Lindner bestreitet Einflüsterungen von Porsche bei Koalitionsverhandlungen

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will bei den Koalitionsverhandlungen keinen Souffleur gebraucht haben. Bild: Steffen Prößdorf / CC-BY-SA-4.0

Der Finanzminister mit FDP-Parteibuch dementiert einen Bericht der ZDF-Satireshow "Die Anstalt", der nahelegt, dass er ein Sprachrohr der Autokonzerne gewesen sei.

Der Verein LobbyControl hatte wohl aufgrund hoher Parteispenden der Autoindustrie an die FDP schon mit so etwas gerechnet und stellte daher die Nachricht, die nun entschieden dementiert wird, kaum in Frage: "Porsche saß bei den letzten Koalitionsverhandlungen offenbar praktisch mit am Tisch", kommentierte die Nichtregierungsorganisation Recherchematerial des ZDF, auf dessen Inhalt diese Woche in der Comedy-Sendung "Die Anstalt" Bezug genommen wurde. Zu verdanken sei das Finanzminister Christian Lindner (FDP).

Vorstandschef soll sich vor lauter Stolz verplappert haben – was er bestreitet

Der Vorstandschef des Autobauers Porsche, Oliver Blume, soll demnach mit seinen engen Kontakten zu Lindner während der Koalitionsverhandlungen geprahlt haben.

In der bereits am Dienstag ausgestrahlten Sendung wurde Blume mit folgenden Worten zitiert, die auf einer Betriebsversammlung am 29. Juni gefallen sein sollen: "Wir haben sehr großen Anteil, dass die E-Fuels in den Koalitionsvertrag miteingeflossen sind. Da sind wir ein Haupttreiber gewesen, mit ganz engem Kontakt an die Koalitionsparteien. Der Christian Lindner hat mich in den letzten Tagen fast stündlich auf dem Laufenden gehalten."

So habe es Blume geschafft, die künftige Verwendung von E-Fuels für seine Klientel "offenzuhalten", hatte der Kabarettist Max Uthoff dazu erklärt. Im "Faktencheck" der Sendung heißt es: "Belege, die diese Aussage verifizieren, liegen der Redaktion vor." Auf Anfrage des stern wollte das ZDF nicht näher zur Art der Belege dazu äußern.

"Keinerlei Kontakt"

Sowohl Lindner als auch Porsche weisen den Bericht zurück: Lindners Position zu E-Fuels sei seit Jahren bekannt, twitterte das Social-Media-Team des Finanzministers am Freitagnachmittag. "Entsprechend hat er sich im Juni zum von der EU geplanten Verbrenner-Aus geäußert und innerhalb der Bundesregierung gehandelt. Es gab zuvor keinerlei Kontakt mit Herrn Blume und auch keinerlei anderweitige Einflussnahme."

Ein Unternehmenssprecher von Porsche dementierte den Bericht ebenfalls: "Den Austausch hat es so nicht gegeben", zitierte der Spiegel den Sprecher am Freitagabend.

Sowohl Autokonzerne als auch die FDP versuchen unabhängig davon seit Längerem, synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) als besonders umwelt- und klimafreundlich darzustellen. Das Problem ist nur: "Grüner Strom", der für deren Herstellung benötigt wird, wenn sie dies tatsächlich sein sollen, ist knapp; und der Ausbau geht schleppend voran. An weniger und kleineren Autos führt daher in absehbarer Zeit kein Weg vorbei, wenn die klimaschädlichen Emissionen tatsächlich sinken sollen.