefirma CryptoQuant laut Bloomberg zeigt.
Als weitere Einnahmequelle dienten den Minern bisher die Transaktionsgebühren. Doch auch die sind stark gesunken, seit der Hype um nicht-fungible Token (NFTs) abgeebbt ist, die auf derselben Blockchain wie Bitcoin gehandelt werden.
Hoffnung auf Umstieg auf KI-Infrastruktur schwindet
Zeitweise keimte in der Branche die Hoffnung auf, durch einen Umstieg auf die Bereitstellung von Infrastruktur für Künstliche Intelligenz (KI) neue Einnahmequellen zu erschließen. Doch laut John Todaro, Analyst bei Needham & Co., ist die Stimmung inzwischen gekippt. Laut Bloomberg sagte er:
Viele Investoren, mit denen wir gesprochen haben, werfen das Handtuch, da die Sorge wächst, dass Miner, um einen Vertrag mit einem großen Hyperscaler zu bekommen, mit einem großen Entwicklungsunternehmen und/oder Finanzier zusammenarbeiten müssen, was den wirtschaftlichen Anteil der Miner deutlich verringern würde.
Beobachter rechnen zwar nicht damit, so Bloomberg, dass die großen Mining-Unternehmen aus dem Markt ausscheiden. Doch bei "kleineren, kapitalschwachen Unternehmen" hält er einen Rückzug für möglich. Das könnte eine Marktbereinigung einläuten, bei der sich die Branche in den Händen weniger finanzstarker Player konzentriert.