Lügen haben lange Beine
Verbesserte Lügendetektoren registrieren die Gehirnaktivität mittels NMR
Wer hat noch nicht von dem Lügendetektor aus der angelsächsischen Rechtspflege gehört? Leider arbeiten die Geräte nicht zuverlässig, ein routinierter, trainierter Verdächtiger mag den Test bestehen und ein nervöser daran scheitern. Warum sollten Verbrecher Verhöre nicht vorab trainieren? Vielleicht können Yoga-Schüler sogar ihre Herzfrequenz steuern?
Lügendetektoren messen so allerhand triviale Parameter wie Herzrhythmus, Blutdruck und Atemfrequenz oder die Leitfähigkeit der Haut zum Nachweis des Transpirierens; zudem erfassen neuerdings Kameras die Augenbewegungen, auch das EEG kommt in Frage.
All diese Messwerte sind letztlich kaum aussagekräftig, möglicherweise lassen sie sich zum Teil durch Training sogar beeinflussen. Zum Messen üblicher Parameter wie Herzfrequenz und Blutdruck beobachten Verhörexperten neuerdings zusätzlich verräterische Augenbewegungen der Verdächtigen beim Betrachten gezeigter Bilder. Selbst geübte Lügner sollen sich damit schwer tun.
Dennoch hat sich bislang noch kein Lügendetektor als verlässlich erwiesen. Eine Alternative wäre ein Blick ins Gehirn mittels Kernspintomografie als bildgebendes Verfahren, eine Idee, die Marketingleute für die Werbung nutzen wollen. Die Annahme ist, das Lügen sei komplizierter und damit anstrengender als einfach die Wahrheit zu sagen.
Mittels zeitabhängiger Kernspintomografie, auch Magnetresonanztomografie genannt, lassen sich nicht nur innere Organe abbilden, sondern auch Stoffwechselvorgänge zeitabhängig untersuchen und somit aktive Bereiche des Gehirns erkennen. Sogar Erregungsänderungen im Gehirn im Laufe von Denkprozessen lassen sich so sichtbar machen.
Wie eine im November letzten Jahres veröffentlichte Studie zeigt, aktivieren Probanden anscheinend verschiedene Bereiche des Gehirns beim Lügen oder beim Erzählen der Wahrheit. Dachten sich Probanden Lügen aus, so waren mehr Bereiche des Gehirns aktiv. Das berichtete das Magazin New Scientist am 12. März 2005. Sollten weitere Forscher ähnlich signifikante Unterschiede finden, so könnte sich das Verfahren durchsetzen, ohne dass die Verbrecher das Prinzip in allen Einzelheiten durchblicken können.