Künstliche Intelligenz nimmt Steuersünder ins Visier
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Behörden nutzen KI, um Steuersünder aufzuspüren. Überwachung sozialer Medien, Analyse von Hochzeitsfotos. Wird Griechenland zum Vorbild für Deutschland?
Die griechischen Steuerfahnder setzen auf KI-Techniken, um die Steuerhinterziehung im Land in den Griff zu bekommen. Am 19. Dezember 2023 nutzte Giorgos Pitsilis, Chef der griechischen Unabhängigen Behörde für öffentliche Einnahmen (kurz: AADE), das Podium der 5. Steuerrechtstagung, um die Bedeutung von künstlicher Intelligenz hervorzuheben.
Pitsilis’ Vision: KI im Einsatz der Steuerfahnder
Sie sei wichtig für die Steuerfahndung, also für die Aufdeckung "falscher oder unvollständiger Steuererklärungen", so Pitsilis. Und nur wenige Tage später wurde ein solcher Fall bekannt. Eine komplette Hochzeitsgesellschaft, vom Blumenlieferanten über den "Wedding Planner" bis zum Brautpaar, wurde mittels KI der Steuerhinterziehung überführt.
KI kontrolliert Online-Verkäufe und Werbeaktionen. Sie überprüft das Kaufverhalten, Reisen, Immobilien und den Lebensstil der Steuerzahler, indem sie auch die sozialen Medien scannt. Durch die automatisierte Kontrolle von Vermögenswerten, Kapitalverwendung, Einzahlungen und Steuererklärungen kann eine mögliche Steuerhinterziehung in kürzester Zeit aufgedeckt werden.
Die Implementierung von KI in die Software der Steuerfahnder wurde mit 100 Millionen Euro aus dem EU-Fonds für regionale Entwicklung finanziert. Pitsilis betonte, dass die AADE "durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz in der Lage sein wird, steuerpflichtiges Material aufzudecken".
Data-Mining: Kern der KI-Strategie
Diese KI basiert auf Data-Mining. Durch eine umfassende Analyse von Datensätzen aus Banktransaktionen, digitalen öffentlichen Plattformen sowie sozialen Medien wird ein Profil aller steuerpflichtigen Personen erstellt. Alle Geldtransfers und insbesondere Kreditkartenzahlungen an steuerlich nicht korrekt registrierte Verkäufer können das Fahndungssystem in Gang setzen. Auch Finanzaktivitäten über Plattformen der sogenannten Sharing Economy werden durchleuchtet.
Ziel der KI ist es, Diskrepanzen im Einkommen oder Lebensstil von Bürgern sowie ein Missverhältnis zwischen Einnahmequellen und Ausgabeverhalten von Unternehmen rechtssicher zu dokumentieren. Durch die fortschreitende Digitalisierung ist dies buchstäblich für alle Steuerpflichtigen in einem bisher nicht gekannten Umfang möglich. Eine entsprechende Ausschreibung für KI war bereits im März Thema in der Fachpresse für Steuerberater.
Soziale Medien: Ein Fenster für Steuerfahnder
Hochzeiten von Prominenten oder wohlhabenden Personen sind eine wahre Fundgrube für die KI der AADE. Denn es gilt als sicher, dass Bilder von einem solchen Ereignis in den sozialen Medien oder in Publikationen der Klatschpresse veröffentlicht werden.
Ein solches Beispiel wurde vor wenigen Tagen, am 24. Januar, bekannt. "Wir überwachen alles in den sozialen Medien, wir haben spezielle digitale Werkzeuge", kommentierte Pitsilis, der der Öffentlichkeit das Paradebeispiel für die Effizienz seiner neuen Arbeitsinstrumente präsentierte.
Er fügte hinzu: "[…] mein allgemeiner Kommentar ist, dass die Fotos in den sozialen Medien, Fotos von Luxus, nicht mit dem Steuerimage, mit sehr niedrigen deklarierten Einkommen oder großen deklarierten Verlusten übereinstimmen".
Ein Paradebeispiel: Die Hochzeit von Lemonidis und Elechi
Kurz darauf enthüllte die Presse die Namen des Brautpaares und anderer Beteiligter. Am 9. Dezember heiratete der Arzt Nektarios Lemonidis die Influencerin und Reality-TV-Darstellerin Elisabeth Elechi. Das Paar hatte sich nach eigenen Angaben einige Monate zuvor im Internet kennengelernt.
Fernsehen und Presse wurden bereitwillig mit Bildern und Geschichten versorgt. Die Braut sei im Ferrari zur Kirche gefahren, die Hochzeit habe "mehr als 50.000 Euro gekostet", zitierten einschlägige Medienberichte das Paar. Viel Prominenz war anwesend, der Schlagersänger Triantafyllos sorgte für die musikalische Untermalung der rauschenden Hochzeitsfeier. Elechi freute sich, dass die Visagistin Naomi Campell sie für die Feier schminkte.
Die Hochzeit sorgte noch Tage später für Schlagzeilen, als sich das Paar zu den Hochzeitsgeschenken äußerte. "Das krasseste Geschenk war ein Wecker ohne Batterien. Das schönste war von Herrn (Konstantinos) Plevris und Tzortzia Siakavara. Es war eine sehr gute Summe, also wow!", freute sich die Braut im griechischen Fernsehen.
Konstantinos Plevris ist ein Anwalt, der sich selbst als Nazi bezeichnet und kürzlich seine Anwaltslizenz verlor, weil er vor Gericht wiederholt den Hitlergruß gezeigt hatte. Der 84-Jährige und seine mehr als drei Jahrzehnte jüngere Lebensgefährtin sind ein weiteres beliebtes Paar in der Boulevardpresse.
Heute will das Hochzeitspaar von den damaligen Aussagen nichts mehr wissen und lässt über seinen Anwalt verkünden, dass bei den Aussagen zu den Kosten übertrieben worden sei. Es könne ja sein, dass einige Lieferanten keine Quittungen ausgestellt hätten, sondern es sich bei diesen Geschenken um Gegenleistungen für die Werbung bei der Hochzeit gehandelt habe, heißt es.
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