Macht uns die Jagd nach Glück krank?

Philipp Hahnenberg
Hand hält Ball mit Smiley-Gesicht

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Glücklich sein – das wünschen sich die meisten Menschen. Viele investieren dafür Zeit, Geld und Energie in Selbstoptimierung. Doch ausgerechnet das könnte der größte Glückskiller sein.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie beleuchtet die Herausforderungen beim Streben nach Glück. Diese Forschungen liefern wertvolle Einblicke in die psychologischen Mechanismen, die unser Wohlbefinden beeinflussen, und betonen die Bedeutung eines bewussten Umgangs mit Emotionen.

Das Paradox des Glücksstrebens

Forscher der University of Toronto haben das sogenannte "Happiness Paradox" untersucht, bei dem das aktive Streben nach Glück eine gegenteilige Wirkung hat und die Menschen unglücklicher macht. Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Applied Psychology: Health and Well-Being, zeigt, dass der Versuch, glücklicher zu sein, unsere mentale Energie erschöpft und unsere Selbstkontrolle schwächt.

Sam Maglio, Professor für Marketing an der Scarborough-Universität und der Rotman School of Management, erklärt, dass ein ständiges Streben nach Glück zu einer Erschöpfung der mentalen Ressourcen führt, was unsere Fähigkeit zur Selbstregulierung beeinträchtigt. Dies kann dazu führen, dass Menschen anfälliger für Versuchungen werden und Entscheidungen treffen, die ihrem Wohlbefinden schaden.

In einer Reihe von Experimenten fanden Maglio und Co-Autorin Aekyoung Kim heraus, dass Menschen, die sich stark auf das Erreichen von Glück konzentrieren, weniger Zeit und Energie für alltägliche Aufgaben aufwenden. Ein Beispiel zeigt, dass Teilnehmer, die durch Werbung mit dem Wort "Happiness" beeinflusst wurden, mehr Schokolade konsumierten, was auf eine verminderte Selbstkontrolle hinweist.

Die Forscher betonen, dass das Streben nach Glück nicht per se sinnlos ist, aber ein übertriebener Fokus darauf mental erschöpfend sein kann. Maglio empfiehlt, Glück eher als einen Zustand zu sehen, den man akzeptieren sollte, anstatt ihn zwanghaft zu verfolgen (University of Toronto, 2025).

Emotionale Ansteckung bei Senioren

Eine weitere Studie aus Montréal, Kanada, untersuchte im vergangenen Jahr die Auswirkungen der emotionalen Ansteckung auf ältere Menschen. Diese Forschung, veröffentlicht vom Fachportal PLOS Mental Health, zeigt, dass Senioren, die dazu neigen, die Emotionen anderer zu spiegeln, häufiger Anzeichen von Angst oder Depression zeigen.

Marie-Josée Richer und Pierrich Plusquellec, die die Studie leiteten, erklären, dass emotionale Ansteckung eine unbewusste Anpassung ist, die durch die Nachahmung von Gesichtsausdrücken und Gesten ausgelöst wird. Diese Empfänglichkeit kann jedoch zu psychischem Stress führen, wenn sie mit negativen Emotionen konfrontiert wird.

Die Studie untersuchte 170 Erwachsene über 55 Jahre, die in Seniorenresidenzen lebten und mit verschiedenen Widrigkeiten konfrontiert waren. Die Ergebnisse zeigten, dass Senioren, die anfälliger für emotionale Ansteckung waren, bis zu zehnmal häufiger Symptome von Angst oder depressiver Verstimmung aufwiesen.

Diese Anfälligkeit wurde als bedeutender Faktor für psychische Belastungen bei älteren Menschen identifiziert. Die Forscher empfehlen die Entwicklung von Strategien, um diesen Senioren zu helfen, ihre Sensibilität besser zu kontrollieren, um ihre psychische Resilienz zu stärken und ihre Lebensqualität zu verbessern.