Kupfereinsatz im Ökolandbau, Bäume statt Permafrost und Atomkraftwerke als Zukunftsinvestition?

Jutta Blume

Drei Fragen aus dem Forum. Eine Telepolis-Kolumne.

Kupfereinsatz im Ökolandbau

In ihrem Artikel ""Pestizid-Tirol": Giftorgien im Apfelanbau" beschäftigt sich Susanne Aigner mit dem Einsatz zahlreicher chemischer Pestizide und ihrer Schädlichkeit für Mensch und Umwelt, insbesondere auch den Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Mitteln.

In einem Kommentar darauf wird Obst aus ökologischem Landbau gelobt. Dort würden in erster Linie pflanzliche Mittel eingesetzt.

Ein User schreibt daraufhin:

"Fragt mal bei Gelegenheit euren Biobauern des Vertrauens, ob er Kupferzeugs gegen Schädlinge spritzt. Am Ende sind das Schwermetalle in eurem Essen. Ein Bekannter von mir durfte die Pampe schlussendlich auf der Deponie entsorgen …"

Mit dem Kupfereinsatz wurde hier ein bestehender Schwachpunkt des Bioanbaus getroffen. Im Bioanbau dürfen keine chemischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, erlaubt ist aber in begrenztem Maße, die Pflanzen mit elementarem Kupfer zu spritzen.

Kupfer wird vor allem gegen Pilzkrankheiten im Apfel- und Weinanbau – zum Beispiel gegen Apfelschorf und Mehltau – eingesetzt. Auch bei Kartoffeln und Tomaten wird Kupfer gegen Kraut- und Knollenfäule eingesetzt.

Wie Susanne Aigner bereits erwähnt, ist eine Strategie gegen den Pilzbefall, stattdessen auf resistente Sorten zu setzen. Ein rein optisches Problem ist der Apfelschorf aber nicht nur, denn er schränkt auch die Lagerfähigkeit der Früchte ein. In der EU dürfen die landwirtschaftlichen Betriebe derzeit maximal vier Kilogramm Kupfer pro Hektar ausbringen. Die deutschen Bioverbände haben die Menge zum Teil auf drei Kilogramm begrenzt.

Wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) auf ihrem Portal Ökolandbau.de betont, wurde der Kupfereinsatz schon stark beschränkt:

Bis in die 1960er-Jahre hinein waren im konventionellen Wein- und Hopfenanbau Ausbringungsmengen von über 60 Kilogramm pro Hektar und Jahr (kg/ha/a) üblich. Heute dürfen ökologische Wein- und Obstbaubetriebe maximal drei kg/ha/a ausbringen, im Bio-Hopfenanbau sind bis zu vier kg/ha/a zulässig. Die zum Teil sehr hohen Kupferbelastungen einzelner Flächen sind überwiegend ein Erbe aus früheren Zeiten.

Ökolandbau.de

Wie schädlich ist das Schwermetall aber, wenn es mit der Nahrung aufgenommen wird?

Zwar brauchen Menschen Kupfer als essenzielles Spurenelement, aber eben nur in sehr geringen Mengen. Bei Erwachsenen sollten es nicht mehr als 5 mg pro Tag sein, bei Kindern nicht mehr als 1-4 mg. Eine chronisch erhöhte Aufnahme kann zu Störungen des Verdauungssystems und Vergiftungen der Leber führen.

Über einen normalen Konsum von Früchten ist das nicht zu befürchten, da sich das Kupfer auch nicht in diesen einlagert.

Problematischer könnten Anreicherungen von Kupfer im Boden sein und das Auswaschen in Oberflächengewässer. So wurden zum Beispiel negative Auswirkungen auf Regenwürmer festgestellt.

Kupfer in der Landwirtschaft stammt aber nicht alleine aus dem Biolandbau. Auch Viehfutter wird mit Kupfer versetzt, da auch die Tiere das Spurenelement brauchen. Über Ausscheidungen gelangt es dann mit der Gülle wieder in die Umwelt. Laut BLE stammen zwei Drittel des Kupfers aus der Landwirtschaft vom "Einsatz konventioneller, kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel und der Gülleausbringung".

Doch egal, ob die konventionelle oder die ökologische Landwirtschaft die Quelle ist, der Kupfereinsatz sollte weiter reduziert werden.

Bäume statt Permafrost?

Zu dem Methan, welches im Permafrost "gebunden" ist, könnte man vielleicht auch die Überlegung stärker miteinbeziehen, dass dieser auch zersetzt werden kann. So dass möglicherweise kaum etwas davon klimawirksam wird. Ich finde es erfreulich, dass in dem Artikel diese Möglichkeit in einem Halbsatz erwähnt wird.

Und man muss doch nicht immer vom Worts Case Szenario ausgehen. Auf den ehemals gefrorenen Böden könnten Wälder entstehen, die sich als Kohlenstoffspeicher erweisen könnten.

Das schreibt ein User in Reaktion auf den Artikel "Auftauender Permafrost: Wenn Häuser bersten und Milzbrand ausbricht" von Nick Reimer.

Leider wird nicht Methan im Boden zersetzt, sondern Methan entsteht und wird frei, wenn das organische Material im Boden von Mikroorganismen zersetzt wird.

Das ist ein natürlicher Prozess in Moorböden. Methan ist ein Abbauprodukt von Kohlenstoff, wenn dieser unter anaeroben Bedingungen – also ohne Sauerstoff – zersetzt wird. Finden Zersetzungsprozesse unter Zufuhr von Sauerstoff statt, entsteht stattdessen Kohlendioxid. Methan ist ein wesentlich potenteres Treibhausgas als Kohlendioxid, wird aber in der Atmosphäre auch schneller wieder abgebaut.

Letztendlich sind aber sowohl die Umsetzung von Kohlenstoff in Methan als auch in Kohlendioxid problematisch. Da die Böden der arktischen Regionen bislang wenig Zeit für Zersetzungsprozesse boten – weil sie eben die meiste Zeit gefroren waren – haben sich dort über die Jahrtausende seit der letzten Eiszeit große Mengen von Pflanzenmaterial, also Kohlenstoff, angesammelt.

Wird es nun wärmer, wird der angesammelte Kohlenstoff nach und nach zersetzt und gelangt zusätzlich in die Atmosphäre.

Dass die Waldgrenze sich schon jetzt immer weiter nach Norden verschiebt, ist eine Tatsache. Nur ist nicht davon auszugehen, dass die Bäume die gleiche Menge von Kohlenstoff binden können, die heute in den Permafrostböden gespeichert ist.

"Permafrost-Regionen speichern weltweit rund 1460– 2000 Gigatonnen Kohlenstoff im Boden. Das sind etwa 2,2-mal so viel wie in der Atmosphäre und 3,8-mal so viel wie in der weltweiten Vegetation. Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass die Hälfte des gesamten globalen Bodenkohlenstoffs in der Permafrost-Region gespeichert ist",

ist bei der Helmholtz-Klimainitiative zu lesen.

Ein zuverlässig dauerhafter Speicher sind die borealen Wälder leider auch nicht, denn im Sommer kommt es in Sibirien, Kanada und Alaska immer häufiger zu großen Waldbränden, die kaum unter Kontrolle zu bringen sind.

Atomkraftwerke als Zukunftsinvestition?

Den Artikel "Billige Atomkraft? Wie Frankreichs EDF mit Rekordverlust umgeht" von Ralf Streck kommentiert ein User:

(…) Deutschland ist ein abschreckendes Beispiel wie man es nicht machen sollte. In Deutschland geben wir bis 2038 über 560 Mrd.€ für das EEG aus und bekommen gerade mal 250TWh, und das auch nur solange das EEG gezahlt wird. Nach auslaufen des EEG werden wie Windräder abgerissen und fallen aus er Stromerzeugung und die gesamt Produktion fällt. Frankreich geht auch nicht diesen Weg, sondern baut Kernkraftwerke, denn da sind die 370Mrd.€ deutlich besser angelegt als in Super teure Windräder und PV-Anlagen mit saisonalen Stromspeicher! (...)

Die EEG-Umlage ist seit dem 1. Januar 2023 abgeschafft. Bereits zum 1. Juli 2022 war sie vorzeitig auf null gesenkt worden. Woher die Summe von 560 Milliarden Euro bis 2038 stammt, die an dieser Stelle behauptet wird, erschließt sich nicht. Auch über den Ursprung der Zahl 250 TWh lässt sich nur spekulieren.

Laut Daten der Bundesnetzagentur lag im Jahr 2022 die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien bei 233,9 TWh, das entsprach einem Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch von 48,3 Prozent.

Die EEG-Umlage war im Jahr 2000 ins Leben gerufen worden, um Investitionen in erneuerbare Energien anzuregen. Über die Umlage wurde die Differenz zwischen der garantierten Einspeisevergütung und den tatsächlich an der Strombörse erzielten Strompreisen ausgeglichen.

Die Umlage musste von den Stromkund:innen über den Strompreis bezahlt werden, allerdings waren zahlreiche Großkunden und stromintensive Betriebe davon ausgenommen. Zuletzt häufen sich auf dem EEG-Konto jedoch Überschüsse an, da die erzielten Strompreise derzeit höher sind als die Auszahlungen an die Anlagenbetreiber.

Die gesetzliche Vergütung nach dem EEG hat eine Laufzeit von 20 Jahren. Deswegen müssen die Anlagen nach 20 Jahren nicht notwendigerweise abgebaut werden. Das wäre vielmehr davon abhängig, ob sie noch funktionstüchtig und wirtschaftlich sind.

Für Anlagen, die ab 2021 aus dem EEG gefallen sind, kann möglicherweise eine Anschlussförderung in Anspruch genommen werden. Auch eine Direktvermarktung kann sich aber in Zeiten gestiegener Strompreise lohnen.

Doch selbst wenn Erneuerbare-Energien-Anlagen nach 20 bis 30 Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen, so ist auch die Lebensdauer von im Bau wesentlich teureren Atomkraftwerken begrenzt.

Bislang wurde von einer Laufzeit von 40 Jahren ausgegangen, in Frankreich wird diese sukzessive immer weiter verlängert, was aber mit wachsenden Risiken und immer häufigeren Zeiten des Stillstands der überalterten Reaktoren einhergeht.

Eine haltbare Investition für die Ewigkeit sind sie mitnichten. Vielmehr kommen nach Ende des Betriebs "Ewigkeitskosten" für die Lagerung des strahlenden Mülls hinzu. Wirtschaftlich lohnend ist schon allein der Bau von AKW nicht.

Nach einer Analyse des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wurden zwischen 1951 und 2017 674 Atomreaktoren gebaut, aber keiner davon unter wettbewerblichen Bedingungen.

"Die betriebswirtschaftliche Investitionsrechnung bestätigt den Befund: Eine Investition in einen neues, exemplarisches AKW mit 1000 MW elektrischer Leistung führt durchschnittlich zu Verlusten knapp fünf Milliarden Euro", so das Fazit des DIW.