Lebensmittel: Obstpreise steigen, Gemüse wird günstiger

Im vergangenen Jahr mussten Verbraucher für Obst tiefer in die Tasche greifen. Die Preise stiegen im Schnitt um fünf Prozent. Doch wie entwickeln sich die Preise in diesem Jahr?
Im vergangenen Jahr mussten die Konsumenten für Obst tiefer in die Tasche greifen als in den Vorjahren. Laut den Daten der Agrarmarkt Informationsgesellschaft (AMI) stiegen die Obstpreise im Schnitt um fünf Prozent. Laut Destatis waren die Erzeugerpreise für Tafeläpfel [1] im November sogar um nahezu ein Viertel gestiegen. Der Grund dafür, geringeres Angebot: Die Apfelernte war kleiner ausgefallen als im Vorjahr.
Die letztjährige Obsternte wird auf rund eine Million Tonnen [2] geschätzt. Das ist die zweitschwächste Ernte der vergangenen Dekade – nur 2017 war sie kleiner. Dementsprechend gab es zu Jahresbeginn kleinere Lagerbestände bei Äpfeln als in den Vorjahren, wobei es Unterschiede zwischen Sorten und Regionen gab. Gibt es auch in diesem Jahr Fröste oder Hagel zur Blütezeit im April, werden sich die Erträge im Obstbau wiederholt mindern.
Starker Frost hatte Ende April in fast allen Regionen, besonders aber bei ostdeutschen Produzenten, gravierende Schäden im Obstanbau hervorgerufen, hauptsächlich bei Äpfeln, Beeren und Zwetschgen. Auch im Frühjahr und Sommer schadeten starker Regen, Sturm und Hagel Beeren, Steinobst und Salaten. Das wirkte sich auf die Preise aus: So kosteten Beerenfrüchte zehn Euro pro Kilo [3].
Gemüse wurde preiswerter
Die wechselhaften und teils extremen Witterungsbedingungen führten bei manchem Gemüse zu einem knapperen Angebot mit höheren Preisen. Die Freilandgemüseernte schätzt die AMI um gut ein Prozent niedriger ein als im Vorjahr. Auch im Unterglasanbau erreichten die Erträge nicht das Vorjahresniveau. Obwohl es im vergangenen Jahr wärmer war, fehlte es an ausreichender Sonneneinstrahlung.
Gurken und Tomaten verteuerten sich binnen Jahresfrist um 32 und 20 Prozent. Die Preise für Kohlgemüse [4] sanken im vergangenen Jahr um dreizehn Prozent, für Blumenkohl sogar um knapp 30 Prozent. Bei Zwiebeln und Karotten, die im Vorjahr teurer waren, normalisierten sich die Preise wieder. Dies führte zu einer höheren Nachfrage, sodass sich die Einkaufsmenge um zwei Prozent erhöhte. Bis um 30 Prozent billiger wurden auch die Speisekartoffeln.
Rein bezogen auf den Markt ist das Angebot an Herbst- und Lagergemüse in Deutschland zu Beginn des Jahres ausreichend. Doch kann die über den Winter eingelagerte Ware an Qualität verlieren. Das meiste Obst und Gemüse wird importiert. Rund 80 Prozent des Obsts und rund 60 Prozent des Gemüses kommen aus dem Ausland.
Teurere Hähnchen, billigere Eier
Im Vorjahresvergleich entwickelten sich die Erzeugerpreise teilweise gegenläufig. So verbilligten sich pflanzliche Produkte um vier Prozent im Vergleich zum November 2023. Die Preise für tierische Erzeugnisse [5] hingegen zogen um 9,6 Prozent an. Verglichen mit dem Vorjahresmonat kletterte der Milchpreis im Januar um 23 Prozent.
Für die Verbraucher bedeutet dies, dass Produkte wie Butter, Käse und Sahne teurer wurden. Die Preise für Rinder zogen um 20 Prozent an, während die für Schlachtschweine um acht Prozent fielen. Während sich Hähnchen von 5,6 Prozent verteuerten, verbilligten sich die Eier um rund zwei Prozent.
Steigende Inflationsraten beeinflussen Preise
Derzeit liegen die Erzeugerpreise rund vier Prozent über dem Niveau des Vorjahres, wie das Statistische Bundesamt im Januar mitteilte. Verglichen mit dem Vormonat verteuerten sie sich um 1,3 Prozent. Im August und September waren die Preise noch gesunken. Im Dezember war die Inflationsrate auf 2,6 Prozent gestiegen.
Die Preisentwicklung bei den Produzenten kommt meist verzögert über die allgemeine Inflation bei den Endverbrauchern an. Steigen die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse, werden auch die verarbeiteten Produkte teurer.
Auch wenn die Erzeugerpreise tendenziell leicht über Vorjahresniveau lagen, reichten sie kaum aus, um die steigenden Produktionskosten aufzufangen: Neben steigenden Lohnkosten und fehlenden Arbeitskräften belasten auch Kosten für Energie, Pflanzenschutzmittel und Treibstoff die Erzeuger.
Keine weitere Entspannung bei Preisen erwartet
Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Inflationsrate [6] genau wie im Januar im Februar bei 2,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Im Dezember lag die Inflationsrate noch bei 2,6 Prozent. Für das laufende Jahr prognostizieren Ökonomen eine durchschnittliche Teuerungsrate von etwas über zwei Prozent und damit ein ähnliches Niveau wie im Vorjahr.
Während die Energiepreise im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 1,8 Prozent sanken, gingen sie im Januar um 1,6 Prozent zurück.
Nahrungsmittel verteuerten sich [7] hingegen mit 2,4 Prozent nach 0,8 Prozent im Januar deutlich stärker als zuletzt. Die Kernteuerung ohne schwankungsanfällige Preise für Energie-, Nahrungs- und Genussmittel sank von 2,7 Prozent auf 2,6 Prozent. Die Kerninflation [8] bildet die grundlegende Teuerung ab und stellt den Inflationstrend nach Meinung vieler Ökonomen besser dar als die Gesamtrate.
Preiswert und gesund: Selbstversorgung mit Gemüse und Kräutern
Wer Geld sparen will, baut sein Gemüse am besten selbst an. Das ist nicht nur kostengünstig, es schützt auch das Klima. Denn der Transport von Lebensmitteln ist weltweit für einen Kohlendioxid-Ausstoß von drei Milliarden Tonnen verantwortlich.
Ein Kilo selbst angebautes Obst oder Gemüse spart durchschnittlich ein bis zwei Kilo Kohlendioxid ein. Das fällt primär beim Transport an. Es sei denn, das Gemüse kommt vom Bauern nebenan oder von einer Solidarischen Landwirtschaft [9] (Solawi), die ihre Äcker in der Nähe ihres eigenen Wohnortes bewirtschaftet.
Auch Gemüse aus dem eigenen Garten oder auf dem Balkon benötigt keine Pestizide. Gleichzeitig spart man sich den Verpackungsmüll. Frisch geerntet enthält es noch die meisten Vitamine beim Verzehr. Manchmal reicht das selbst geerntete Gemüse auch den Winter hindurch [10].
Im März kann man Salat und Gemüse aus regionalem Anbau kaufen oder sogar im eigenen Garten ziehen [11]:
- Feldsalat, auch Ackersalat oder Rapunzel genannt, ist ein beliebter Blattsalat. Mit seinem fein-nussigen Geschmack schmeckt er als Beilage zu jeder Mahlzeit.
- Spinat, als Salat oder an Spaghetti [12].
- Lauch, gebraten, gegrillt oder an Salat.
- Lagergemüse: Pastinaken, Rote Beete, Weißkohl (auch verarbeitet als Sauerkraut [13]).
Eine nahrhafte Ergänzung des Speiseangebotes im Frühjahr sind gesunde, vitaminhaltige Wildkräuter:
- Aus wildem Bärlauch [14] lässt sich schmackhaftes Bärlauchpesto [15] oder -hummus [16] zubereiten.
- Blätter vom wilden Giersch [17] schmecken als Salat oder als Pesto.
- Auch junge Brennnesselblätter [18] lassen sich zu Salat, Spinat oder Pesto verarbeiten.
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[1] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/01/PD25_015_61211.html
[2] https://www.agrarheute.com/pflanze/lebensmittel-regionales-obst-gemuese-knapp-632352
[3] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/obst-gemuese-preise-verbraucher-100.html<
[4] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2025/01/PD25_015_61211.html
[5] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/erzeugerpreise-milch-butter-inflation-verbraucherpreise-100.html
[6] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/inflation-januar-erste-schaetzung-100.html
[7] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/konjunktur/inflation-deutschland-verbraucherpreise-100.html
[8] https://www.manager-magazin.de/politik/europa/inflationsrate-in-der-eurozone-verbraucherpreise-sinken-weniger-als-erwartet-a-bd9e29de-b59d-4372-93d6-9af33e1a1758
[9] https://www.solidarische-landwirtschaft.org/startseite/
[10] https://www.tagesschau.de/wissen/klima/klimakonferenz/obst-gemuese-anbau-100.html
[11] https://utopia.de/ratgeber/nicht-kaufen-welche-lebensmittel-du-im-maerz-meiden-solltest-und-bessere-alternativen_784633/?utm_source=firefox-newtab-de-de
[12] https://utopia.de/ratgeber/spaghetti-mit-spinat-ein-rezept-fuer-anfaengerinnen_216360/
[13] https://utopia.de/ratgeber/sauerkraut-selber-machen-rezept-in-wenigen-schritten_74523/
[14] https://utopia.de/ratgeber/baerlauchsaison-beginnt-diese-regeln-solltest-du-unbedingt-kennen_778015/
[15] https://utopia.de/ratgeber/baerlauchpesto-selber-machen-vegan-rezept_48073/
[16] https://utopia.de/ratgeber/baerlauch-hummus-ein-rezept-fuer-den-wuerzigen-aufstrich_299334/
[17] https://www.br.de/radio/bayern1/giersch-102.html
[18] https://utopia.de/ratgeber/brennnessel-rezepte-so-schmeckt-die-pflanze-am-besten_94453/
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