Lebenstipps: Philosoph Dr. Christoph Quarch über Einsamkeit
Seite 2: Probleme anderer Leute
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PALs, das sind Probleme anderer Leute – weswegen im "Anhalter durch die Galaxis" ein Raumschiff diesen Namen trägt. Denn Probleme anderer Leute werden immer übersehen, so dass man ein Raumschiff überall parken kann.
Es ist wie bei Scheidungen: Trennt sich ein Paar, werden die separaten Einzelteile der Ehe danach nicht mehr gerne wo eingeladen. Denn es ist statistisch nachgewiesen, dass sich Trennungen ausbreiten wie eine Viruskrankheit. Das ist bei Einsamkeit nicht anders.
Und wenn zur Einsamkeit auch noch echte Viruskrankheiten dazukommen, dann ist alles aus. Corona hat die Reihen unserer einsamen Künstler nachhaltig ausgepflügt. Meint irgendwer, dass zum Beispiel alle Musiker, die es nach Corona nicht mehr gab, nun alle glückliche Programmierer und in der Freizeit gut in Vereinen untergekommen sind?
Nicht wenige Kulturschaffenden sind schlichtweg weg, weil Einsamkeit tötet. Nur, dass sich danach niemand mehr beschwert, heißt nicht, dass es davor kein Isolationsproblem gab. Ganz im Gegenteil. Waren und sind diese verschwundenen System-Unrelevanten und alle anderen unmusischen Einsamen alle nur zu tumb, um sich in einem Verein anzumelden? Unwahrscheinlich.
Quarchs Ratschlag ...
Ist Quarch tumb? Auch das ist scheint eigentlich unwahrscheinlich. Der Mann ist studiert und arriviert, hat bei großen Verlagen und mit Leuten wie Hüther zusammen veröffentlicht. Er kann außerdem kein böser Mensch sein.
Denn er verteilt auf seinen Philosophie-Reisen als Give-aways Bücher, wie zum Beispiel bei dem Seminar zur "Weisheit der Wälder" im hessischen Kuppen-Rhön "Bambi"-Ausgaben. Und sein Verdienst um die Vermittlung antiker Philosophie ist ihm hoch anzurechnen.
Einsamen mit dem Hinweis auf einen Verein oder einer sozialen Betätigung zu kommen, ist ja auch nicht falsch, aber auch nicht umfassend gedacht. So etwas kann nur von jemandem stammen, der sich nur suboptimal in dieses Problem anderer einfühlen kann.
Wie jemand, der noch nie Rheuma hatte und einem Menschen mit einem akuten Schmerzschub und entsprechende Atemnot zu einem Spaziergang an der frischen Luft rät. Ist Quarchs Ratschlag darum ein Schlag ins Gesicht aller unverschuldet Einsamer und Philosophiefans?
Die Sache ist sicher nutzbar als Illustration dafür, wie ignorant so mach gut gemeinter Ratschlag auch bei besten Absichten sein kann. Das hat Quarch vielleicht gar nicht so gemeint. Vielleicht hat er persönlich im eigenen Umfeld nur solche Einsame, die tatsächlich nur zu bequem sind für eine Problemlösung. Unter Umständen war er an dem Tag des Interviews schlichtweg müde, weil er am Abend vorher so viel Soziales zu tun hatte.
Er ist schließlich Mitglied des MMM, eines Unternehmer-Clubs zur Pflege des Erfahrungsaustauschs über moderne Markt-Methoden. Da passt nicht jeder hin und nicht jeder rein. Die anderen müssen dann leider draußen bleiben. Sie dürfen dort aber gerne erhobenen Hauptes die Titelmusik von "Der Mann in den Bergen" vor sich hin summen.
... und die segensreiche Stille
Das war eine US-Serie aus den 1970ern, in der ein Prä-Hipster mit Bart zusammen mit seinem Grizzly im Wald lebt. Der Bär philosophiert nie und sagt die ganze Zeit über kein einziges Wort. Das tut der Serie so gut.
Und es verweist auf die Schönheit einer Stille, wie sie nur Einsame kennen können. Irgendeinen Vorteil muss Einsamkeit schließlich auch haben. Und das hat sie.
Wer dort Dinge sieht, die die anderen nicht sehen und Sachen hört, die den meisten nie zu Ohren kommen werden, der ist dann nicht mehr einsam, sondern nur (vielleicht lieber) allein.