Kurze Gehpausen pushen den Stoffwechsel mehr als langes Durchlaufen
Beim Spazierengehen zwischendurch kurz anzuhalten, regt den Stoffwechsel stärker an, als dieselbe Strecke am Stück zu laufen. Forscher erklären, was dahintersteckt.
Gehen und Laufen sind gesund, daran gibt es keinen Zweifel. Der menschliche Körper ist darauf ausgerichtet, sich auf zwei Beinen fortzubewegen. Beim Gehen werden zahlreiche Muskeln in Armen, Brust, Rücken, Bauch, Becken und Beinen beansprucht. Auch das Gehirn wird trainiert, um die komplexen Bewegungsabläufe zu koordinieren.
10.000 Schritte pro Tag – ein Marketinggag?
Viele Menschen orientieren sich an der Faustregel, täglich 10.000 Schritte zu gehen. Doch woher kommt diese magische Zahl? Die Antwort mag überraschen: Sie stammt aus einer Marketingkampagne einer japanischen Firma aus dem Jahr 1965. Damals brachte das Unternehmen einen Schrittzähler namens "Manpo-kei" auf den Markt, was übersetzt "10.000-Schritte-Messer" bedeutet.
Was als willkürliche Werbeaktion begann, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem allgemeinen Gesundheitsmantra. Dabei haben Wissenschaftler die 10.000-Schritte-Empfehlung immer wieder auf den Prüfstand gestellt – mit unterschiedlichen Ergebnissen.
Studie zeigt: Nicht alle Schritte sind gleich
Italienische Forscher präsentieren nun neue Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass nicht alle Schritte den gleichen Effekt auf den Körper haben. Francesco Luciano und sein Team von der Universität Mailand untersuchten, wie sich die Dauer der Gehpausen auf den Energieverbrauch auswirkt.
Dazu ließen sie zehn gesunde Probanden im Alter von etwa 27 Jahren auf einem Treppensteiger und einem Laufband unterschiedlich lange zwischen zehn und 240 Sekunden gehen. Vor und nach den Gehphasen maßen die Forscher den Sauerstoffverbrauch der Teilnehmer.
Das überraschende Ergebnis: Bei kürzeren Gehpausen von 30 Sekunden verbrauchten die Probanden 20 bis 60 Prozent mehr Sauerstoff als beim längeren, kontinuierlichen Gehen in der "Steady-State"-Phase. Dieser Begriff beschreibt einen Zustand, in dem sich der Stoffwechsel an eine bestimmte Belastung angepasst hat und der Körper effizienter arbeitet.
"Unsere Ergebnisse zeigen, dass die über die Zeit gemittelte Sauerstoffaufnahme und die metabolischen Kosten bei kürzeren Läufen höher sind als bei längeren", fassen die Studienautoren zusammen. Die Sauerstoffaufnahme dient als Maß für den Energieumsatz während der körperlichen Aktivität.
Gehpausen als Geheimtipp zum Abnehmen?
Die Forscher sehen in ihren Ergebnissen wichtige Implikationen für Trainingsprogramme, die auf eine Steigerung des Energieverbrauchs abzielen – etwa bei der Behandlung von Übergewicht. Auch für Menschen mit geringer Fitness, die länger benötigen, um einen stabilen Stoffwechsel zu erreichen, könnten die Ergebnisse relevant sein.
Die Autoren der Studie plädieren daher dafür, bei der Gestaltung von Bewegungsprogrammen die Länge der Gehpausen zu berücksichtigen. Wer mehr Kalorien verbrennen möchte, sollte demnach häufiger kurze Pausen einlegen, anstatt lange Strecken am Stück zu gehen.